TÜBINGEN. Der Karlsruher Cheftrainer Aleksandar Scepanovic war stolz auf seine Baketballer. »Ich bin jetzt im siebten Jahr hier in Karlsruhe. Wir haben in dieser Zeit einige große Erfolge feiern können. Für mich war dieser Sieg aber der bislang größte«, sagte der Kroate. »Wir hatten eine verdammt schlechte Ausgangslage. Das Team hat jedoch aufopferungsvoll gekämpft und sich diesen Erfolg verdient.« Beim Heimspiel gegen die Tigers Tübingen musste er gleich auf sieben Akteure verletzungs- und krankheitsbedingt verzichten. Mit einem Acht-Mann-Kader, wobei zwei Jugendspieler nur sporadisch zum Einsatz kamen, bezwang der Tabellenzwölfte nach vier Niederlagen in Folge vor der Karlsruher Saison-Rekordkulisse von 2.679 Zuschauern in der heimischen Europahalle den baden-württembergischen Lokalrivalen aus Tübingen mit 87:84 (50:39).
Wie beim 77:85 Anfang Dezember gegen Bochum mussten sich die Raubkatzen damit schon zum zweiten Mal gegen einen erheblich geschwächten Kontrahenten geschlagen geben. »Wir wussten, wie sie so dezimiert spielen mussten. Das haben sie dann auch gemacht. Aber wir konnten zu selten diese Stärken aus dem Spiel nehmen«, kritisierte Tigers-Chefcoach Domenik Reinboth. Wie gegen Düsseldorf, Vechta II, in Bremerhaven und Crailsheim war erneut das erste Viertel ziemlich verkorkst. Nach zehn Minuten führten die Badener mit 29:17. »Wir haben es nicht geschafft, mit der richtigen Energie ins Spiel zu kommen. Wir dachten, wir hätten dieses Problem im Griff, sind nun aber wieder in alte Muster verfallen«, konstatierte der 42-Jährige und forderte zum wiederholten Mal: »Wir müssen es schaffen, von Beginn Intensität aufs Spielfeld zu bringen.«
31 zu 19 Fouls
In einem insgesamt sehr ausgeglichenen Spiel stechen mit Blick auf die Statistik die Freiwürfe und damit verbunden die Fouls heraus. Karlsruhe verwandelte zwar nur 67 Prozent seiner Freiwürfe, war allerdings mit 42 Mal mehr als doppelt so oft an der Linie als die Tigers (20), die immerhin 75 % verwandelten. Das Schiedsricher-Trio pfiff insgesamt 31 Fouls gegen Tübingen und nur 19 gegen die Gastgeber. »Schlussendlich hatten wir einige Male Glück«, stellte Lions-Coach Scepanovic mit Blick auf so manche Schiedsrichter-Entscheidung fest. »Ich kann verstehen, dass man da als Trainer verrückt wird. So ist es mir zuletzt auch immer wieder mal gegangen.«
Die Schiedsrichter trafen ihre Entscheidungen leider zum wiederholten Mal in dieser Saison nicht ausgewogen. Und das brachte Reinboth erneut zur Weißglut. »Jede Woche haben die Schiedsrichter eine andere Linie«, kritisierte der Tigers-Coach nach dem Spiel in der Pressekonferenz vor laufenden Kameras und Mikrofonen. »Wenn eine Mannschaft doppelt so viele Freiwürfe zugesprochen bekommt, als die andere, dann ist das für uns Trainer schwer zu greifen. Was ist da die Linie?« Dass man den Gegner angesichts dessen misslicher Situation unterschätzt habe, wollte Reinboth nicht so stehen lassen. »Für uns war dies natürlich nicht der erhoffte nächste Schritt nach vorne«, meinte er im Zusammenhang mit der Niederlage, die das Team vor der nun anstehenden Länderspielpause wieder auf Tabellenlatz neun zurückwarf und damit erneut aus dem Play-off-Rängen schleuderte.
Karlsruhe-Center überragender Spieler der Partie
Die Karlsruher Lions kämpften sprichtwörtlich wie die Löwen und holten sich dank einer famosen Energieleistung einen verdienten Erfolg im Kampf um den Klassenverbleib. Dabei war Maurice Pluskota der überragende Spieler der Partie. Nicht nur wegen seiner 29 Punkte und 13 Rebounds. Die Schwaben hingegen konnten sich während der 40 Minuten kein einziges Mal in Führung spielen. Mehr als zwei Unentschieden Mitte des dritten Viertels waren nicht drin. In Minute 15 lag der Gegner mit 41:22 am höchsten in Front. Die Fehlerquote sowie das Energielevel der Tübinger waren einfach nicht ausreichend. Bei den Schwaben konnten sich fünf Akteure zweistellig in die Punkteliste eintragen. David Cohn war mit 19 Zählern bester Schütze, gefolgt von Jamison Overton (17), Melkisedek Moreaux (15), Marvin Heckel (12) und Samuel Idowu (11). Neben dem größeren Einsatz der Mannschaft um Co-Trainer Aleksandar Nadjfeji, der viele Jahre auch in. dieser Funktion sowie als Spieler und Trainer tätig war, begründen vier weitere Statistiken die Tübinger Niederlage: 37:43-Rebounds, 11:20-Assists, 9:14-Steals und 18:15-Ballverluste. (GEA)