PFULLINGEN. Hart, aber herzlich. Wenn ein Handball-Drittliga-Spiel des VfL Pfullingen unterbrochen ist, dann redet Lukas List gerne mal mit gegnerischen Spielern. Und hat ein schelmisches Lächeln im Gesicht. Man kennt sich, schließlich ist List mit dem VfL bereits im zehnten Jahr in der dritthöchsten Spielklasse unterwegs. Der Vertrag des Pfullinger Urgesteins läuft am Ende der Saison aus. Wie immer, verlängert er doch seinen Kontrakt seit ewigen Zeiten nur um ein Jahr. Aufhören? An diesen Gedanken verschwendet der 29-Jährige keinen Gedanken. »Ich spiele so lange, wie es mir Spaß macht.«
Derzeit macht es dem Kapitän, Abwehrchef, Führungsspieler, Trainer-Ansprechpartner Nummer eins, kurz: dem Leitwolf, besonders viel Spaß. Die Pfullinger legten zum Saisonstart einen sensationellen 8:2-Punktelauf hin. »Mit dieser Ausbeute hätte ich nicht gerechnet«, gibt List zu, der zwischenzeitlich auch wieder im Angriff eine zentrale Rolle einnimmt. »Ich spiele nach unseren zahlreichen Abgängen diese Runde häufiger im Angriff.« Mit Erfolg. Am Samstag, beim 31:27-Sieg in Plauen, traf List zehn Mal ins Schwarze. Nach fünf Spielen stehen 18 Tore zu Buche, nachdem er vergangene Runde insgesamt nur 21 Mal traf. Aber: Letzte Saison musste List wegen eines Kreuzbandanrisses mehrere Monate pausieren.
Mit Wechselgedanken nie konkret beschäftigt
In früheren Jahren zählte der Rückraumspieler Jahr für Jahr zu den erfolgreichsten Pfullinger Torschützen. In der Spielzeit 2012/13 gehörte er als A-Jugendlicher bereits dem Kader der Ersten in der Oberliga an. 2015 schaffte er mit dem VfL den Sprung in die 3. Liga, in der ihm seither 588 Tore (davon 131 Siebenmeter) gelangen. In der Abwehr herausragend, torgefährlich, willensstark, mit einer exzellenten Einstellung ausgestattet - solche Spieler sind immer für andere Vereine interessant. List hat sich allerdings mit Wechselgedanken nie konkret beschäftigt: »In der Region ist der VfL Pfullingen das Beste«, erklärt er. Zudem spiele er bei den Echazstädtern bereits seit der Jugendzeit mit vielen Kumpels zusammen.
»Lukas ist ein Führungsspieler, eine Vorbildfigur auf dem Spielfeld«, urteilt Pfullingens neuer Trainer Fabian Gerstlauer über List. Einsatz und Motivation seien für ihn im Training und im Spiel, »das höchste Gut«. Weil List selbst als Trainer tätig ist, »versteht er die Sprache der Trainer noch besser«, so Gerstlauer. List ist beim VfL schon seit vielen Jahren auch als Coach im Einsatz. »Ich habe bereits als A-Jugendlicher eine Jugend-Mannschaft übernommen«, blickt er zurück. Derzeit zeichnet er für die in der Oberliga angesiedelte A-Jugend verantwortlich. Die C-Lizenz hat List in der Tasche, die B-Lizenz will er in Angriff nehmen und dem Handballsport auch nach seiner aktiven Laufbahn erhalten bleiben. Das könnte jedoch noch eine Weile dauern, ist doch der Spaßfaktor derzeit noch groß.
Integrationsprozess läuft gut
Am Ende der vergangenen Saison verließen nicht weniger als fünf Leistungsträger das Team. Auf der Zugangsseite standen ausschließlich junge, weitgehend unerfahrene Akteure. »Wir funktionieren als Einheit immer besser, alle werden ins Spiel reingeworfen, wir pushen uns gegenseitig«, ist List mit dem Integrationsprozess der Neuen überaus zufrieden.
Neue Abwehr-Spielweise trägt Früchte
Die 8:2 Punkte und der dritte Platz kommen zwar auch für ihn überraschend, überbewerten will er diese Ausbeute allerdings nicht. Mit dem TuS Fürstenfeldbruck und der SG Pforzheim-Eutingen wurden zwei Kontrahenten bezwungen, die vergangene Saison zu den Top-Teams zählten, bislang aber nicht auf Touren kamen. »Von den in der Tabelle weit oben stehenden Mannschaften trafen wir bislang nur auf Aue«, erklärt List. Ein erstes Zwischenfazit könne deshalb erst in einigen Wochen gezogen werden. »Unser System muss sich noch mehr festigen.« Der Abwehrrecke hat erfreut festgestellt, dass die neue Spielweise in der Hintermannschaft bereits Früchte trägt. »Wenn wir es konsequent spielen, ist es eklig für den Gegner.« Gerstlauer lässt seine Schützlinge in der Abwehr extrem ballgewinn- und ballorientiert agieren. »Es ist wichtig, das, was wir machen, extrem konsequent zu machen«, bringt List die Erfolgsformel auf einen Nenner.
Der nächste Pfullinger Erfolg soll am Samstag (20 Uhr, Kurt-App-Halle) im Heimspiel gegen den Tabellenfünften HC Erlangen II eingetütet werden. An List soll es nicht liegen. Der Kapitän würde gerne einige Tore beisteuern, aber auch seine Schaffenskraft in die Abwehrarbeit stecken. Getreu seinem Motto: Hart, aber herzlich. (GEA)