STUTTGART. Sebastian Hoeneß hat seinen Vertrag als Cheftrainer beim Bundesligisten VfB Stuttgart bis Sommer 2028 verlängert. Damit versucht der sympathische und bodenständige Fußballlehrer, eine wichtige Voraussetzung für Kontinuität und langfristigen Erfolg beim schwäbischen Traditionsclub sicherzustellen. Die erneut vorzeitige Verlängerung des Kontrakts um ein Jahr - diesmal ohne Ausstiegsklausel - unterstreicht sowohl seine Verbundenheit zum Verein, als auch die Ambitionen des als eher zurückhaltend wahrgenommenen Menschen, sich mit dem VfB auf der großen, schillernden, internationalen Fußballbühne beweisen zu wollen.
Hoeneß hat in der Vergangenheit mit dem Aufstieg sowohl beim FC Bayern II als auch bei der TSG Hoffenheim erste Erfolge im Trainergeschäft feiern dürfen. In Stuttgart überzeugte der reflektierte, integere Mensch seit April 2023 zunächst als Abstiegsverhinderer, um dann als Wegbereiter der Vizemeisterschaft sowie der damit verbundenen Champions-League-Teilnehme zu glänzen. Aufgrund einer noch relativ geringen Erfahrung des 42-Jährigen auf höchstem sportlichen Niveau birgt die Vertragsverlängerung für den Verein sicherlich ein gewisses Risiko. Darüber hinaus ist sie zum aktuellen Zeitpunkt vor dem Hintergrund von Hoeneß' jüngerer Vergangenheit für manchen eine doch eher ungewöhnliche Entscheidung. Schließlich hatte der gebürtige Münchner in seiner ersten, kurzen Zeit als Bundesliga-Trainer in Hoffenheim eindeutig Schwierigkeiten, die Erwartungen langfristig zu erfüllen. Sein Vertrag wurde bekanntlich vor dem Hintergrund von neun sieglosen Ligaspielen in Folge, darunter sechs Niederlagen, nach der Saison 2021/22 vorzeitig beendet.
Hoeneß wirkt zurückhaltend und teilweise etwas zu gutmütig
Hoeneß wirkt zurückhaltend und teilweise etwas zu gutmütig. Es scheint auch so, als ob er unpopuläre Entscheidungen in Krisenzeiten wie dem Fall des VfB auf Platz 10 eher scheut. Offensichtlich kreiden die Verantwortlichen um den Vorstandsvorsitzenden Alexander Wehrle aber die jüngste Schwächephase der Mannschaft nicht ihm an. Die langfristige Weiterverpflichtung des taktisch gewieften Trainers ist vielmehr ein klares Signal vor allem an Profis wie Deniz Undav, die sich aufgrund deutlich verbesserter Bezüge in den Status des Führungsspielers berufen fühlen, diesen Ansprüchen aber gerade nur sehr bedingt gerecht werden. Es geht in der bevorstehenden heißen Phase der Saison darum, sich gefälligst den Allerwertesten aufzureißen, um auch für die kommende Spielzeit die Teilnahme am europäischen Wettbewerb zu sichern.
Hoeneß konnte beweisen, dass er als Trainer in der Lage ist, bei der Mannschaft mit dem roten Brustring eine gewisse Stabilität zu erreichen. Zudem gelang es ihm, neue Spieler erfolgreich einzubinden sowie hoffnungsvolle Talente zu fördern und zu entwickeln. Der Münchner hat sich daher die Chance verdient, in Stuttgart die Meriten zu erwerben, um als nächsten Schritt auf der Karriereleiter den Durchbruch im europäischen Fußball zu schaffen und eines Tages vielleicht sogar mit seinem Onkel Uli beim FC Bayern gemeinsame Sache zu machen. (GEA)