PFULLINGEN. »Ich gehe davon aus, dass wir gegen Konstanz gut spielen und zumindest einen Punkt holen«, sagt Simon Tölke vor dem Handball-Drittliga-Topspiel am Samstag (20 Uhr, Kurt-App-Halle) zwischen dem Tabellenzweiten VfL Pfullingen und Spitzenreiter HSG Konstanz. Der 29 Jahre alte Pfullinger Torhüter hütete von 2018 bis 2020 das Gehäuse der Konstanzer. GEA: Am Samstag steigt das Duell gegen Ihren Ex-Club HSG Konstanz. Wie sind Ihre Erinnerungen an die zwei Jahre bei diesem Verein?
Simon Tölke: Sehr schön, sehr positiv. Für mich war Konstanz sportlich und persönlich eine tolle Zeit und sehr lehrreich. Ich hatte ein ideales Kombi-Paket und konnte dort mein Masters-Studium und den Leistungssport parallel vorantreiben. Gleich im ersten Jahr schaffte ich mit der HSG den Aufstieg in die 2. Liga und im zweiten Jahr war ich am Klassenverbleib in der 2. Liga beteiligt.
Gibt es noch Kontakte zu ehemaligen Mitspielern?
Tölke: Nur noch zu Michel Stotz und Tim Bornhauser. Mit Michel Stotz, der in der Jugend für die JSG Echaz-Erms spielte, stand ich in der Saison 2017/18 beim TV Neuhausen in einem Team. Danach wechselten Stotz, Tim Keupp und ich nach Konstanz. Bornhauser ist ein Urgestein der HSG. In den zwei Jahren, in denen ich von Konstanz weg bin, hat sich das Bild des Teams enorm verändert. Die Mannschaft wurde stark verjüngt.
»Im Vorrundenspiel hat uns die HSG Konstanz mit ihrem Tempospiel dominiert«
Die HSG Konstanz hat 38:0 Punkte, steht als Meister und Aufstiegsrunden-Teilnehmer fest. Steigt das Team in die 2. Liga auf?
Tölke: Konstanz hat auf jeden Fall sehr gute Chancen. Wenn ich mir die sieben Drittliga-Staffeln anschaue, sehe ich nur Hildesheim und Potsdam mit Konstanz auf Augenhöhe. Eine Aufstiegsrunde ist allerdings eine große Herausforderung.
In der Vorrunde war der VfL Pfullingen beim 32:39 in Konstanz chancenlos …
Tölke: Wir haben damals das Konstanzer Tempospiel nicht in den Griff bekommen. Es gab zwar einige Phasen, in denen wir uns herangekämpft haben, letztlich hat die HSG uns aber mit ihrem Tempospiel dominiert. Bei uns hat zudem die Torhüter- und Abwehrleistung nicht gestimmt. Aus diesen Fehlern vom Hinspiel wollen wir lernen.
Wie kann der VfL am Samstag in der App-Halle den Spieß umdrehen?
Tölke: Die Torhüter- und Abwehrleistung muss definitiv besser sein als in der Begegnung in Konstanz. Außerdem müssen wir im Rückzugsverhalten besser agieren. Wir müssen da schneller sein, und zwar nicht nur körperlich, sondern auch mental. Keine Bedenken habe ich mit unserer Offensive. Da können wir mit unseren Waffen immer etwas reißen. Unser Trainer Daniel Brack wird sicher einen guten Matchplan haben.
Sie kennen die 2. Liga und sind quasi Intimkenner der 3. Liga – wäre der VfL Pfullingen im Falle eines Aufstiegs für die 2. Liga gerüstet?
Tölke: Da bin ich als Spieler der falsche Ansprechpartner. Ich weiß aber, dass die HSG Konstanz sieben Mal pro Woche trainiert, während wir den Pfullinger Weg gehen. Bei uns sind alle Spieler berufstätig oder studieren. Wenn ich die sportliche Komponente betrachte, muss ich eindeutig sagen: Wir wären in der 2. Liga wettbewerbsfähig.
Der Unterschied zwischen 2. und 3. Liga soll aber enorm groß sein …
Tölke: In puncto Aufwand und Strukturen ist der Unterschied in der Tat groß. Ich sage es aber noch einmal: Unser Kader ist zweitligareif. Das zeigt auch das Abschneiden des TuS Fürstenfeldbruck, der ähnlich wie Pfullingen aufgestellt war und in der 2. Liga mithalten konnte. Wir haben es zudem vergangene Saison in der Aufstiegsrunde zur 2. Liga gesehen, als wir gegen Empor Rostock in der Endabrechnung mit einem Tor Unterschied unglücklich ausgeschieden sind. Rostock ist derzeit in der 2. Liga Fünfter, der andere Aufsteiger Hagen Sechster.
»Wir haben jetzt drei Finalspiele. Ich bin guter Dinge, dass wir als Zweiter ins Ziel kommen«
Der VfL liegt drei Spieltage vor Saisonende einen Punkt vor Fürstenfeldbruck auf Platz zwei. Weshalb bleibt Pfullingen Zweiter und zieht in die Aufstiegsrunde ein?
Tölke: Weil wir sportlich und psychologisch die bessere Ausgangsposition haben. Ich gehe davon aus, dass wir gegen Konstanz gut spielen und zumindest einen Punkt holen. Eine Woche später muss Fürstenfeldbruck in Konstanz antreten. Wir hatten zuletzt gegen Söflingen und Oppenweiler aus verschiedenen Gründen ein kleines Tief, haben aber am vergangenen Samstag beim 39:33-Sieg in Neuhausen/Filder trotz zahlreicher Corona-Ausfälle ein gutes Signal gesendet. Wir haben jetzt drei Finalspiele vor der Brust. Ich bin guter Dinge, dass wir als Zweiter ins Ziel kommen.
Ihre Frau und Sie erwarten im April/Mai erstmals Nachwuchs. Sie haben dennoch Ihren Vertrag verlängert. Offensichtlich ist der Spaß am Handball immer noch groß …
Tölke: In Abstimmung mit meiner Frau habe ich meinen Vertrag um ein Jahr verlängert. Mir macht der Handball Spaß, mir macht es mit dem Team Spaß. Außerdem ist der Handball ein sehr guter Ausgleich zum Alltag. (GEA)
ZUR PERSON
Simon Tölke, geboren am 19. Oktober 1992, begann beim VfL Pfullingen mit dem Handballspielen. Er durchlief sämtliche Jugendteams und hütete danach bei den Aktiven das Gehäuse. 2017 wechselte er zum damaligen Drittligisten TV Neuhausen/Erms, für den er zuvor mit einem Doppelspielrecht zwei Jahre in der 2. Liga zum Einsatz kam. 2018 ging Tölke zur HSG Konstanz, mit der er ein Jahr später den Aufstieg in die 2. Liga schaffte. 2020 kehrte der in Eningen wohnende und bei der Firma Mez in Gönningen im Vertrieb beschäftigte Tölke zum VfL zurück. (kre)