STUTTGART. »Viel Kopfarbeit« haben sie im Trainingslager gemacht. Hat der neue Trainer Pellegrino Matarazzo erzählt. Der Italoamerikaner kann das beurteilen, als studierter Mathematiker ist er ein Kopfmensch. Und es hat sich ausgewirkt. Gegen den 1. FC Heidenheim hat der VfB Stuttgart am Mittwochabend zum Auftakt der Rückrunde klar mit 3:0 (1:0) gewonnen. Die Tore vor 52585 Zuschauern erzielten Kapitän Marc-Oliver Kempf (32. Minute), Nicolas Gonzalez (75.) und der eingewechselte Mario Gomez (86.). Was das wert ist, muss sich zwar erst noch zeigen, aber immerhin startete der neue Trainer mit einem klaren Sieg.
»Drei Tore gegen die beste Defensive der Liga ist ein Statement«, sagte Sportvorstand Sven Mislintat nachher. »Das 2:0 ist zum richtigen Zeitpunkt gefallen, die Mannschaft folgt mit Sinn und Verstand dem Konzept des Trainers.« Pellegrino Matarazzo zeigte sich beeindruckt von »Atmosphäre und Emotion in diesem Stadion«: »Wir sind offensiv weiter, als ich gedacht habe, es war ein ordentliches Spiel meiner Mannschaft.« Heidenheims Trainer Frank Schmidt reagierte enttäuscht: »Den Start der Rückrunde hatte ich mir anders vorgestellt, für uns kam die Winterpause zum falschen Zeitpunkt. Die Niederlage ist bitter für uns, mich ärgern unsere Fehler, die schlechte Passquote.«
»Wir sind offensiv weiter, als ich gedacht habe, es war ein ordentliches Spiel meiner Mannschaft«
Die Heidenheimer sind defensiv die herausragende Mannschaft der 2. Fußball-Bundesliga. Das wussten die Stuttgarter. Neben der »Kopfarbeit« war auch die Offensive das Thema. »Wie wir zu Torchancen kommen wollen, die Auslöser des Angriffsspiels klar definieren, um Tempowechsel zu erzeugen«, das waren die Aufgaben. Die Stuttgarter, mit 40 Millionen Euro Marktwert teuerste Mannschaft der Liga, scheinen zumindest mehr verstanden zu haben als unter Matarazzos Vorgänger Tim Walter. Und trotzdem wurde es ein Geduldspiel. Auch das hatte Mathematiker Matarazzo vorausgesagt. Holger Badstuber ist weiter verletzt, Gonzalo Castro gesperrt, die Aufstellung der VfB-Defensive war ein Puzzlespiel. Sieben Veränderungen in der Startaufstellung, fast ein Neustart. Wie es sich gehört. Die Innenverteidigung bildeten erstmals Nathaniel Phillips und Atakan Karazor, links verteidigte Kapitän Marc Oliver Kempf und rechts wie immer Pascal Stenzel. Für den nach Berlin verkauften Ascacibar rückte Orel Mangala ins Mittelfeld neben Wataru Endo und Philipp Förster.
Spielmacher Daniel Didavi agierte offensiv hinter Hamadi Al Ghaddioui, Nicolas Gonzalez kam über die linke Seite. Ins Tor kehrte Gregor Kobel zurück, für den Alt-Internationalen Mario Gomez blieb einmal mehr die Ersatzbank. Frank Schmidt hält dagegen weiter an Bewährtem fest. Für Veränderungen gibt es wenig Gründe, nur einen Punkt hinter dem VfB auf Tabellenrang vier, viel hat Schmidt nicht falsch gemacht. Es begann wie immer, der VfB versuchte, das Spiel zu machen. Aber die Offensivbemühungen blieben überschaubar, wenig Durchsetzungskraft in den Zweikämpfen, Spielfluss kam nicht wirklich auf, aber die Mannschaft bemühte sich, den Ball schnell ins letzte Drittel zu bekommen.
Gonzalez (7. Minute) kam früh frei zum Schuss auf halblinker Position, aber Torwart Kevin Müller hatte keine Mühe damit. In der 24. Minute erwischte erneut Gonzalez eine lange Flanke von Didavi mit dem Kopf, aber der Ball ging neben das Tor. Ansonsten war es wie immer beim VfB, viel Ballbesitz, aber wenig Verwertbares vor dem gegnerischen Tor. Bis zur 32. Minute, als Kempf nach Flanke von Didavi den Ball aufs gegnerische Tor köpfte, Müller nur abwehren konnte, der Nachschuss von Kempf war unhaltbar. Zweites Saisontor für den Kapitän. Wirklich gefährlich werden konnten die Stuttgarter der soliden Heidenheimer Deckung zu selten – trotz aller Bemühungen. Und angesichts der sieben Umstellungen in der Startelf funktionierte das Zusammenspiel auch nicht wie von Matarazzo vorgesehen. Das wurde im zweiten Durchgang besser. Didavi vergab kurz nach Wiederanpfiff von Schiedsrichter Florian Badstübner freistehend wie ein Anfänger, auf der Gegenseite Kapitän Marc Schnatterer aus aussichtsreicher Position.
Entschieden war das Spiel, als der eingewechselte Borna Sosa präzise in die Strafraummitte flankte und Gonzalez per Kopf unhaltbar traf. Sosa war für den enttäuschenden Didavi ins Spiel gekommen. Mario Gomez durfte auch noch ein paar Minuten mitmachen, und das änderte die Szene nochmals – für ihn und für den VfB, Gomez spielte nach Pass von Förster zwei Heidenheimer aus und vollendete souverän zum 3:0 – ein schönes Finale des Premieren-Sieges von Matarazzo. (GEA)