BALINGEN. »Wenn ich in die Pfullinger Kurt-App-Halle einlaufe, ist das etwas Besonderes«, sagt Micha Thiemann. Der 34 Jahre alte Trainer des Handball-Drittligisten HBW Balingen-Weilstetten II gastiert mit seinen Schützlingen am Freitag (20.15 Uhr) beim VfL, jenem Verein, für den er einst spielte und als Jugendcoach tätig war.
GEA: Sie waren von 2013 bis 2020 Spieler und Jugendtrainer in Pfullingen. Seither sind vier Jahre vergangen. Was ist von dieser Zeit beim VfL hängen geblieben?
Micha Thiemann: Ich hatte beim VfL Pfullingen meine längste Spielerstation. Wenn ich in die Kurt-App-Halle reinlaufe, ist das etwas Besonderes für mich. Zum Sportlichen Leiter Simon Tölke und zu Florian Möck, der den VfL in der vergangenen Saison trainierte, habe ich regelmäßig Kontakt. Außerdem habe ich gute Erinnerungen an meine Zeit als Jugendtrainer. Da habe ich Spieler wie Tim Freihöfer, der mittlerweile bei den Füchsen Berlin ein gestandener Bundesliga-Akteur ist, trainiert.
GEA: Sie hatten viele Jahre auch Niklas Roth und Paul Prinz, mittlerweile Leistungsträger der Ersten beim VfL Pfullingen, unter ihren Fittichen ...
Thiemann: Richtig. Und ich muss feststellen, dass die Jungs, die ich lange als Jugendtrainer begleitet habe, gegen meine Mannschaft regelmäßig sehr gute Leistungen abliefern.
»Ich bin aktuell zufrieden mit dem Job in Balingen«
GEA: Frühere Pfullinger Trainer loben den Trainer Thiemann in den höchsten Tönen. Daniel Brack hat von einem »gewieften Taktiker« gesprochen, Florian Möck meinte, Sie können den Weg in Richtung 1. oder 2. Bundesliga gehen. Jetzt geben Sie seit drei Jahren bei Balingen-Weilstetten II in der 3. Liga die Kommandos. Wann wagen Sie den Absprung nach oben?
Thiemann: Ich bin aktuell zufrieden mit dem Job in Balingen. Für mich ist es ein ruhiges Arbeiten, ich spüre das Vertrauen und die Unterstützung der Vereins-Verantwortlichen. Dennoch ist es so, dass wir sehr leistungsorientiert unterwegs sind. Ich bin permanent umgeben von großen Talenten. Es macht Spaß, diese Talente ausbilden zu dürfen. Elias Huber und Elias Fügel beispielsweise sind mittlerweile fester Bestandteil unserer ersten Mannschaft in der 2. Liga.
»Irgendwann kommt vielleicht der Zeitpunkt, an dem ich eine erste Mannschaft trainieren will«
GEA: Dennoch könnte irgendwann der Zeitpunkt kommen, an dem Sie eine neue Herausforderung suchen.
Thiemann: Irgendwann kommt vielleicht der Zeitpunkt, an dem ich eine erste Mannschaft trainieren will. Ich muss ja in Balingen Jahr für Jahr mit einer großen Fluktuation leben. Unser System ist immer angepasst an das der ersten Mannschaft. Meine Vorstellungen gehen da manchmal in eine andere Richtung. Es ist eine andere Art des Arbeitens, wir betreiben Ausbildungs-Handball.
GEA: Ein Einstieg bei einem Erst- oder Zweitligisten wäre möglicherweise auch mit einem Umzug verbunden ...
Thiemann: Ich werde wegen des Handballsports nicht umziehen. Dafür ist mir das Geschäft ganz oben zu schnelllebig. Ein Wechsel muss außerdem nicht unbedingt zu einer ersten Mannschaft sein. Ich könnte mir auch eine Arbeit im Verband oder im hochklassigen Jugendbereich vorstellen.
»Ich werde wegen des Handballsports nicht umziehen«
GEA: Vergangene Saison landeten Sie mit Balingen II auf Platz zwölf. In dieser Runde mischen Sie ganz vorne mit. Ihre Erklärung?
Thiemann: Wir trainieren so viel wie noch nie. Pro Woche kommen wir auf acht Übungseinheiten, das sind 15 bis 20 Prozent mehr als letzte Runde. Interessant: Wir haben die jüngste zweite Mannschaft, seit Balingen II am Start ist.
GEA: Die Kluft zwischen der 3. und 2. Liga wird immer größer. Die HSG Konstanz hat als Aufsteiger in der 2. Liga noch keinen Punkt geholt. Sollte man aus derzeit vier Drittliga-Staffeln zwei machen?
Thiemann: Man muss auch sehen, dass der Sprung von der 4. in die 3. Liga riesig ist. Die vier Aufsteiger Oftersheim/Schwetzingen, Plauen, Landshut und Baden-Baden nehmen derzeit die vier letzten Plätze in der 3. Liga ein. Mit einer Verkleinerung der 3. Liga habe ich mich im Detail nicht beschäftigt, ich glaube aber, dass die derzeitige Einteilung gut ist, weil viele Talente in den vier 3. Ligen Spielzeit bekommen.
»Der HC Oppenweiler/Backnang wird Meister, davon bin ich überzeugt«
GEA: Welche zwei Teams ziehen in die Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga ein?
Thiemann: Der HC Oppenweiler/Backnang wird Meister, davon bin ich überzeugt. Dahinter wird es spannend. Würzburg und Aue dürften den zweiten Platz unter sich ausmachen. Vielleicht kann Pfullingen da reingrätschen. Beim VfL ist der Kader aber nicht so breit aufgestellt. (GEA)