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Nur ein Traum ist unerfüllt: Nou Camp

STUTTGART. Strategisches Geschick, Übersicht, Ruhe, und wenn sich eine Chance ergibt eiskalt zuschlagen - so kennen die SSV-Fußball-Fans Ralf Becker von seinen 125 Auftritten im Trikot des Kreuzeiche-Klubs. Seit Juli ist der ehemalige Regisseur des SSV Reutlingen Leiter der Scouting-Abteilung beim VfB Stuttgart. Und bringt die Fähigkeiten, die ihn einst als Spieler auszeichneten, jetzt in diesem Bereich ein.

»Ein Teil der Arbeit ist das Konzeptionelle. Wie organisieren wir uns im Team, um den Markt bestmöglich abzudecken«, beschreibt er die eine Seite seiner neuen Tätigkeit. »Ein weiterer großer Bestandteil ist, viel unterwegs zu sein. Viele Spiele anzuschauen, um viele Spieler kennen zu lernen in verschiedenen Ländern und Ligen.« Die Mannschaft um Becker ist kleiner geworden als zu aktiven Spielerzeiten: Fünf Scouts gehören neben ihm der Abteilung beim VfB an. »Das ist qualitativ ein sehr gutes Team«, lobt der Leiter. Sein Ziel: »Wir wollen ein Scouting haben, das den Verein kurz-, aber vor allem mittelfristig weiterbringt.«

Dazu gehört auch, dass bereits im Jugendbereich fleißig gesichtet wird. Noch war Becker nicht persönlich bei einem Juniorenspiel des SSV vor Ort. Auch beim Testspiel am Dienstag, 9. August (19 Uhr), zwischen den Nullfünfern und dem VfB wird er »zu 90 Prozent« nicht an seine Wirkungsstätte der Jahre 1999 bis 2003 zurückkehren. »Ich bin an diesem Tag anderweitig unterwegs.«

Treffen mit Ex-SSVlern

Dennoch ist der SSV auch heute noch präsent im Hause Becker. »Mein elfjähriger Sohn David hat sich letztes Jahr ein Mannschaftsposter aus meiner aktiven Reutlinger Zeit an die Zimmertür gehängt - er wollte wissen, was der Papa früher so gemacht hat«, lacht Ralf Becker. Er denkt gerne an seine vier Jahre beim Kreuzeiche-Klub zurück. Und hat noch zu etlichen Mitspielern Kontakt: »Wir treffen uns einmal im Monat und kicken in der Halle in Fellbach. Sasa Janic, Alex Malchow und Joachim Cast sind da zumeist dabei.« Die ehemaligen SSV-Stars haben einiges miteinander durchgestanden in den turbulenten Jahren - das schweißt zusammen. »Wir hatten eine tolle Zeit in Reutlingen. Uns verbinden die Erfahrungen, die wir gemacht haben - überwiegend die schönen.«

Der weiterhin intensive Kontakt zu vielen Mitstreitern ist für Becker »schon etwas Besonderes«. Genau wie seine jetzige Aufgabe beim VfB Stuttgart. »Ich arbeite hier beim absoluten Lieblingsklub meiner Kindheit.«

Becker hat abseits des Platzes seine Berufung gefunden. Und ist mit genauso viel Engagement aktiv wie als Spieler. »Beruf ist für mich zum großen Teil auch Leidenschaft.« Jetzt, wo die Ligen landauf, landab wieder in den Spielbetrieb starten, ist er viel unterwegs. Tausend bis zweitausend Kilometer können da an einem Wochenende schon mal im Auto zusammenkommen. Zeit für Freizeit bleibt wenig. Trotzdem: »Die Familie steht immer an erster Stelle.« Drei Kinder haben Ralf und seine Frau Corinna: Die fast 18-jährige Carolina, David (11) und Finn (7). Beide Jungs spielen gerne Fußball - »irgendwas offensives«. Klar, bei den Genen des Vaters ...

Nur ein Traum ist nach wie vor unerfüllt: Einmal live im Nou Camp, dem legendären Fußballtempel des FC Barcelona zu sein. »Wenn ich mal ein Spiel dort anschaue, wird es eher weniger dienstlich, sondern als Fan sein«, schmunzelt Becker. »Denn ich gehe als VfB-Scout nur dorthin, wo es auch Sinn macht.« (GEA)