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Die Mentalitäts-Monster des VfL Pfullingen

Die Handballer des VfL Pfullingen sind in der 3. Liga Süd als einzige Mannschaft ungeschlagen. Eine erste Bilanz.

Tim Hafner, Paul Prinz, Christopher Rix und Fynn Hofele (von links) feiern Torhüter Felix Maar.
Tim Hafner, Paul Prinz, Christopher Rix und Fynn Hofele (von links) feiern Torhüter Felix Maar. Foto: Joachim Baur
Tim Hafner, Paul Prinz, Christopher Rix und Fynn Hofele (von links) feiern Torhüter Felix Maar.
Foto: Joachim Baur

PFULLINGEN. Die Punkteausbeute ist rosig, die Laune bestens, der Realitätssinn weiterhin geschärft. Die Handballer des VfL Pfullingen sind in der 3. Liga Süd als einzige Mannschaft ungeschlagen, nehmen mit 8:2 Punkten den vierten Platz ein - und dennoch betont der Sportliche Leiter Simon Tölke: »Unsere Zielsetzung, eine Top-6-Platzierung, bleibt bestehen.« Was zeichnet die Mannschaft von Trainer Fabian Gerstlauer aus? Welche Rolle spielt der Coach? Welche dunklen Wolken sind in den vergangenen Tagen am Pfullinger Handball-Himmel aufgezogen? Eine erste Saison-Zwischenbilanz.

- Der Mannschaftsgeist: Kenner der Pfullinger Szene betonen, dass der Teamgeist in diesen Wochen der größte Trumpf des VfL ist. Die Chemie innerhalb der Truppe ist extrem gut. Jeder Akteur erhält Spielzeit, und jeder Spieler gönnt dem anderen diese Spielzeit. Die Zugänge Axel Goller, der als Rückkehrer quasi nur ein halber Neuer ist, Felix Maar und Johnny Beck haben sich nahtlos eingefügt.

- Die Mentalität: »Wir haben eine brutale mentale Stärke«, stellt Tölke fest. In vier der fünf Begegnungen trumpften die Mannen um Kapitän Lukas List in der Schlussphase extrem abgezockt in beinahe unverschämter Art und Weise auf. Das Selbstvertrauen könnte nicht größer sein. Besonders beeindruckend: Die Ausgleichstreffer bei den Begegnungen in Pforzheim (24:24) und in Horkheim (30:30) in der letzten Spielminute sowie das Siegtor gegen Balingen II (27:26) wurden im Stile eines Top-Teams herausgespielt. Da war jeweils ganz viel Spielwitz und Eingespieltheit zu sehen.

- Der Trainer: Fabian Gerstlauer, der im zweiten Jahr die Kommandos gibt, hat offensichtlich die richtige Balance in der Arbeit mit seinen Schützlingen gefunden. In kniffligen Phasen trifft Gerstlauer häufig die richtigen Entscheidungen. Auffallend: Der 42 Jahre alte A-Lizenz-Inhaber wechselt häufiger als noch in der vergangenen Runde. »Wir haben eine aufwändige Spielweise«, begründet Gerstlauer diese Rochaden. »Wir müssen über das Kollektiv kommen«, fügt er hinzu. Das Wichtigste: Da alle Akteure mit ausreichend Spielzeit bedacht werden, wird der bereits erwähnte Mannschaftsgeist gestärkt. »Die Wechsel sind wichtig für das Zusammengehörigkeitsgefühl«, so Gerstlauer. Der Coach belohnt eine gute Trainingsleistung mit mehr Spielzeit. Das wiederum steigert das Trainingsniveau, weil sich jeder Spieler in den Übungseinheiten noch mehr reinhängt und für die Begegnungen empfehlen will.

- Der Ausblick: Tölke, der als Spieler und Funktionär in der dritthöchsten Spielklasse schon viel erlebt hat, spricht von einer »verrückten 3. Liga«. Platz eins und Rang acht trennen lediglich zwei Minuspunkte. Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass sich im Laufe einer Spielzeit zumeist die Teams durchsetzen, die den breitesten Kader haben und einen enormen Trainingsaufwand betreiben. Das müssten in dieser Saison der Zweitliga-Absteiger HSG Konstanz (derzeit 7:3 Punkte) und die Wölfe Würzburg (9:3) sein.

- Die Schwächen: Obwohl die Pfullinger in allen Spielen schwache Phasen hatten, teilweise auch lange schwache Phasen, konnten sie das Steuer noch herumreißen. Das dürfte im Laufe der Saison nicht immer gelingen. Das Team ist derzeit auf allen Positionen mindestens doppelt gut besetzt, nur auf der Spielmacher-Position nicht. »Wir haben keinen nominellen Rückraum-Mitte-Mann«, erklärt Tölke. Lasse Schiemann ist verletzt, Conrad Schmitt neuerdings auch. In die Rolle des Dirigenten schlüpft zumeist List. Der spielt eine überragende Runde, befindet sich aber an der Belastungsgrenze, schließlich ist er zudem der Chef in der Abwehr.

- Die Sorgen: Einige Ausfälle muss jedes Team verkraften können. Das gehört zum Sport dazu. Bei den Pfullingern kommt es jedoch seit einigen Tagen knüppeldick. Schmitt, der nach seinem Kreuzbandriss vor einem Jahr einen starken Einstand hatte und sich mächtig im Aufwind befand, fällt wegen eines Meniskusrisses einige Zeit aus. Der 19-Jährige hat, von Mannschaftsarzt Dr. Uli Dobler vermittelt, einen Termin in der Münchner Schönklinik erhalten. Schmitts Ausfalldauer ist offen. Vier bis sechs Wochen steht Rechtsaußen Axel Goller (doppelter Bänderriss) nicht zur Verfügung. Tim Hafner plagt sich mit einer Fußsohlensehnen-Entzündung herum und kann im günstigsten Fall nächste Woche wieder ins Training einsteigen. Lasse Schiemann (Schulter) ist nahezu schmerzfrei, dürfte aber erst im Jahr 2026 seinen ersten Saison-Einsatz haben. (GEA)