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VfL Pfullingen reicht keine Unterlagen für die Teilnahme an der Aufstiegsrunde ein

Die Pfullinger Drittliga-Handballer haben noch Chancen, sich für die Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga zu qualifizieren. Der VfL hat jedoch keine Unterlagen für die Teilnahme eingereicht. Die Hintergründe.

Raus mit Applaus. Der VfL Pfullingen hat nicht für die Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga gemeldet.
Raus mit Applaus. Der VfL Pfullingen hat nicht für die Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga gemeldet. Foto: JoBaur
Raus mit Applaus. Der VfL Pfullingen hat nicht für die Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga gemeldet.
Foto: JoBaur

PFULLINGEN. 20:2 Punkte haben die Pfullinger Drittliga-Handballer in den zurückliegenden elf Begegnungen eingeheimst. Seit der VfL, der in der Vorrunde von einem unglaublichen Verletzungspech gebeutelt wurde, alle Mann an Bord hat, ist er in der 3. Liga kaum zu bezwingen. Das hat zuletzt der ambitionierte HC Oppenweiler/Backnang zu spüren bekommen, bei dem sich die Pfullinger mit 33:28 durchsetzten.

Nach der jüngsten Siegesserie hat bei einigen Pfullinger Spielern und Fans das Träumen begonnen. Das Träumen von einer Teilnahme an der Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga, in die zwei Clubs aus der Süd-Staffel der 3. Liga und insgesamt acht Mannschaften einziehen. Doch mittlerweile ist ausgeträumt. »Wir können die 2. Liga finanziell nicht stemmen«, erklärt Armin Geffke, der Geschäftsführer der Handball Pfullingen GmbH (der GEA berichtete). Der Verein hat am Lizenzierungsverfahren der 2. Bundesliga nicht teilgenommen und kann deshalb in der Aufstiegsrunde nicht an den Start gehen. Der Wille, sich auf großer Bühne in der Aufstiegsrunde zu präsentieren, ist vorhanden, doch der Verstand sagt Nein.

»Wir können die 2. Liga finanziell nicht stemmen«

Die Schützlinge von Trainer Florian Möck hätten eine realistische Chance auf den Einzug in die Aufstiegsrunde gehabt. Nur drei Clubs haben sich am Lizenzierungsverfahren beteiligt: Spitzenreiter HSG Konstanz (41:7 Punkte), der Dritte HC Oppenweiler/Backnang (34:14) und der Fünfte Wölfe Würzburg (31:15). Der Zweite SG Leutershausen (36:12) und der VfL Pfullingen (33:15) können und wollen das Abenteuer 2. Liga nicht in Angriff nehmen. Die SG Leutershausen bildet nächste Saison eine Spielgemeinschaft mit dem TVG Großsachsen, SG Hohensachsen sowie der TSG Lützelsachsen und fühlt sich noch nicht bereit für den Sprung nach oben. Aus Insiderkreisen ist zu hören, dass der künftig unter dem Namen Saase3 Leutershausen Handball firmierende Club sich erst ernsthaft mit dem Thema 2. Liga beschäftigen will, wenn ein Etat von mindestens 800.000 Euro aufgestellt werden kann.

Das Geld spielt auch beim VfL Pfullingen die Hauptrolle. »Wir sind derzeit finanziell gesund«, betont Geffke. Seine Devise: »Wir geben nur das Geld aus, das wir haben.« In der laufenden Saison arbeiten die Echazstädter mit einem Etat von etwa 370.000 Euro. »Wir mussten 25.000 Euro Corona-Hilfe zurückzahlen«, spricht Geffke von nicht eingeplanten Ausgaben, die aber aufgebracht werden konnten.

»Die interne Kommunikation hätte besser laufen können«

Mit einem Etat in der bisherigen Größenordnung ist an einen Start in der 2. Bundesliga nicht zu denken. Geffke rechnet vor: »Wir hätten in puncto Reisen und Übernachtungen Mehrkosten von 150.000 Euro.« Weil zudem einige Wochentagsspiele absolviert und deshalb der unbezahlte Urlaub einiger Spieler hätte finanziert werden müssen, hätten die Mehrausgaben insgesamt 250.000 Euro betragen. Um auch nur einigermaßen konkurrenzfähig zu sein, wären Verstärkungen notwendig gewesen. Und das hätte wohl einen weiteren sechsstelligen Betrag verschlungen.

»Ich habe Verständnis für diese Entscheidung, wenn es der Verein finanziell nicht packen kann«, formuliert Kapitän Lukas List. »Ich weiß nicht, wo die Lücken sind, glaube aber den Verantwortlichen.« List ist ein Ur-Pfullinger, einer, für den ein Vereinswechsel trotz seiner Klasse nie in Frage kam, einer, der sich seit vielen Jahren als Jugendtrainer engagiert. Der 29-Jährige stellt aber auch fest: »Wir haben es sehr spät erfahren.« Der eine oder andere Spieler dürfte sich darüber mächtig geärgert haben. Geffke gibt zu: »Die interne Kommunikation hätte besser laufen können.«

»Ich kann verstehen, dass die Spieler gerne die Aufstiegsrunde spielen würden«

»In unserem Team sind alle Leistungssportler. Deshalb kann ich verstehen, dass die Spieler gerne die Aufstiegsrunde spielen würden«, sagt der Sportliche Leiter Simon Tölke, der als Spieler mit dem VfL und der HSG Konstanz diese Zusatzrunde absolviert hat. »Die Aufstiegsspiele sind super für uns Spieler und die Zuschauer«, sagt List, der beispielsweise den Pfullinger Auftritt und Triumph in Rostock im Frühjahr 2021 als »unvergessliches Erlebnis« bezeichnet.

Wie in Pfullingen seit vielen Jahren üblich, haben die Macher um Tölke bemerkenswert früh bereits vor vielen Wochen den Kader für die Spielzeit 2024/25 festgezurrt. Fünf Akteure müssen ersetzt werden - Lukas Fischer, Felix Zeiler, Nils Röller, Julian Mühlhäuser und Jannik Hausmann gehen oder hören auf. »Wir wären mit der neuen Mannschaft nicht wettbewerbsfähig in der 2. Liga«, gibt Tölke zu bedenken. Während der VfL derzeit ein Drittliga-Top-Team aufs Feld schickt, müssen künftig wohl kleinere Brötchen gebacken werden.

»Wir haben durchweg verlässliche, langjährige Sponsoren«

Das Ziel ist abgesteckt: »Wir müssen uns als Verein in den nächsten Jahren so aufstellen, dass wir irgendwann die 2. Liga stemmen können«, so Tölke. In naher Zukunft muss allerdings an der Organisation und der Struktur gearbeitet werden. Im Jugendbereich verzeichnet der VfL einen enormen Zulauf. Es fehlt jedoch an Hallen-Kapazitäten. »Wir können mit der A-Jugend derzeit nur zwei Mal pro Woche je eine Stunde und 15 Minuten in der Halle trainieren«, erklärt List. »Wir bräuchten dringend eine neue Halle«, fügt Geffke hinzu.

Und wie reagieren die Sponsoren des VfL auf die Entscheidung, die 2. Liga nicht in Angriff zu nehmen? "Unsere Sponsoren sehen es realistisch", hat Marketingchef Christian Weiß in ersten Gesprächen mit den Werbepartnern erfahren. »Wir haben durchweg verlässliche, langjährige Sponsoren«, betont der frühere Bundesliga-Keeper und seit vielen Jahren im Marketingbereich des VfL mitarbeitende Michael Hoffmann. (GEA)