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VfL Pfullingen hat Nerven wie Drahtseile

Die Drittliga-Handballer des VfL Pfullingen beweisen beim 30:30 in Horkheim einmal mehr Nervenstärke. Ein Akteur befindet sich in Trefferlaune

Erzielt in Horkheim elf Tore für den VfL Pfullingen: Niklas Roth (mit Ball).
Erzielt in Horkheim elf Tore für den VfL Pfullingen: Niklas Roth (mit Ball). Foto: Joachim Baur
Erzielt in Horkheim elf Tore für den VfL Pfullingen: Niklas Roth (mit Ball).
Foto: Joachim Baur

HEILBRONN-HORKHEIM. Die Drittliga-Handballer des VfL Pfullingen sorgen in dieser Saison phasenweise für Begeisterung, in manchen Situationen hakt es noch im Angriffsspiel, doch eines haben sie in jedem Spiel unter Beweis gestellt: Nerven wie Drahtseile. Beim 30:30 (15:15)-Unentschieden beim TSB Heilbronn-Horkheim lagen die Schützlinge von Trainer Fabian Gerstlauer fünf Minuten vor Feierabend mit 26:29 im Hintertreffen. Die Pfullinger kämpften sich in eindrucksvoller Manier heran - und 17 Sekunden vor Schluss stellte Fynn Hofele mit einem sehenswert herausgespielten Treffer den Endstand her. »Ich bin stolz auf mein Team. Wenn es gilt, sind wir da«, sagte Gerstlauer. Der VfL ist weiterhin ungeschlagen, wird mit 8:2 Zählern auf Position vier notiert, hat aber die wenigsten Minuspunkte.

- Die Höhen: Die Pfullinger hatten vor 380 Zuschauern in der Horkheimer Stauwehrhalle zwei bärenstarke Phasen. Bis zur 15. Minute hatte der VfL alles im Griff und warf eine 11:7-Führung heraus. Zudem waren die letzten 20 Minuten überzeugend. Aus dem 19:23-Rückstand machten die Gäste ein 30:30-Unentschieden. Anders ausgedrückt: In ihrer starken Zeit kam Pfullingen auf ein 22:14-Ergebnis. Zu Beginn stellte die Hintermannschaft des VfL die Horkheimer vor Riesenprobleme. »Wir sind furios gestartet«, so Gerstlauer. In der Abwehr waren die Mannen um Kapitän Lukas List fix auf den Beinen und hellwach im Kopf. Die Horkheimer Angreifer konnten sich gegen die offensive Pfullinger Deckung kaum in Szene setzen. »Auch bei unserer Aufholjagd in der zweiten Hälfte haben wir super verteidigt«, stellte Gerstlauer fest.

- Die Tiefen: Zwischen der 15. und 40. Minute hatten die heimstarken Horkheimer um den ehemaligen Bundesligaspieler des TV Neuhausen/Erms, Andreas Schröder, den Hut auf. In diesen 25 Minuten hatte Pfullingen mit 8:16 Toren das Nachsehen. Die Gründe? »Wir hatten zu viele einfache Ballverluste, die von Horkheim in Treffer umgemünzt wurden«, so Gerstlauer. In diesen 25 Minuten ließen die Hausherren den Ball gut durch die Reihen laufen und kamen immer wieder in die Tiefe. Das wiederum lag auch daran, dass die Pfullinger Akteure unmöglich auf dem Level der ersten 15 Minuten durch das gesamte Spiel hindurch verteidigen konnten. Der Abwehrstil des VfL ist sehr kraftraubend. Zudem hatten die Echazstädter einige Ausfälle zu verkraften und ergo weniger Wechselmöglichkeiten.

- Die Schlussphase: Als Mario Urban in der 55. Minute zum 29:26 für Horkheim traf, schienen die Felle des VfL endgültig davonzuschwimmen. Doch sollte man in dieser Saison nie die Rechnung ohne den VfL machen. Hofele nach einem Kempa-Trick und Sascha Brodbeck mit zwei Toren sorgten bis zur 57. Minute für das 29:29. 135 Sekunden vor Schluss brachte Louis Dück Horkheim mit 30:29 in Führung. Schließlich trat noch einmal Hofele auf den Plan und markierte den 30:30-Endstand.

- Das Selbstbewusstsein: List & Co. treten in dieser Saison mit einem bemerkenswerten Selbstbewusstsein und Selbstverständnis auf. Nichts, rein gar nichts, kann das Team offensichtlich aus der Ruhe bringen. Beim TV Erlangen-Bruck gelang dem VfL ein 32:31-Erfolg; bei der SG Pforzheim-Eutingen machte Pfullingen einen Sechs-Tore-Rückstand wett und erkämpfte sich ein 24:24-Remis; beim 27:26 gegen den HBW Balingen-Weilstetten II markierte Julius Schmidt wenige Sekunden vor Spielende den Siegtreffer. Und nun die famose Aufholjagd in Horkheim.

- Der Top-Torjäger: Was wäre der VfL Pfullingen ohne Niklas Roth? Der 26 Jahre alte Rückraumspieler gilt seit vielen Jahren als ein absoluter Topmann der 3. Liga Süd. Roth trifft und trifft. In Horkheim trug er sich satte elf Mal in die Trefferliste ein.

- Die Ausfälle: In den nächsten Wochen könnte es personell beim VfL eng werden. In Horkheim fehlten neben dem langzeitverletzten Lasse Schiemann Rechtsaußen Axel Goller sowie die Rückraumakteure Conrad Schmitt und Tim Hafner. Goller hat sich im Training zwei Bänder gerissen und fällt einige Wochen aus, Schmitt plagen Knieprobleme und Hafner hat Schmerzen an der Ferse. Zudem musste Linksaußen Christopher Rix in Horkheim wegen muskulären Problemen am Ende der ersten Halbzeit raus.

- Die Siebenmeter: Nachdem Rix den ersten Strafwurf vergab und dann verletzt ausschied, übernahm List die Verantwortung. Zwei Versuche, zwei Nieten. Den vierten Siebenmeter nahm sich Niklas Roth. Und weil der Goalgetter an diesem Abend alles traf, versenkte er seinen Strafwurf und brachte seine Farben auf 24:26 heran.

- Die Probleme: »Für uns war es schwierig, uns auf die unterschiedliche Regelauslegung der Schiedsrichter einzustellen«, formulierte Gerstlauer. Während die Pfullinger Akteure sieben Zeitstrafen aufgebrummt bekamen, mussten die Horkheimer nur drei Zwei-Minuten-Strafen absitzen. Der VfL bekam vier, Horkheim zehn Siebenmeter zugesprochen. Das rückt die Leistung der Gerstlauer-Schützlinge in ein noch besseres Licht, trotzten sie doch allen Widrigkeiten. Dieser VfL Pfullingen macht Spaß. (GEA)