STUTTGART. Geht das jetzt schon wieder los? Gerade erst hatten sich die VfB-Fans in ihren Zwei-Meter-Hünen schockverliebt. Jetzt steht Stuttgarts Senkrechtstarter Nick Woltemade schon wieder vor dem Absprung. Der 23-Jährige will offenbar unbedingt zum FC Bayern wechseln. Gleiches Schicksal ereilte die Stuttgarter Anhänger bereits bei Waldemar Anton und Serhou Guirassy nach der Vizemeister-Saison 2024. Es stellt sich erneut die Frage: Was sollten die VfB-Verantwortlichen jetzt tun?
Das Positive an dieser Geschichte ist, dass diese Frage überhaupt so gestellt werden kann. Denn Sportvorstand Fabian Wohlgemuth und Co. haben das Heft des Handelns in den eigenen Händen. Woltemade besitzt anders als Anton und Guirassy keine Ausstiegsklausel. Doch will man einen wechselwilligen Spieler zum Bleiben zwingen? Die Vergangenheit hat gezeigt, dass sich in den meisten Fällen beide Vereine am Ende irgendwie doch einig werden. Fakt ist jedoch: Die Ablösesumme muss stimmen.
VfB: 60 Millionen Euro müssen drin sein
Und die kolportierten 40 Millionen Euro sind definitiv zu wenig. Woltemade besitzt noch einen Vertrag bis 2028 und bringt Anlagen mit, die ein Spieler seiner Größe (1,98 Meter) eigentlich nicht haben sollte. Der Ex-Bremer hat auch bei der U 21-EM auf europäischer Bühne bewiesen, dass er ein absoluter Unterschiedsspieler ist. Er macht mit seiner Präsenz jeden Mitspieler besser, ist technisch herausragend, kann Partien im Alleingang entscheiden und zeigt sich jetzt auch noch gefährlich im Kopfballspiel. Was will man mehr? Mit Blick auf den milliardenschweren und aberwitzigen Transfermarkt kann die Rechnung nur lauten: Für ein solch komplettes Spielerpaket muss der VfB mindestens 60 Millionen Euro verlangen.
Die andere Frage lautet: Dürfte man auf Woltemade bei einem Wechsel an die Isar sauer sein? Nein! Er geht schließlich nicht zum Kicken in die Wüste nach Saudi-Arabien, sondern zum deutschen Rekordmeister, der ihm eine große sportliche Perspektive bietet. Die Münchner wollen ganz sicher keine Ablösesumme von mindestens 40 Millionen Euro zahlen, nur um den Angreifer auf der Bank versauern zu lassen. Außerdem posaunte er nicht wie Ex-Kapitän Anton durch die Medien, wie sehr er den Traditionsclub aus Stuttgart lieben würde – nur um dann wenige Wochen später zum BVB zu gehen.
Man kann dem jungen Mann nichts vorwerfen, sollte ihm aber dringend raten, sich noch ein Jahr unter VfB-Coach Hoeneß in Ruhe weiterzuentwickeln. Schließlich hat Woltemade erst eine halbe Saison auf diesem Niveau performt. Dem Lockruf des großen FCB zu widerstehen, ist allerdings schwer. Jetzt ist der VfB gefragt. Die Stuttgarter haben keinen Druck und wissen das beste Blatt in ihren Händen. Sie müssen im Transfer-Poker nun hartnäckig bleiben. (GEA)