STUTTGART. Pflichtaufgabe erfüllt. Ein Arbeitssieg. Nicht mehr, nicht weniger. So lässt sich der 2:1 (1:1)-Erfolg des VfB Stuttgart in der zweiten Runde des DFB-Pokals gegen den 1. FC Kaiserslautern zusammenfassen. Es war das Duell Vizemeister gegen Vize-Pokalsieger. Doch diese auf dem Papier hochklassig klingende Begegnung war auch auf dem Rasen eine brutal heiße Kiste. Was schließlich nicht unbedingt zu erwarten war, wenn der Zweite der vergangenen Fußball-Bundesliga-Saison auf den Tabellen-13. aus dem Unterhaus trifft.
Was ebenfalls nicht zwingend anzunehmen war? Dass VfB-Trainer Sebastian Hoeneß gleich neun Änderungen in seiner Startelf vornahm. So fand sich der etatmäßige Ersatzmann auf der Linksverteidiger-Position, Frans Krätzig, der bislang nur in 102 Pflichtspiel-Minuten auf dem Feld gestanden war, plötzlich neben Kapitän Atakan Karazor auf der Doppel-Sechs wieder. Daraus leitete sich die spielentscheidende Frage ab: Wie bereit ist »zweite Garde« der Stuttgarter wirklich, wenn es darauf ankommt? Die Antwort: Ein Bewerbungsschreiben für mehr lieferte allen voran der fehleranfällige Krätzig nicht ab.
Intensität und Energie stimmt von der ersten Sekunde an
Dabei hatte der Abend erfolgversprechend begonnen. Von der ersten Sekunde an war die Energie und Intensität der Hausherren voll da. Was nicht unbedingt immer der Fall sein muss, wenn so kräftig an der Rotations-Maschine gekurbelt wird wie in diesem Fall. Das gipfelte in einer verdienten 1:0-Führung nach 14 Minuten durch Angreifer Nick Woltemade, der ebenfalls in die Startformation gerückt war. Das Gleiche gilt für Rechtsverteidiger Pascal Stenzel, der den Treffer durch einen überragenden Tiefenpass einleitete.
Der Plan mit den vielen Neuen schien voll aufzugehen. Aber: Wirklich zwingend drückte der VfB nicht auf das 2:0. Und so fanden die Gäste aus Rheinland-Pfalz nach und nach besser in die Partie. Was allen voran am Japaner Daisuke Yokota lag. Der 24-Jährige war der Dreh und Angelpunkt im Lauterer Spiel und knallte die Kugel nach 29 Minuten an den Pfosten. Kurz vor der Pause stellte sich dann eine weitere interessante Frage: Wo ist der Video-Schiedsrichter, wenn man ihn mal braucht?
Wo ist der Video-Schiedsrichter wenn man ihn mal braucht?
Die Stuttgarter Fans hätten sich vermutlich dem viel gescholtenen VAR am Dienstagabend ein Stück weit angenähert, wenn sich Referee Daniel Schlager das Foul von Fabian Rieder an Lautern-Kapitän Marlon Ritter in der Review-Area angeschaut hätte. Dann hätte der Unparteiische seine Elfmeter-Entscheidung in Sekundenschnelle zu einem Freistoß korrigiert. Das Blöde: In der zweiten Pokalrunde gibt es keinen Video-Schiedsrichter. Und so traf Boris Tomiak zu Unrecht vom Punkt zum 1:1-Ausgleich (43.).
Kurz nach der Pause flog einem zu passiv agierenden VfB beinahe die Partie um die Ohren. Ragner Ache hatte gleich zwei aussichtsreiche Gelegenheiten für die Gäste. Stuttgarts Coach wurde es nun offenbar zu heiß. Hoeneß brachte Deniz Undav und Angelo Stiller bereits vor der Stundenmarke ins Spiel. Sofort war deutlich mehr Zug im Spiel. Erst setzte Standard-Experte Fabian Rieder einen Freistoß aus 20 Metern an den Querbalken, dann machte sich Jamie Leweling an der Seitenlinie bereit. Warum das erwähnenswert ist? Weil ausgerechnet EM-Teilnehmer Chris Führich, dem Senkrechtstarter Leweling inzwischen den Rang auf dem offensiven Flügel abgelaufen hat, in der 75. Minute wenige Augenblicke vor seiner Auswechslung den Treffer zum 2:1-Endstand erzielte. Und somit ausgerechnet ein Spieler aus der aktuellen »zweiten Garde« für ein versöhnliches Ende des Pokalabends nach der XXL-Rotation sorgte und neben dem Achtelfinal-Einzug sicherstellte, dass der VfB Stuttgart seit nun einem Jahr (!) vor heimischer Kulisse ungeschlagen ist. (GEA)