STUTTGART. Sven Mislintat ist in seinen Ansichten stets sehr klar. Ob Sasa Kalajdzic tatsächlich zu den Wolverhampton Wanderers in die englische Premier League wechselt, liegt allein an der Höhe des Transfererlöses. Und die bestehende Lücke zwischen der vom VfB Stuttgart geforderten Summe und dem Angebot von der Insel »ist viel zu groß«, sagt Mislintat. Stand jetzt, bleibt Kalajdzic beim VfB und verlängert seinen Vertrag. Mislintat nach dem 0:0 beim 1. FC Köln: »Es ist alles klar und eindeutig kommuniziert, sowohl mit Sasa selbst als auch seinen Beratern. Das Angebot ist bei weitem nicht das, was wir uns vorstellen, wir haben unseren Preis genannt. Liefern oder sein lassen, mehr ist dazu nicht zu sagen.« Der englische Club hat zehn Millionen Euro geboten, der VfB erwartet die doppelte Summe. Mindestens.
Das war der Stand gestern Nachmittag. Doch das Fußballgeschäft ist bekanntlich schnelllebig. Im Laufe des Tages veränderte sich die Nachrichtenlage dramatisch. Kalajdzic wurde im Stuttgarter Flughafen entdeckt. Ein GEA-Redakteur war vor Ort und hat in Erfahrung gebracht, dass Kalajdzic in der Maschine Platz nahm, die um 20.40 Uhr in Richtung London Heathrow Airport flog.
Nach Wolverhampton
Das Fachblatt kicker berichtete wie folgt über diese Personalie: »Nach zähen Verhandlungen steht der Wechsel des österreichischen Torjägers Sasa Kalajdzic vom VfB Stuttgart zu den Wolverhampton Wanderers kurz vor dem Abschluss.« Der 25-Jährige soll am Dienstag die sportmedizinische Untersuchung absolvieren und anschließend einen Fünfjahres-Vertrag unterzeichnen. Die Ablöse für Kalajdzic soll festgeschriebene 18 Millionen Euro betragen und sich durch zusätzliche Zahlungen auf die von den Stuttgartern geforderten 25 Millionen erhöhen können.
Der VfB hätte in Köln einen Torjäger der Marke Kalajdzic gut gebrauchen können. Chancen hatte der VfB in Köln genug, um das Spiel für sich zu entscheiden, aber der Mannschaft fehlt ein Vollstrecker. »Die Mannschaft hat eine unfassbare Leistung abgeliefert, 60 Minuten haben wir das Spiel bestimmt, die berechtigte Rote Karte gegen Luca Pfeiffer war der Bruch im Spiel«, analysierte Mislintat in den Katakomben der Kölner Arena. »Wir müssen unsere Chancen besser nutzen, daran müssen wir arbeiten.« Silas Katompa Mvumpa hätte allein drei Tore erzielen müssen, wenn Torwart Marvin Schwäbe und seine fantastischen Reflexe nicht gewesen wären. Einen weiteren Kopfball von Konstantinos Mavropanos retteten die Kölner auf der Torlinie. Die einzige Großchance des FC in den Schlusssekunden der Nachspielzeit war ein großartiger Distanzschuss von Jan Thielmann, die Stuttgarts Torwart Florian Müller zunichtemachte. »Ich habe den Ball erst spät gesehen, aber es reichte, um ihn zu parieren«, meinte Müller nach dem Spiel. So wartet der VfB nach drei Unentschieden und einer Niederlage nach vier Spieltagen weiter auf den ersten Sieg.
Matarazzo und Pfeiffer gesperrt
Das 0:0 in einer hektischen und in der Schlussphase dramatischen Begegnung in Köln war sicher die bisher beste Saisonleistung, 90 Minuten höchste Einsatzbereitschaft, die letzten 30 Minuten in Unterzahl. Kölns Trainer Steffen Baumgart sagte: »Für mich war das 0:0 ein gutes Ergebnis. Wenn man die 90 Minuten sieht, war es für uns eher ein Punktgewinn. Stuttgart war über 90 Minuten die bessere Mannschaft.« Keine Widerrede.
Pellegrino Matarazzo musste erstmals in seiner Trainerkarriere nach der Gelb-Roten Karte von Schiedsrichter Harm Osmers auf die Tribüne. Und auch an der Roten Karte von Luca Pfeiffer, der erstmals in der Stuttgarter Startformation stand, gab es nicht den Hauch eines Zweifels. Pfeiffer entschuldigte sich sofort. Mislintat: »Da muss man Rot zeigen, Luca kam zu spät und trifft seinen Gegenspieler Timo Hübers im Sprunggelenk, klare Sache.« Und Matarazzo sah seine ungestüme Reaktion auch schnell ein: »Meine erste Gelb-Rote Karte als Trainer, als Spieler hat es mich da häufiger erwischt. Nach der Gelben Karte kann man sich sicher besser und vernünftiger verhalten als ich.« Matarazzo wurde gestern vom Sportgericht für das Heimspiel am Samstag gegen Schalke 04 gesperrt. Pfeiffer muss drei Partien auf der Tribüne Platz nehmen. (GEA)