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»Wie eine Niederlage«: VfB Stuttgart verspielt erneut den Sieg

Enttäuschte Gesichter beim VfB Stuttgart. Der Bundesliga-Vizemeister muss sich gegen die abstiegsgefährdete TSG Hoffenheim mit einem ernüchternden 1:1 (1:0)-Remis begnügen. Welche vier Dinge am Sonntagabend aufgefallen sind.

Enttäuschte Gesichter bei VfB-Abwehrchef Jeff Chabot (rechts) und Angelo Stiller.
Enttäuschte Gesichter bei VfB-Abwehrchef Jeff Chabot (rechts) und Angelo Stiller. Foto: Weber/Eibner
Enttäuschte Gesichter bei VfB-Abwehrchef Jeff Chabot (rechts) und Angelo Stiller.
Foto: Weber/Eibner

SINSHEIM. Es war ein Sonntagabend voller Prognosen und Hochrechnungen. Spannung war jedoch zum Wochenabschluss auch auf dem Rasen in der Sinsheimer Pre-Zero-Arena geboten. Auf diese Spannung hätte der VfB Stuttgart im Duell gegen die TSG Hoffenheim vor rund 13.000 mitgereisten Anhängern, die die Auswärtspartie zu einem Heimspiel machten, allerdings gerne verzichtet. Das Team von VfB-Trainer Sebastian Hoeneß musste sich gegen die abstiegsgefährdeten Kraichgauer mit einem 1:1 (1:0)-Unentschieden begnügen. Nach der Partie marschierten Kapitän Atakan Karazor und Co. mit enttäuschten Mienen vom Feld, weil ihnen bewusst wurde: Wieder einmal haben sie es verpasst, die Patzer der Konkurrenz zu nutzen. Die Folge: Der VfB stagniert in der Tabelle mit 36 Punkten auf dem siebten Tabellenplatz.

- Die Geschichte wiederholt sich
Wieder in Führung gelegen, wieder in der Defensive fast nichts anbrennen lassen, wieder wie der sichere Sieger ausgesehen und daher vielleicht wieder zu sehr in Sicherheit gewogen. Die Partie in Hoffenheim war praktisch ein Abbild der 1:2-Heimniederlage gegen den VfL Wolfsburg vor einer Woche. Zwar stand man am Ende nicht komplett mit leeren Händen da, doch die Umstände machen die verspielte Führung noch ärgerlicher als vor einer Woche. Denn in der Offensive waren die Stuttgarter deutlich gefährlicher als zuletzt gegen die Wölfe. Sie hatten ein deutliches Chancenübergewicht. Allerdings verzweifelte der VfB an Hoffenheim-Keeper Luca Philipp, der ein überragendes Spiel machte und seine Mannschaft mehrfach vor einem höheren Rückstand bewahrte. Nach einer Druckphase mit mehreren guten Gelegenheiten zwischen der 60. und 72. Minute kassierten die Stuttgarter auf der Gegenseite aus dem Nichts den Treffer zum 1:1-Endstand durch Gift Orban (74.). Die Zuordnung im Abwehrzentrum nach einem verunglückten Klärungsversuch von Jeff Chabot war abenteuerlich und hatte überhaupt nicht gestimmt. Kurz vor dem Abpfiff hätte TSG-Angreifer Haris Tabakovic die Partie mit einem gefährlichen Kopfball fast noch vollends auf den Kopf gestellt. Wortwörtlich. Das wäre der Super-Gau gewesen. »Die Stimmung in der Kabine ist überschaubar. Es fühlt sich wie eine Niederlage an«, sagte VfB-Coach Hoeneß.

- Licht und Schatten
Deniz Undav erlebte erneut einen Auftritt mit Licht und Schatten. Gegen Hoffenheim agierte der Stuttgarter Angreifer wieder unglücklich. Mal war es ein unsauberer Pass, dann wieder eine verunglückte Ballannahme. Über einen Großteil der Partie hing der deutsche Nationalspieler in der Luft. Und dennoch machte der deutsche Nationalspieler in einer Situation wie oftmals den kleinen, aber feinen Unterschied. Einen scharfen Steilpass von Linksverteidiger Maximilian Mittelstädt in die Spitze ließ Undav nach neun Minuten durch seine Beine passieren und zog dadurch einen Hoffenheim-Verteidiger aus der Abwehrkette. Die Folge: Sturm-Partner Nick Woltemade stand alleine im Strafraum und vollendete souverän zur 1:0-Führung. Mit elf Pflichtspieltreffern ist der 23-Jährige nun der erfolgreichste VfB-Torschütze. Der Assist geht zwar auf das Konto von Mittelstädt, doch mindestens die Hälfte des Treffers gehört Undav. Diese Spielintelligenz besitzen nicht viele Bundesliga-Stürmer. Doch Fakt ist auch: Undav ist aktuell meilenweit von seiner Bestform aus der vergangenen Saison entfernt. Man darf gespannt sein, wie lange sich das Trainer Hoeneß noch anschaut.

- Bockstarkes Debüt
Erst vor drei Wochen sicherte sich der VfB am Deadline Day für acht Millionen Euro die Dienste von Abwehr-Top-Talent Finn Jeltsch. Der deutsche U 17-Welt- und Europameister gab gegen Wolfsburg sein zweiminütiges Debüt im VfB-Dress. Gegen Hoffenheim stand der ehemalige Nürnberger nun die gesamten 90 Minuten auf dem Platz und war auf Anhieb der beste Stuttgarter. Ob am Boden oder in der Luft: Der 1,88 Meter große Jeltsch gewann alle Zweikämpfe und war über einen Großteil der Partie der Fels in der VfB-Verteidigung. Der 18-Jährige dürfte auch gegen den FC Bayern am Freitag in der Startelf stehen. Alles andere wäre sehr verwunderlich. »Stark und sehr erfreulich«, lobte Hoeneß seinen Youngster.

- VfB Deutschland
Gegen Hoffenheim beorderte Trainer Hoeneß gleich zehn deutsche Spieler in seine Startformation. Nur der Schweizer Leonidas Stergiou, der für Josha Vagnoman auf der Rechtsverteidiger-Position in die erste Elf reinrutschte, verfügt über keinen deutschen Pass. Zehn deutsche Spieler in der Startformation? Das hatte es beim VfB seit 30 Jahren nicht mehr gegeben. Unter Trainer Jürgen Sundermann war Angreifer Giovane Elber damals im Jahr 1995 der einzige Nicht-Deutsche zu Beginn des Spiels auf dem Rasen. (GEA)