STUTTGART. Die kleinen Vollzugsmeldungen sind für Thomas Hitzlsperger sehr wichtig. Der Berufsanfänger arbeitet seit seinem Einstieg als Sportvorstand des VfB Stuttgart vor 15 Wochen im Krisenmodus, kann nur auf Erfahrungen in anderen Bereichen zurückgreifen und wirkt dennoch fast immer souverän und aufgeräumt wie nur wenige in der Branche.
Dass Tim Walter unabhängig von der Ligazugehörigkeit als neuer Trainer des VfB unterschrieben hat und mit Stürmer Mateo Klimowicz sowie den beiden Mittelfeldspielern Atakan Karazor und Philipp Klement die ersten drei Neuzugänge bereits feststehen, sind für den 37 Jahre alten ehemaligen Nationalspieler wichtige Symbole.
»Es ist schon was passiert in der kurzen Zeit. Das unterstreicht vielleicht auch, dass wir so kurz nach dem Abstieg schon Dinge vorangetrieben haben«, sagte Hitzlsperger zwei Tage nach dem Sturz in die 2. Fußball-Bundesliga. »Wenn es in dem Tempo weiter geht, würde ich sagen, erledigen wir gerade unsere Aufgabe.« Denn auch die ersten Abgänge stehen fest. Die verliehenen Anto Grgic (FC Sion) und Hans Nunoo Sarpei (SpVgg Greuther Fürth) kehren nicht zurück.
Doch es gibt auch große Fragezeichen. Was wird aus Kapitän Christian Gentner, Dennis Aogo oder Andreas Beck? Die Verträge der Routiniers laufen aus. Wie geht es weiter mit Holger Badstuber oder Anastasios Donis? Verliert der Club nach Benjamin Pavard (FC Bayern München) auch die Innenverteidiger Ozan Kabak und Marc Oliver Kempf?
Mit allen Profis will Hitzlsperger in der kommenden Woche den Kontakt suchen, viele wird er im Urlaub anrufen und mit ihnen über eine mögliche Zukunft beim VfB Stuttgart sprechen. Das gilt auch für Daniel Didavi und Mario Gomez, die beide bereits signalisiert haben, ihre Verträge erfüllen und in der 2. Liga weiter für den Club auflaufen zu wollen. Allerdings: »Auch die beiden haben einen Anteil daran, dass es so gekommen ist.«
Gemeinsam mit dem neuen Sportdirektor Sven Mislintat, der seit seinem Wechsel an den Neckar in der Öffentlichkeit noch gar nicht in Erscheinung getreten ist, dies aber zukünftig anstelle von Hitzlsperger tun soll, und Trainer Walter muss der Bayer diese Aufgaben angehen. Denn Stuttgart will vermeiden, nach zwei Abstiegen in drei Jahren zu einer Fahrstuhlmannschaft zu werden. Der VfB soll wieder ein Club sein, der im Fußball für eine Idee steht, für einen Stil und klare Werte. »Als Verein möchten wir eine Identität vorleben und das dem Trainer auch klar sagen«, erklärte Hitzlsperger.
Dass ihm das gelingen wird, glauben viele Fans. Auch ehemalige Mitspieler wie Timo Hildebrand halten viel von dem 37-Jährigen, der mit dem VfB vor zwölf Jahren zuletzt deutscher Meister wurde. »Insgesamt macht er einen fantastischen Job. Er ist authentisch, hochprofessionell und lässt seinen Worten Taten folgen«, sagte der ehemalige Torwart in einem Interview den Portalen »Spox.com« und »Goal.com«.
Hitzlsperger war bislang Chef des Nachwuchsleistungszentrums beim VfB und arbeitete als TV-Experte. Die Rolle als Manager einer Profi-Mannschaft ist komplett neu. Wie er diese vermeintliche Schwäche zu einer Stärke machen will, imponiert auch Hildebrand. »Er hat gesagt, dass er sich kompetente und starke Leute dazu holen will. Leute, die auch mal anderer Meinung sein dürfen. Genau das macht er und genau das macht einen guten Chef für mich aus, egal in welcher Branche«, lobte er. »Ich hoffe, dass er den Posten jetzt auch lange bekleidet.« (dpa)