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VfB Stuttgart: Horror-Serie beendet, aber ein großes Aber

Der VfB Stuttgart gewinnt den Goldene-Ananas-Bowl gegen den FC Augsburg mit 4:0. Damit hat die Heim-Saison also doch noch ein versöhnliches Ende gefunden. Gleichzeitig stellt der Vizemeister einen Rekord auf, mit dem er sich besser nicht rühmen sollte.

Jubelt mal wieder: Stuttgarts Nick Woltemade (unten). Auf seinen Schultern: VfB-Kapitän Atakan Karazor.
Jubelt mal wieder: Stuttgarts Nick Woltemade (unten). Auf seinen Schultern: VfB-Kapitän Atakan Karazor. Foto: Weller/dpa
Jubelt mal wieder: Stuttgarts Nick Woltemade (unten). Auf seinen Schultern: VfB-Kapitän Atakan Karazor.
Foto: Weller/dpa

STUTTGART. Rose, Orange, Sugar, Fiesta, Peach oder der Cotton Bowl. Die Namen für die sechs wichtigsten Bowl-Games der College-Football-Saison sind zwar durchaus verrückt, ziehen jährlich aber trotzdem hunderttausende Fans in die Arenen der Vereinigten Staaten. Getoppt wird das Ganze nur vom spektakulären Super Bowl. Überstrahlt wird dieses jährliche Sport-Großereignis, das jährlich hunderte Millionen von TV-Zuschauern in seinen Bann zieht, allerdings von der Abschlusspartie des 33. Spieltags in der Bundesliga. Ganze 60.000 Zuschauer hatten sich am Sonntagabend in der MHP-Arena in Bad Cannstatt eingefunden, um Zeugen zu werden: Vom Goldenen-Ananas-Bowl zwischen dem VfB Stuttgart und dem FC Augsburg.

Ein Duell zwischen zwei Clubs, die sich allen Abstiegssorgen schon längst entledigt haben, bei denen der Zug in Richtung europäischer Ränge allerdings pünktlicher abgefahren ist, als es sich die Macher von Stuttgart 21 je erträumt haben. Einen Pokal bekam die Hoeneß-Elf nach dem 4:0 (1:0)-Erfolg gegen die Fuggerstädter zwar nicht überreicht, die Prämie wird aber in Form eines (nun sehr wahrscheinlichen) einstelligen Tabellenplatzes kommenden Samstag in Leipzig final ausgezahlt. Damit hat die Heim-Saison des Vizemeisters also doch noch ein versöhnliches Ende gefunden, nachdem sich der VfB nach zuletzt sechs Niederlagen in Folge vor heimischer Kulisse langsam aber sicher in Richtung Tasmania-Berlin-Niveau bewegt hatte.

Stiller mit Tränen vom Feld begleitet

Doch ziemlich sicher hätten die VfB-Anhänger zwei Wochen vor dem DFB-Pokalfinale in Berlin sehr gerne eine weitere Heimpleite in Kauf genommen, wenn ihnen stattdessen die Szene nach zehn Minuten erspart geblieben wäre. Schluchzend und mit Tränen in den Augen musste Mittelfeldmotor Angelo Stiller von den Mannschaftsärzten nach nicht einmal einer Viertelstunde vom Feld begleitet werden. Der deutsche Nationalspieler war von FCA-Stürmer Samuel Essende mit so viel Wucht am unteren Schienbein getroffen worden, dass das Sprunggelenk des 24-Jährigen komplett wegknickte und er schreiend zu Boden fiel.

So selbstredend dieses rüde Foul einen Platzverweis - Essende sah bereits zum zweiten Mal in dieser Saison Glattrot (am vierten Spieltag flog der 27-Jährige gegen Mainz wegen einer Tätlichkeit) - nach sich zog, so sicher ist nach diesen schmerzhaften Bildern anzunehmen, dass Stiller nicht schon wieder in den kommenden Tagen auf dem Trainingsplatz an der Mercedesstraße erscheinen dürfte.

Zweimal in Folge zu Null

Die Gute Nachricht: Auch wenn die Beurteilung dieser Partie mit Vorsicht zu genießen ist - weil 80 Minuten Überzahl - so lässt sich trotzdem festhalten: Der VfB ist wieder in der Spur. Stimmten die Leistungen trotz der ausbleibenden Ergebnisse in den vergangenen Wochen bei den Stuttgartern meistens, so kehren nun auch wieder die Siege zurück. Und siehe da: Weil zuletzt nicht irgendwer, irgendwann und irgendwo auf dem Rasen einen Bock geschossen hat, steht nun hinten auch zweimal die Null in Serie.

Kurios: Der für den verletzten Stiller ins Spiel gekommene Yannik Keitel musste nach einer guten halben Stunde ebenfalls angeschlagen vom Feld, nachdem er mit Teamkollege Finn Jeltsch zusammengeprallt war. Die Krönung: Auch für den jungen Verteidiger ging es nicht mehr weiter. Drei Wechsel nach nur 33 Minuten - das gab es in der Bundesliga noch nie. Ein Rekord, mit dem man sich aber besser nicht rühmen sollte.

Angesichts dieser Nachrichten war man hin- und hergerissen, was man über den 13. Dreier in dieser Spielzeit denken soll. Genauso geht's vielen mit der Allgemeinbeurteilung der Stuttgarter Saison. Das Schöne: Der Fußball-Fan besitzt ein ausgeprägte Kurzzeitgedächtnis. Holt der VfB in zwei Wochen den Pokal, wird man in wenigen Wochen fast vergessen haben, dass Woltemade (Torschütze zum 2:0), Kapitän Karazor (Schütze des 1:0), Millot (Jubelnder beim 3:0), Demirovic (netzender Joker zum 4:0) und Co. in dieser Saison auch in der Bundesliga um Punkte gekämpft haben und nun amtierender Titelträger im Goldene-Ananas-Bowl sind. Glückwunsch. (GEA)