PFULLINGEN. Tolle Stimmung, verdienter Sieger, hadernder Verlierer. 1.000 Zuschauer erlebten in der Kurt-App-Halle ein rassiges Drittliga-Spiel, das der souveräne Spitzenreiter HC Oppenweiler/Backnang beim VfL Pfullingen letztlich ungefährdet mit 30:26 (17:13) gewann. »Das war eine überragende Atmosphäre. So macht Handball Spaß«, strahlte Oppenweilers Trainer Stephan Just über beide Backen. »Wir gehen mit einem guten Gefühl in die Weihnachtspause«, fügte der Ex-Nationalspieler hinzu. In Oppenweiler herrscht eitel Sonnenschein: Der Sieg beim Erzrivalen war der 14. in Folge.
Die Pfullinger Akteure mussten die Überlegenheit des Tabellenführers anerkennen, hatten sich aber dennoch ein besseres Ergebnis erhofft: »Wir hatten wenig Glück mit den Abprallern, die zumeist beim Gegner landeten«, sagte VfL-Trainer Fabian Gerstlauer. »In der ersten Halbzeit haben wir zu viele Freie verworfen.« Rückraumspieler Lasse Schiemann meinte: »Uns hat das Quäntchen Glück gefehlt.« Und Rechtsaußen Lukas Dietrich stellte fest: »Heute war bei uns der Wurm drin. Ärgerlich, dass die 50:50-Entscheidungen der Schiedsrichterinnen alle an Oppenweiler gingen.«
Zumeist einen Tick wacher
Das mit dem Glück und den Abprallern sind spezielle Themen. Das Glück, heißt es richtigerweise im Sport, muss man sich erarbeiten. Und die Abpraller muss man sich einfach schnappen. Im Klartext: Oppenweiler/Backnang war in vielen Situationen einen Tick schneller, einen Tick wacher und einen Tick konzentrierter. Wenn man sich vor Augen führt, welchen Aufwand die beiden Teams im Alltag betreiben, ist es kein Wunder, dass Oppenweiler eine Zusatzbrise Qualität in die Waagschale werfen kann. Der Spitzenreiter arbeitet mit einem etwa drei Mal so hohen Etat wie die Pfullinger und trainiert sieben Mal pro Woche, während VfL-Coach Gerstlauer seine Schützlinge während der Runde nur drei Mal zu einem Mannschaftstraining bittet.
Vor dem Spiel war auch klar, dass die Pfullinger nur dann eine Siegchance haben, wenn ihre Asse stechen. Da war zum einen das Torhüter-Duell. Daniel Schlipphak sollte den Oppenweiler Angreifern den Zahn ziehen. Der 28-Jährige, der sich vor einem Jahr beim 32:31-Sieg seiner Farben in Gala-Form präsentierte, kam überhaupt nicht ins Spiel und benötigte 38 Minuten bis zu seiner ersten Parade. Am Ende hatte er vier schwere Würfe pariert. Pfullingens zweiter Mann Marc Vogel, der in der ersten Hälfte elf Minuten zwischen den Pfosten stand, kam auf eine Parade. Oppenweilers Keeper Janis Boieck agierte nicht herausragend, aber solide. Seine Bilanz: Neun Paraden.
Niklas Roth muss verletzt vom Feld
Für das zweite Pfullinger Ass war bereits nach 34 Minuten Feierabend. Torjäger Niklas Roth musste nach seinem vierten Treffer zum 15:20 verletzungsbedingt vom Feld. »Niki hat sich wohl einen Anriss der Fußsohlensehne zugezogen«, lautete die erste Diagnose von Mannschaftsarzt Dr. Ulrich Dobler. Nun muss der VfL bibbern und hoffen, dass der Rückraumspieler beim nächsten Spiel am 11. Januar zu Hause gegen die Wölfe Würzburg wieder einsatzfähig ist.
Bis zum 8:8 (14. Minute) bewegten sich beide Mannschaften auf Augenhöhe, ehe der VfL mit 9:13 (22.) ins Hintertreffen geriet. Die Hausherren kämpften sich schließlich mit viel Kampfgeist auf 12:13 und 13:14 (27.) heran. In dieser Phase trug sich Kreisläufer Paul Prinz zwei Mal in die Torschützenliste ein. Prinz hatte überhaupt einen sehr guten Abend erwischt, glänzte - wie immer - mit starker Abwehrarbeit und im Angriff mit insgesamt sechs Treffern. Damit war er der beste VfL-Werfer. Bester Torschütze des Spiels war ein Ex-Pfullinger: Rechtsaußen Axel Goller trumpfte mächtig auf und war letztlich sieben Mal erfolgreich.
Geburtstagskind Lukas List
Bitter für die Pfullinger um Kapitän Lukas List, der am Samstag 30 Jahre alt wurde, dass sie in den letzten drei Minuten vor dem Gang in die Kabine schwächelten und deshalb zur Pause mit vier Toren in Rückstand waren. Nach dem Wiederanpfiff und dem Ausfall von Niklas Roth hatte Oppenweiler/Backnang das Zepter in der Hand. In der 52. Minute lag der VfL 19:28 hinten. »Positiv war, dass wir am Schluss noch einmal dagegen gehalten haben«, stellte Gerstlauer fest. (GEA)