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Der SSV Reutlingen ist fast abgestiegen

1:3-Niederlage nach einer 1:0-Pausenführung beim FC Nöttingen - der Fußball-Oberligist SSV Reutlingen bricht einmal mehr in der zweiten Halbzeit ein. Die Lage im Abstiegskampf wird immer aussichtsloser.

SSV-Trainer Philipp Reitter: Es ist bereits eine Minute nach Zwölf. Die Reutlinger können nur noch durch ein Wunder den Klassenv
SSV-Trainer Philipp Reitter: Es ist bereits eine Minute nach Zwölf. Die Reutlinger können nur noch durch ein Wunder den Klassenverbleib in der Oberliga schaffen. Foto: Dieter Reisner
SSV-Trainer Philipp Reitter: Es ist bereits eine Minute nach Zwölf. Die Reutlinger können nur noch durch ein Wunder den Klassenverbleib in der Oberliga schaffen.
Foto: Dieter Reisner

NÖTTINGEN. Als am Samstag um 17.18 Uhr Schiedsrichter Gregor Wiederrecht die Fußball-Oberliga-Partie zwischen dem FC Nöttingen und dem SSV Reutlingen beim Stand von 3:1 mit dem Schlusspfiff beendete, war wohl auch die Zugehörigkeit des SSV zum baden-württembergischen Oberhaus beendet. Die Lage im Abstiegskampf wird immer aussichtsloser. Das auf den vorletzten Platz abgerutschte Team von Trainer Philipp Reitter muss am Samstag, 1. Juni (15.30 Uhr), das Heimspiel gegen den ATSV Mutschelbach gewinnen und auf Ausrutscher der Konkurrenten hoffen.

Reitter hatte die Begegnung beim in der Rückrunde mächtig auftrumpfenden FC Nöttingen zu einem Finalspiel ausgerufen. Einmal mehr. Und einmal mehr hielten seine Schützlinge dem Druck nicht stand. Dass die Mannschaft nach der jüngsten Negativserie mit einer großen Portion Unsicherheit auf den Platz lief, war verständlich. Dass jedoch der Betrachter dieses Spiels nicht den Eindruck hatte, alle Akteure würden mit wilder Entschlossenheit und entsprechendem Biss in den Zweikämpfen zu Werke gehen, war enttäuschend. Und nicht zu akzeptieren.

Symptomatisch für den SSV Reutlingen der vergangenen Wochen war die Entstehung des Nöttinger Ausgleichstreffers in der 47. Minute. Es sei »bitter, in einem K.o.-Spiel, in dem wir 1:0 führen, so ein dummes 1:1 zu kassieren«, war Reitter nach der Partie am Boden zerstört. Was war geschehen? Nach einem weiten Schlag der Nöttinger in Richtung Reutlinger Gehäuse, der nie und nimmer auch nur den Hauch von Torgefahr hätte heraufbeschwören dürfen, wollte SSV-Keeper Enrico Piu außerhalb des Strafraums vor dem heranstürmenden Jimmy Marton mit dem Fuß klären, schoss jedoch seinen Mitspieler Marvin Jäger an. Der Ball landete bei Nils Staiger, der den Ball aus der Gefahrenzone hätte befördern können. Doch Staigers Klärungsversuch landete bei Abdelrahman Mohamed und dessen Hereingabe bugsierte Marton, der schneller als Jäger reagierte, über die Linie. Erschreckend: Der SSV hatte fünf Feldspieler und Piu im Strafraum - und dennoch durfte Marton fast unbedrängt abschließen. Solche Einladungen zu Gegentoren verteilt der SSV schon seit längerer Zeit.

Beim 2:1 von Stefan Zimmermann in der 65. Minute ging der Nöttinger Abwehrspieler nach einer Ecke entschlossen zum Ball. Diese Entschlossenheit bei Standard-Situationen wird beim Kreuzeiche-Club mittlerweile seit Jahren vermisst. Ältere SSV-Anhänger erinnern sich gerne an die Zeiten, als Christian Haas für fulminante Kopfballtore sorgte oder die Innenverteidiger Torsten Traub und Joachim Cast zu Zweitliga- und Regionalliga-Zeiten bei Standards fast immer für Torgefahr sorgten. Den 3:1-Endstand besorgte Nikolaos Dobros (79.) nach Vorarbeit von Niklas Hecht-Zirpel.

Nöttingen war bereits in der ersten Halbzeit die tonangebende Mannschaft, ließ aber im Abschluss die letzte Konsequenz vermissen. Und hatte in der 38. Minute Pech, als Tom Schiffel auf der Torlinie per Kopf klärte. Die Reutlinger Führung kam quasi aus dem Nichts. Nach Vorarbeit von Riccardo Gorgoglione blieb Luca Meixner in der 29. Minute im Abschluss eiskalt und überlistete den Ex-SSVler Xaver Pendinger im Nöttinger Kasten.

Erschreckend aus Reutlinger Sicht war das fehlende Aufbäumen. Bereits nach dem 1:1-Ausgleichstor des Tabellenfünften gingen die Köpfe der Spieler runter. Und nach dem zweiten Gegentor hatte keiner unter den 467 Zuschauern den Eindruck, der SSV könne zurückschlagen. Dabei sollte jedem Akteur klar sein, dass ein Spiel nach einem 1:2-Rückstand in der 65. Minute noch nicht verloren ist. Ob sich diese Elf am letzten Spieltag gegen Mutschelbach noch einmal aufraffen kann? (GEA)