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VfB Stuttgart scheidet aus: Die Chronologie eines wilden Champions-League-Abends

Bereits zur Pause ist klar, dass der VfB Stuttgart hoffen und zittern muss. Das alles bringt am Ende nichts: Der deutsche Vizemeister verabschiedet sich nach einem 1:4 gegen Paris St. Germain aus der Champions League. Die Chronologie eines wilden Abends.

Der VfB Stuttgart verabschiedet sich aus der Champions League.
Der VfB Stuttgart verabschiedet sich aus der Champions League. Foto: Murat/dpa/dpa
Der VfB Stuttgart verabschiedet sich aus der Champions League.
Foto: Murat/dpa/dpa

STUTTGART. Und dann begann das große Zittern. Mit dem Halbzeitpfiff war eine große Unruhe in der Stuttgarter MHP-Arena zu vernehmen. Mit dem Smartphone in der Hand und der Blitztabelle vor Augen pilgerten die VfB-Fans von ihren Sitzen in Richtung Bier- und Würstchenbude. Die Hoffnung auf die eigene Mannschaft hatten sie zu diesem Zeitpunkt längst aufgegeben. Es drohte für den deutschen Vizemeister vielmehr ein Debakel im letzten Spiel der Champions-League-Ligaphase gegen den französischen Serienmeister Paris St. Germain.

Kein Nicht-Angriffspakt, keine Schande von Stuttgart, all diese Befürchtungen bewahrheiteten sich am Mittwochabend zum Glück nicht. Nein, es war alles sogar noch deutlich schlimmer: Ein 0:3-Rückstand des heillos überforderten VfB gegen die pfeilschnellen PSG-Außenstürmer um Dreierpacker Ousmane Dembelé zur Pause war die bittere und brutale Realität. In der eigenen Hand hatten die Stuttgarter nun gar nichts mehr. Die vor der Partie so hoffnungsvollen Anhänger studierten vielleicht maximal noch das eigene Handy, um den Mammutspieltag in der europäischen Königsklasse im Blick zu behalten und zu hoffen. Auf gute Nachrichten aus Fußball-Europa. Denn über das Geschehen auf dem Rasen musste man nicht viele Worte verlieren.

Eine Mannschaft will nicht mitspielen

Doch ein Blick auf die Zwischenstände der Konkurrenz führte nur zu einem kollektiven Kopfschütteln. Und zwar nicht darüber, dass der große und in dieser Saison wankende Fußball-Riese Manchester City vor heimischer Kulisse tatsächlich gegen den FC Brügge mit 0:1 im Hintertreffen lag. Was eigentlich für die vor dem Spieltag zwei Punkte vor den Citizens platzierten Schwaben eine sehr frohe Botschaft wäre. Wenigstens ein Mitstreiter um die Play-off-Plätze weniger. Doch knapp 800 Kilometer weiter in Richtung Süden wollte eine Mannschaft offenbar nicht so richtig mitspielen. Dinamo Zagreb.

Die Kroaten führten gegen den italienischen Topclub AC Mailand zur Pause überraschend mit 1:0 und schoben sich im Tableu damit an der Elf von VfB-Coach Sebastian Hoeneß vorbei und waren der lachende Dritte um 21.45 Uhr. Was nicht unbedingt Hoffnung machte: Die Mailänder mussten Hälfte zwei wegen einer Roten Karte in Unterzahl bestreiten. Schlimmer konnte es im Prinzip nicht werden.

Drei Minuten kurze Freude

Das dachte sich auch die Hoeneß-Elf. Und so kamen die als Ballbesitzmonster bekannten Stuttgarter - nach 45 Minuten kratzte der VfB lediglich, ja richtig gelesen, an der 30 (!)-Prozent-Marke - um Kapitän Atakan Karazor mit viel Schwung aus der Kabine, ohne jedoch die Pariser Hintermannschaft in Schnappatmung zu versetzen. Dann wurde es so richtig wild. Nicht in Bad Cannstatt, sondern auf den anderen - für das Schicksal des VfB entscheidenden - Plätzen. Um 22:16 Uhr trudelten plötzlich positive Neuigkeiten in die baden-württembergische Landeshauptstadt ein. Der ehemalige Dortmunder Christian Pulisic hatte für die AC Mailand ausgeglichen und die Stuttgarter damit automatisch wieder auf Platz 24 geschossen.

Für Erleichterung war aber noch lange kein Platz, immerhin waren ja noch fast 40 Minuten zu gehen und City hatte mittlerweile immerhin den Ausgleich erzielt. Ein bisschen Freude war aber erlaubt angesichts des drohendes Debakels für den VfB. Auf das kurze Hochgefühl folgte jedoch nur drei Minuten später der Stich ins Herz. Dass Dembelé mit seinem dritten Streich auf 4:0 für Paris stellte, nahm man in der MHP-Arena maximal am Rande zur Kenntnis. Allerdings erzielte der englische Meister die 2:1-Führung und schob sich in der Tabelle am VfB vorbei. Es war ein Wechselbad der Gefühle, weil ja schließlich auch in Zagreb der Fisch längst noch nicht geputzt war. Als Marko Pjaca für die Kroaten um 22:22 Uhr das 2:1 erzielte, schwanden die Chancen auf einen Schlag immer mehr, weil gleich zwei Begegnungen gegen die Stuttgarter liefen.

Um 22:34 Uhr brummte dann erneut das Handy. Der Toralarm ploppte zum x-ten-Mal an diesem Abend auf. Danach konnte man das Smartphone endgültig in der Tasche verschwinden lassen. Denn Savinho stellte auf 3:1 für ManCity. Es war der K.o.-Schlag für die Stuttgarter, die am Ende noch leichte Ergebniskosmetik beim 1:4 betrieben. PSG war am Mittwochabend zwei Nummern zu groß. Stuttgart international - vielleicht ja nächstes Jahr wieder. (GEA)