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»Schippo« setzt auf den VfB

Sven Schipplock sowohl für den VfB Stuttgart als auch Arminia Bielefeld die Fußballschuhe geschnürt. Was der DFB-Pokal-Torschützenkönig von 2015 vor dem Aufeinandertreffen am Samstag im Berliner Olympiastadion über die beiden Finalisten zu berichten weiß.

Auch zum DFB-Pokal hat Sven Schipplock als Torschützenkönig von 2015 in Diensten der TSG 1899 Hoffenheim einen besondern Bezug.
Auch zum DFB-Pokal hat Sven Schipplock als Torschützenkönig von 2015 in Diensten der TSG 1899 Hoffenheim einen besondern Bezug. Foto: Eibner
Auch zum DFB-Pokal hat Sven Schipplock als Torschützenkönig von 2015 in Diensten der TSG 1899 Hoffenheim einen besondern Bezug.
Foto: Eibner

REUTLINGEN. Wenn an diesem Samstag (20.00 Uhr/ZDF und Sky) der Fußball-Bundesligist VfB Stuttgart im DFB-Pokalfinale auf den Drittliga-Meister Arminia Bielefeld trifft, schlagen in der Brust von Sven Schipplock zwei Herzen. »Ich freue mich für beide Seiten«, erklärt er ganz diplomatisch. Denn in seiner 15 Jahre währenden Profi-Karriere, die 2008 bei den VfB-Amateuren begann und im Sommer 2023 dort auch endete, jagte der Angreifer nicht nur für die Cannstatter Profis dem runden Leder hinterher, sondern streifte sich unter anderem auch das Trikot der Arminia über.

Der gebürtige Honauer wird live im Berliner Olympiastadion vor Ort sein, wenn sich entscheidet, welcher seiner beiden Ex-Vereine die knapp acht Liter fassende Trophäe in die Höhe strecken darf und als nationaler Pokalsieger in der kommenden Saison Deutschland in der Europa League vertritt. »Der Spielverlauf wird relativ lange spannend bleiben«, prophezeit der 36-Jährige. Er darf am Wochenende sein Cupfinal-Debüt feiern und ist sich sicher: »Das Drumherum in der Stadt mit den Fans, das Event an sich also, wird schon so krass, dass die Partie gar nicht schlecht sein kann.« Sein 181. und letztes Bundesliga-Spiel (20 Tore und 18 Vorlagen) bestritt Schipplock übrigens am 22. Mai 2021 ausgerechnet beim Aufeinandertreffen der beiden Clubs am letzten Spieltag. Durch den 2:0-Erfolg beim Mit-Aufsteiger in Stuttgart sicherten sich Schipplock und die als Zweitliga-Meister in die Runde gegangene Arminia damals den Erstliga-Verbleib.

- Ohne Heimrecht kein Arminia-Sieg

»Ich freue mich für Arminia Bielefeld, dass sie bis ins Finale gekommen sind«, sagt der Stürmer, ergänzt aber auch als »neutraler Fußballfan«: »Es wäre wohl ein Tick zu viel, nächstes Jahr auch international dabei zu sein.« Das Geld durch den Einzug ins Pokalfinale und der Aufstieg - »das ist doch eigentlich perfekt für den Verein«. Mit Leuten aus dem Vereinsumfeld besteht mittlerweile kaum noch Austausch. Aus seinen drei erfolgreichen Jahren auf der Alm mit der Rückkehr in die Beletage des deutschen Fußballs ist weder Torjäger Fabian Klos oder andere Spieler noch Trainer Frank Kramer oder Geschäftsführer Samir Arabi übriggeblieben.

Nur Zeugwart Rainer Schonz ist weiterhin da. »Mit Schonzi habe ich noch am meisten Kontakt. Mit ihm schreibe ich regelmäßig«, berichtet Schipplock. Im Trikot der Arminia durfte er nicht nur zwei Bundesliga-Siege gegen Stuttgart feiern, sondern auch einen Bundesliga-Rekord. Am 25. Oktober 2020 betrat er beim späteren 1:2 in Wolfsburg in seinem 154. Erstliga-Einsatz zum 100. Mal als Einwechselspieler den Rasen - so wenige Partien hatte zuvor kein anderer Akteur in der höchsten deutschen Spielklasse gebraucht, um diese Marke zu erreichen.

Das Heimrecht, dass der Underdog bis zum Einzug ins Finale genießen durfte, sieht Schipplock als riesigen Vorteil für die Arminia auf ihrem Weg in die Bundeshauptstadt. Dieser war bekanntlich durch Stürze von gleich mehreren Bundesligisten gepflastert. »Der fällt jetzt natürlich weg, und das darf man nicht außer Acht lassen«, bemerkt der Ex-Profi und prophezeit, dass die Arminia-Fans im weitläufigen Rund des Olympiastadions »nicht so laut rüberkommen« werden wie in ihrer Schüco-Arena. Dies könnte, aus seiner Sicht »der entscheidende Faktor sein, warum es nicht reicht zu einem Sieg« für Bielefeld.

- Entwicklung des VfB konnte keiner riechen

»Ich hoffe schon, dass der VfB gewinnt«, gesteht Schipplock und verleugnet dabei auch nicht einen gewissen Eigennutz: »Ich war in dieser Saison gerne bei Champions-League-Spielen im Stadion und würde mich freuen, wenn die Stuttgarter wieder international spielen würden. Das hat immer sein eigenes Flair.« Als Kicker der Roten hatte er seinen ersten internationalen Einsatz kurioserweise vor seinem Debüt in der Bundesliga. Unter Jens Keller, damals Nachfolger von Christian Gross, wurde der zu dieser Zeit 22-jährige Schipplock am 1. Dezember 2010 im Europa-League-Vorrundenspiel gegen den Schweizer Vertreter BSC Young Boys eingewechselt und erzielte bei der 2:4-Niederlage des VfB im Berner Wankdorf-Stadion prompt gleich seinen ersten internationalen Treffer.

Als VfB-Fan ist der ehemalige Sondelfinger B-Junioren-Verbandsstaffel-Spieler regelmäßig in der MHP-Arena. Anfang April 2023, als Sebastian Hoeneß Cheftrainer wurde, war Schipplock in seinen letzten Zügen als Führungsspieler in der Mannschaft von Trainer Frank Fahrenhorst bei den Amateuren. »Sebastian Hoeneß macht echt eine super Arbeit, wenn man sieht, was er aus der Mannschaft rausholt«, lobt »Schippo« den Stuttgarter Erfolgscoach, der vor etwas mehr als zwei Jahren für den Verein »der richtige Mann zum richtigen Zeitpunkt« gewesen sei. Dass die Entwicklung dabei so rasant verlaufen würde, »konnte keiner riechen«.

Nach der Vize-Meisterschaft und der damit verbundenen Champios-League-Teilnahme steht nun schon der erste echte Titelgewinn in Aussicht. Und daraus resultierend die finanziell noch deutlich bedeutsameren Auftritte auf der europäischen Fußballbühne. Denn nicht nur Schipplock weiß: »Das internationale Geschäft beeinflusst die Transferpolitik eines Vereins auf jeden Fall.«

- Fünf auf einen Streich für Hoffenheim

Auch zum DFB-Pokal hat Schipplock einen besondern Bezug. 2015 wurde er als Angreifer der TSG 1899 Hoffenheim durch insgesamt sechs erzielte Treffer zusammen mit dem Leverkusener Stefan Kießling Torschützenkönig des Wettbewerbs. Allein fünf Mal jubeln durfte er in 63 Einsatzminuten beim 9:0-Erstrunden-Erfolg zu Gast in Hamburg beim dortigen Oberligisten USC Paloma. »Da war ich stinksauer, als ich ausgewechselt wurde«, erinnert sich der Blondschopf. »Und umso mehr, als ich nach dem Spiel gelesen hatte, dass der Rekord bei sieben Toren in einem Pokalspiel lag.« Der Cup-Wettbewerb war für den Schwaben in seiner Karriere immer etwas Besonderes. »Weil ich als Spieler in der Bundesliga öfter auf der Bank saß, durfte ich häufiger im DFB-Pokal ran«, erinnert sich der mittlerweile zweifache Familienvater, der an diesem Wochenende nicht nur auf der Tribüne des Olympiastadions sicherlich auch wieder die eine oder andere Anekdote erzählen dürfen wird. (GEA)