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VfL Pfullingen gewinnt Krimi gegen Top-Team

Ein packendes Drittligaspiel bis zur Schluss-Sekunde, ein Traum-Comeback, ein Pfullinger Sieg - die Zuschauer fühlen sich in der Pfullinger Kurt-App-Halle bestens unterhalten

Glänzt mit einer Top-Leistung: Pfullingens Blitz-Zugang Felix Zeiler (mit Ball). Rechts: Jo Knipp von der HSG Konstanz.
Glänzt mit einer Top-Leistung: Pfullingens Blitz-Zugang Felix Zeiler (mit Ball). Rechts: Jo Knipp von der HSG Konstanz. Foto: Joachim Baur
Glänzt mit einer Top-Leistung: Pfullingens Blitz-Zugang Felix Zeiler (mit Ball). Rechts: Jo Knipp von der HSG Konstanz.
Foto: Joachim Baur

PFULLINGEN. In der Pfullinger Kurt-App-Halle gab es in den vergangenen Jahrzehnten viele Handball-Krimis, elektrisierende Dramen, Triumphe und Szenen, die die Zuschauer von den Sitzen rissen. Am Samstag war so ein Abend. Die offiziell 950 Zuschauer - die 758 Sitzplätze waren belegt, vom Gefühl her dürften mehr als 1.000 Leute in der Halle gewesen sein - erlebten ein Handballspiel vom Feinsten. Und das Comeback des Jahres. Am Ende gab's ein Happy End für die Gastgeber: Der VfL Pfullingen bezwang in der 3. Liga Süd den Meisterschaftsaspiranten HSG Konstanz mit 29:28 (16:15). »Das war beste Werbung für den Handball«, formulierte der HSG-Rechtsaußen Lukas Dietrich, der vor Beginn der Saison von Pfullingen nach Konstanz wechselte.

Pfullingens Sportlicher Leiter Simon Tölke, der einst sowohl für Pfullingen als auch für Konstanz das Tor hütete, kam nach Spielende aus dem Strahlen gar nicht mehr heraus: »Das, was wir im dritten Spiel innerhalb von sieben Tagen in der Abwehr abgerissen haben, war sagenhaft.« Er müsse »den Hut vor dieser Leistung unserer Mannschaft ziehen«. VfL-Trainer Fabian Gerstlauer war fasziniert von der »tollen Atmosphäre«. In der Hintermannschaft sei jeder Akteur »bereit für den Fight« gewesen. »Wir waren enorm griffig in der Abwehr und hatten deshalb viele Ballgewinne.« Pfullingens Kapitän Lukas List sprach von einer »Mega-Kulisse«. Seine Mitstreiter und er seien »gegen einen Top-Gegner top drauf« gewesen. »In der Abwehr sind wir richtig gut gestanden.«

»Ich muss den Hut vor der Leistung unserer Mannschaft ziehen«

Auch wenn alle Pfullinger Akteure einen Sahnetag erwischten: Zum Mann des Abends avancierte Felix Zeiler. Nachdem die Verletzungsmisere immer größer wurde - am Mittwoch in Kornwestheim zog sich Fynn Hofele einen Kahnbeinbruch zu - schlugen die Pfullinger Verantwortlichen auf dem Transfermarkt zu. »Am Donnerstag haben wir diese Personalie geklärt, am Freitag hat Felix mittrainiert, am Freitag kam auch die Spielberechtigung und am Samstag hat er gespielt«, ließ Tölke den zeitlichen Ablauf dieser Verpflichtung Revue passieren.

Zeiler kam, sah, dirigierte und traf. Als wäre er nie weg gewesen. Von 2021 bis 2024 trug der Rückraum-Mitte-Spieler schon einmal das Trikot des VfL, wechselte dann zum Liga-Rivalen TSV Neuhausen/Filder. Aus Studiengründen hat er in dieser Runde noch kein Spiel bestritten. Nur deshalb konnte dieser Wechsel so schnell eingetütet werden. »Es hat sehr viel Spaß gemacht«, sagte Zeiler. Einige Mal habe er »gemerkt, dass sich Spielzüge verändert haben«. Es war bewundernswert, wie der Spielmacher das Zepter in die Hand nahm, in der ersten Hälfte vier Mal aufs Tor warf und vier Mal traf. Insgesamt trug er sich fünf Mal in die Torschützenliste ein.

»Ich habe einige Mal gemerkt, dass sich Spielzüge verändert haben«

In der Anfangsphase lagen die Pfullinger, die im zehnten Saisonspiel erst zum dritten Mals zu Hause antreten durften, zumeist knapp im Rückstand. Beim 0:2, 1:3, 4:6 und 5:7 waren es jeweils zwei Tore. Paul Prinz brachte die Hausherren in der 17. Minute mit 9:8 erstmals in Führung. Beim 18:15 (33. Minute) hatte der VfL zum ersten Mal drei und beim 25:21 (43.) das erste und einzige Mal vier Tore Vorsprung. Nach dem 29:26 (56.) von Johnny Beck kam der Zweitliga-Absteiger bis auf ein Tor heran, die Pfullinger ließen sich aber den Sieg nicht mehr entreißen.

Es war bewundernswert, wie bei Pfullingen immer wieder in entscheidenden Phasen Spieler abwechselnd Akzente setzten. Torhüter Felix Maar entschärfte im ersten Durchgang fünf schwere Bälle. Der in der 39. Minute den Platz zwischen den Pfosten einnehmende Daniel Schlipphak war in der 56. Minute bei einer »Granate« des wurfgewaltigen Lars Michelberger und 37 Sekunden vor Feierabend bei einem Versuch von Linksaußen Maxim Pliuto zur Stelle. Torjäger Niklas Roth erzielte seine vier Treffer zu Beginn der zweiten Hälfte, als sich seine Mitspieler ob der Strapazen der Englischen Woche im Angriff etwas sammeln mussten. Der ebenfalls vier Mal erfolgreiche Beck, der sich immer besser ins Pfullinger Spiel einfügt, setzte mit seinen dynamischen Einzelaktionen Akzente. Linksaußen Mathis Roth, der ebenfalls vier Tore markierte, bestätigte eindrucksvoll seinen Aufwärtstrend nach einer Verletzungspause zu Beginn der Saison. Kapitän List zeichnete sich einmal mehr als Abwehr-Organisator aus und imponierte auch im Angriff mit gelungenen Anspielen und einem Tor. Eine sehr gute Note verdiente sich Sascha Brodbeck. Der Kreisläufer wird von Woche zu Woche stärker und ein immer wichtigerer Faktor im Pfullinger Spiel.

Am Ende der 60 Spielminuten durfte man allen 30 Akteuren zu einem Spektakel höchster Güte gratulieren. Der Konstanzer Rechtsaußen Lukas Dietrich brachte es auf einen wundervollen Nenner: »Das war beste Werbung für den Handball.« (GEA)