PFULLINGEN. »Das ist für mich schon ein besonderes Spiel. Es wird komisch sein, in die Gäste-Kabine zu gehen«, sagt Lukas Dietrich. »Ich kenne viele Pfullinger Jungs. Außerdem wird meine Verwandtschaft in der Halle sein. Diesmal kommt auch mein Bruder Hannes, der mit dem TSV Betzingen erst am Sonntag spielt«, erklärt Michel Stotz. Dietrich und Stotz streifen sich das Trikot des Handball-Drittligisten HSG Konstanz über, die am Samstag (20 Uhr) in der Pfullinger Kurt-App-Halle auf den VfL trifft.
Dietrich und Stotz haben eine Pfullinger Vergangenheit: Dietrich stand in den beiden zurückliegenden Spielzeiten in Diensten der Echazstädter. Der Rechtsaußen erzielte in seiner ersten Saison 40 und in der zweiten 81 Tore für den VfL. Kreisläufer Stotz, in der 3. Liga als Abwehrkante gefürchtet, spielte einst in der Jugend für die JSG Echaz-Erms, die mittlerweile aufgelöste Jugendspielgemeinschaft der Vereine VfL Pfullingen und TV Neuhausen. Dabei stand Stotz mit den jetzigen Pfullinger Akteuren Niklas Roth, Daniel Schlipphak und Paul Prinz in einem Team.
Ausbildung zum Polizeiobermeister abgeschlossen
»Ich will bei der HSG Konstanz austesten, wie weit nach oben es für mich gehen kann«, erklärt Dietrich, der 2023 von seinem Heimatverein Spvgg Mössingen zum VfL kam. Bei den »Seehasen« findet der 1,94 Meter große rechte Außenbahnspieler optimale Voraussetzungen vor. Pro Woche stehen acht Trainingseinheiten auf dem Programm - fünf Mal wird zu einer Übungseinheit mit der Mannschaft gebeten, drei Mal absolvieren die Spieler individuell Athletik-Training. Dietrich hat kürzlich seine Ausbildung zum Polizeiobermeister abgeschlossen und kann den Beruf sehr gut mit dem Leistungssport verbinden. Der 25-Jährige wohnt in Konstanz, fährt mit dem Fahrrad in zwei Minuten zur Arbeitsstelle und in weiteren zwei Minuten in die Halle.
Das intensive Training zeigt Wirkung. »Ich merke, dass ich einen Tick fitter bin«, erklärt Dietrich. In Punkten hat sich das bei der als Titelfavorit gehandelten HSG Konstanz allerdings noch nicht niedergeschlagen. 9:7 Zähler stehen auf dem Konto des Zweitliga-Absteigers. »Damit sind wir überhaupt nicht zufrieden«, so Dietrich. »Nach dem Abstieg müssen wir uns in der 3. Liga, in der an jedem Spieltag alles passieren kann, erst reinfinden.«
Der in Reutlingen geborene Stotz feierte mit der HSG Konstanz 2019, 2022 und 2024 den Aufstieg in die 2. Bundesliga. »Ich hatte immer mal wieder Angebote aus der 2. Liga, am Ende aber hat für mich das Gesamtpaket in Konstanz immer gestimmt.« Er habe mit Konstanz immerhin vier Jahre in der zweithöchsten Klasse zum Ball greifen dürfen. Wie beschreibt der 1,93 Meter große und 105 Kilogramm schwere Stotz, der in Konstanz lebt und in Neuhausen ob Eck in der Lebensmittelbranche beschäftigt ist, die größten Unterschiede zwischen 2. und 3. Liga? »Die Körperlichkeit«, sagt der HSG-Kapitän, »in der 2. Liga ist jeder Spieler komplett austrainiert. Zudem haben in der 2. Liga alle Teams einen extrem breiten Kader«.
HSG Konstanz mit vielen unkonzentrierten Phasen
Von diesem breiten Kader, der die HSG von vielen Mit-Konkurrenten unterscheidet, möchte Konstanz in der laufenden Drittliga-Saison profitieren. »Der Start war nicht optimal«, redet auch der dienstälteste Konstanzer Akteur nicht um den heißen Brei herum. »Das war auch schon in früheren Drittliga-Jahren so, wir haben es analysiert«, berichtet Stotz, der 2018 zusammen mit Simon Tölke, dem heutigen Sportlichen Leiter der Pfullinger, und Tim Keupp vom TV Neuhausen zur HSG wechselte. Und was lief bislang schief? »Wir hatten in einigen Spielen 10- bis 15-minütige Phasen drin, in denen vorne und hinten nichts zusammenlief. Wir müssen konzentrierter agieren und mehr Ruhe in unser Spiel bringen.«
Man darf gespannt sein, ob am Samstagabend der VfL Pfullingen oder die HSG Konstanz mehr Power aufs Feld und mehr Ruhe ins Spiel bringen wird. (GEA)


