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Warum Referee Schlager erneut für Ärger und Frust beim VfB Stuttgart sorgt

Es ist nicht das erste Mal, dass der Schiedsrichter nach einem Spiel des VfB Stuttgart im Mittelpunkt steht. Gleichzeitig könnten die Geschehnisse bei der historischen 1:2-Niederlage gegen Bremen einen Denkanstoß für eine Regeländerung liefern.

Angelo Stiller (Zweiter von rechts) hat nach dem Abpfiff Redebarf mit dem Schiedsrichter-Trio.
Angelo Stiller (Zweiter von rechts) hat nach dem Abpfiff Redebarf mit dem Schiedsrichter-Trio. Foto: Frank/Eibner
Angelo Stiller (Zweiter von rechts) hat nach dem Abpfiff Redebarf mit dem Schiedsrichter-Trio.
Foto: Frank/Eibner

STUTTGART. Nicht schon wieder! Der VfB Stuttgart hat im vierten Ligaspiel in Folge vor heimischem Publikum eine Führung verspielt. Gleichzeitig ging der Vizemeister beim 1:2 (1:1) gegen den SV Werder Bremen bereits im fünften Bundesliga-Heimspiel in Serie als Verlierer vom Platz. Ob man es glaubt oder nicht: Das hatte es in der langen und traditionsreichen Clubgeschichte nicht einmal in den ernüchternden Abstiegsjahren gegeben. Umso erstaunlicher war es, dass das in der MHP-Arena am späten Sonntagnachmittag keinen interessierte.

Da muss es schon eine heftige Konkurrenz an brennenden Ereignissen geben, damit eine solch historische Negativserie in den Hintergrund rückt. Mit anderen Worten: Das Schiedsrichter-Trio musste unter dem Schutz von Regenschirmen vom Feld begleitet werden. Referee Daniel Schlager war der Mann im Mittelpunkt. Nicht einmal Bremens schottischer Doppelpacker Oliver Burke, der mit Anbruch der Nachspielzeit zum 2:1 traf, konnte dem Unparteiischen die Show stehlen.

Und es sei nie ein gutes Zeichen, wenn »der Schiedsrichter zu sehr im Mittelpunkt steht«, wie VfB-Sportvorstand Fabian Wohlgemuth korrekterweise anführte. Dann fühlt sich in der Regel eine Mannschaft benachteiligt und im schlechtesten Fall noch zusätzlich um den Sieg gebracht. Es liegt nahe, dass die Partie einen anderen Ausgang genommen hätte, wenn Schlager nach 65 Minuten das gemacht hätte, wofür er als Bundesliga-Referee fürstlich entlohnt wird: Entscheidungen richtig zu treffen. Und wenn selbst der gegnerische Trainer, Bremens Ole Werner, der Meinung ist: »Da ist sehr wenig Kontakt. Da muss man nicht Gelb-Rot geben.« Dann kann es sich nur um eines handeln: Eine klare Fehlentscheidung.

Der Mann im Mittelpunkt: Schiedsrichter Daniel Schlager.
Der Mann im Mittelpunkt: Schiedsrichter Daniel Schlager. Foto: Frank/Eibner
Der Mann im Mittelpunkt: Schiedsrichter Daniel Schlager.
Foto: Frank/Eibner

VfB-Stürmerkante Nick Woltemade war der Leidtragende von Schlagers Wahrnehmung, der in dieser Situation beste Sicht aus kürzester Distanz hatte, trotzdem nicht lange zögerte und dann eine folgenschwere Entscheidung traf. Der 35-Jährige schickte den deutschen U 21-Nationalspieler 25 Minuten vor dem Ende der Partie gegen seinen Jugendclub mit der Gelb-Roten-Karte vorzeitig zum Duschen, nachdem dieser Mitchell Weiser mit der Fußspitze minimal am Schienbein getroffen hatte. Der ansonsten ruhige Stuttgarter Coach Sebastian Hoeneß betonte: »Ich mache es sonst ungern, aber heute war es aus meiner Sicht einfach keine gute Spielleitung.« Mittelfeldregisseur Angelo Stiller, der das 1:0 von Leonidas Stergiou durch einen Weltklasse-Pass eingeleitet hatte, sagte in Richtung des Schiedsrichters: »Ich weiß nicht, was er sich dachte.«

Was sich einige der 63.000 Zuschauer womöglich zunächst gedacht hatten: Wo ist der Video-Schiedsrichter (VAR), wenn man ihn mal braucht? Haben die im Kölner Keller mal wieder geschlafen? Nein! Der VAR ist nicht dazu berechtigt, eine Gelbe Karte zu überprüfen. Vielleicht ist das ja aber ein passender Denkanstoß für die Schiri-Entscheider beim DFB um Boss Knut Kircher, diese Regel zumindest einmal kritisch zu hinterfragen. Jede Gelbe Karte noch einmal im Nachgang überprüfen zu lassen, würde jeglichen zeitlichen Rahmen sprengen. Grundsätzlich jeden spielentscheidenden Platzverweis durch den VAR nochmals gründlich checken zu lassen, wäre allerdings nur fair und im Sinne des gesamten Fußballs.

Legt der VfB Stuttgart Einspruch ein?

Neue Brisanz kam dann nach dem Schlusspfiff in der Mixed Zone in die Thematik. Stuttgarts Vorstandsboss machte einen kurzen Halt bei den wartenden Journalisten und sagte: »Meines Wissens nach hat der Schiedsrichter nach dem Spiel zugegeben, dass es ein Fehler war.« Gleichzeitig ergänzte der CEO seine Aussage um einen entscheidenden Satz: »Deshalb werden wir auch alles dafür tun, dass es zu keiner Sperre kommt.« Bedeutet: Einen Einspruch beim DFB-Sportgericht einlegen. Offiziell ist das aber noch nicht.

Interessant: Ein Blick in die jüngere Vergangenheit zeigt, dass es nicht das erste Mal ist, dass Schlager als Referee nach einem VfB-Spiel im Mittelpunkt steht. Im Pokal-Achtelfinale gegen den 1. FC Kaiserslautern im vergangenen Oktober entschied der Schiedsrichter nach einem Foul auf Elfmeter, obwohl der Tatort knapp außerhalb des Strafraums lag. Damals sagte der 35-Jährige: »Heute war so ein Spiel, wo ich mir den VAR gewünscht hätte. Ich habe mich auch entschuldigt. Ich kann es aber nicht mehr ändern. Es ist ärgerlich.«

VfB rutscht auf Platz elf ab

Kritik am Unparteiischen aus Hügelsheim gab's auch nach der Last-Minute-Niederlage der Stuttgarter im Pokal-Viertelfinale gegen Bayer Leverkusen nur acht Monate zuvor. Da hatte Schlager den bereits mit Gelb verwarnten Robert Andrich nach 35 Minuten noch einmal mit einer mündlichen Verwarnung davonkommen lassen. Obwohl er VfB-Mittelfeldspieler Enzo Millot schmerzhaft und deutlich am Fuß traf.

Es war mächtig Trubel am Sonntag. Deshalb ging fast unter: Nach dieser historischen Heim-Niederlage rutscht der VfB auf Platz elf. Die erneute Qualifikation für den Europapokal scheint so langsam nur noch über den Gewinn des DFB-Pokals am 24. Mai ein realistisches Szenario zu sein. Das interessierte aber gestern Abend niemanden. Zu groß war der Ärger über Schlager. (GEA)