BOCHUM. Bochum ist immer wieder einzigartig. An den tragenden Säulen am Eingang des Ruhrstadions an der Castroper Straße begegnen einem stets die Größen von einst. Heinz Höher, unvergessen, trainierte den VfL von 1972 bis 1979, Klaus Toppmöller von 1994 bis 1997. dann die Bilder der stilprägenden Spieler Lothar Woelk, Jupp Tenhagen, Dariusz Wosz, Hans Walitza, Michael »Ata« Lameck auf grauem Ruhrpott-Beton. Große Zeiten. Aktuell kämpft der VfL Bochum mit Trainer Thomas Reis, der Robin Dutt ablöste und früher selbst Profi in Bochum war, gegen den Abstieg aus der 2. Fußball-Bundesliga.
Und die Lage wird immer bedrohlicher, in der 80. Minute traf der eingewechselte Hamadi Al Ghaddioui für den VfB zum entscheidenden 1:0 (0:0)-Sieg nach einem katastrophalen Abwehrfehler von Saulo Decarli. Dabei hätten sich die Bochumer einen Punkt nach 90 Minuten redlich verdient gehabt. »Angst ist ein falscher Ratgeber«, sagt Reis. Zuletzt gewann der VfL gegen Wehen-Wiesbaden mit 1:0, dem VfB gelang auf des Gegners Platz seit sechs Begegnungen kein Sieg, der letzte Auswärtserfolg datierte vor der Begegnung beim VfL Bochum von Ende September mit dem 1:0 bei der Aufstiegskonkurrenz von Arminia Bielefeld. Diese schwarze Serie endete im Ruhrstadion. Unter dem neuen Trainer Pellegrino Matarazzo kann der VfB Stuttgart auch auswärts wieder gewinnen.
Matarazzo veränderte die Aufstellung seit dem 3:0 gegen Aue nur auf einer Position, weil Nicolas Gonzalez verletzt über Wochen ausfällt. In der Abwehr blieb der Cheftrainer beim Bewährten. Atakan Karazor, als Jugendspieler drei Jahre beim VfL Bochum, spielte erneut in der Innenverteidigung. Matarazzo entschied sich für die Dreierkette, links Pascal Stenzel und auf der rechten Seite Nathaniel Phillips.
Auch im Mittelfeld keine Veränderungen. Den defensiven Part teilten sich Wataru Endo und Orel Mangala, über rechts Roberto Massimo und links Silas Wamangituka. Offensiv stand Ex-Nationalspieler Mario Gomez erneut in der Startformation, Regisseur wie gewohnt Kapitän Daniel Didavi, dahinter Gonzalo Castro. Dass Gregor Kobel die Nummer eins im Tor ist, versteht sich von selbst.
Stuttgart begann vor 18090 Zuschauern stürmisch. Für den VfL geht es um die nackte Existenz. Entsprechend kämpferisch präsentierte sich die Bochumer Mannschaft, kein Meter Boden bleib unbearbeitet, keinem Zweikampf ging die Formation, in der Maxim Leitsch wieder die defensive Zentrale gemeinsam mit Decarli bildete, aus dem Weg. Das machte es für den VfB schwierig, das gewohnte Kombinationsspiel aufzuziehen. Dennoch sprach der Ballbesitz eindeutig für die Stuttgarter, auch wenn sich offensiv zunächst nur wenige Möglichkeiten ergaben. Trotzdem musste Torwart Manuel Riemann schon in der 4. Minute sein ganzes Können aufbieten, um einen Kopfball von Castro nach einer Ecke von Didavi zur Ecke zu klären. Nur elf Minuten später klärte Riemann gegen den nach vorne stürmenden Endo.
Die Stuttgarter spielten drückend überlegen, gefährlich wurden sie aber vorwiegend nach Standards. Bochum stand fast nur in der Defensive, gelegentliche Vorstöße durch Mboussy Ganvoula (11./19.) blieben ohne Folgen. In der 27. Minute spielte der starke Ex-Kölner Simon Zoller den Ball auf der rechten Seite einmal mehr nach vorne, seine Franke erreichte wiederum Ganvoula, der mit seinem Kopfball nur knapp scheiterte. Zwischenzeitig hatten die Stuttgarter aber reihenweise Chancen durch Wamangituka und Didavi vergeben.
Im zweiten Durchgang versuchten die Bochumer, mitzuspielen. Und Stuttgart fiel trotz großer Überlegenheit offensiv zu wenig ein. Gomez bleib ohne Effektivität, Wamangituka vergab weiter eine Chance nach der anderen. Matarazzo reagierte und brachte Philipp Förster für Castro. Was den sichtlich enttäuschte. Und effektiver machte es die Stuttgarter Angriffe auch nicht. Dann kam Hamadi Al Ghaddioui für den enttäuschenden Gomez. Und ausgerechnet der entschied das Spiel. (GEA)