STUTTGART. Sportdirektor Sven Mislintat verlässt den VfB Stuttgart. Der Verein habe sich mit dem 50-Jährigen darauf geeinigt, den noch bis zum 30. Juni 2023 laufenden Vertrag zu beenden, teilte der abstiegsgefährdete Fußball-Bundesligist am Mittwoch mit. »Ein aus Sicht des VfB absolut marktgerechtes Angebot zur Vertragsverlängerung hat Sven Mislintat abgelehnt«, hieß es in der Vereinsmitteilung.
Die Trennung von Mislintat kommt nicht unerwartet. Ein Abschied galt als wahrscheinlich, die Gespräche hatten sich zuletzt aber hingezogen. »Die Verhandlungen jetzt zu beenden, ist eine gemeinsame Entscheidung aller Verantwortlichen«, sagte der Vorstandsvorsitzende Alexander Wehrle.
Nach rund dreieinhalb Jahren kommt damit das Aus für Mislintat, der im Frühjahr 2019 bei den Schwaben begonnen hatte. »Ich bedauere das sehr, weil mir der VfB in den vergangenen Jahren zu einer echten Herzensangelegenheit geworden ist und ich gerne weiter meinen Teil zu einer positiven Entwicklung dieses großen Vereins beigetragen hätte«, sagte der gebürtige Dortmunder in der Mitteilung.
Die erste von zwei wichtigen Personalentscheidungen beim Tabellen-16. ist damit gefallen, die Cheftrainer-Frage ist noch offen. Interimstrainer Michael Wimmer verliert mit dem Abschied Mislintats einen prominenten Fürsprecher. Der 42-Jährige, der die Mannschaft Mitte Oktober vom beurlaubten Pellegrino Matarazzo übernommen hatte, war Mislintats Favorit. Auch eine externe Lösung für den Cheftrainerposten war im Gespräch und dürfte dies weiterhin sein. Spätestens bis zum Ende des Urlaubs für die VfB-Profis am 12. Dezember soll auch dafür eine Lösung gefunden sein.
Mislintat, der sich einst als Chefscout von Borussia Dortmund einen guten Namen gemacht hatte, ist bei vielen Fans trotz der erneut schwierigen sportlichen Situation sehr beliebt. Fast 12 000 Anhänger hatten zuletzt eine Online-Petition für den Verbleib des gebürtigen Westfalen beim VfB unterzeichnet.
Allerdings soll Mislintats Verhältnis zu Wehrle spätestens seit Mitte September belastet gewesen sein. Damals verpflichtete der Vorstandschef die früheren Weltmeister Sami Khedira und Philipp Lahm als Berater sowie den früheren VfB-Kapitän Christian Gentner als künftigen Lizenzspielerchef - offenbar ohne Rücksprache mit Mislintat.
Mislintat hatte in Stuttgart zunächst gemeinsam mit Wehrles Vorgänger Thomas Hitzlsperger und Matarazzo ein erfolgreiches Trio gebildet. Neben einigen gelungenen Transfers wie bei Silas, dem japanischen WM-Teilnehmer Wataru Endo oder dem mittlerweile nach England gewechselten österreichischen Nationalstürmer Sasa Kalajdzic verpflichtete Mislintat allerdings auch eine Reihe von Talenten, die nicht die erhoffte Entwicklung nahmen. Seine Transferpolitik wurde zuletzt kritischer betrachtet, als es Mislintat zuvor beim VfB gewohnt war. Allerdings musste der Verein auch mehrfach Leistungsträger verkaufen, um Verluste während der Coronakrise auszugleichen. (dpa)