Logo
Aktuell Tennis

Wie zwei Bananen Top-Talent Justin Engel in Stuttgart ins Achtelfinale bringen

Der 17-Jahre junge Justin Engel begeistert bei seiner Rasenpremiere in Stuttgart und zieht ins Achtelfinale ein.

Völlig losgelöst: Das deutsche Top-Talent Justin Engel siegt bei seinem Debüt in Stuttgart.
Völlig losgelöst: Das deutsche Top-Talent Justin Engel siegt bei seinem Debüt in Stuttgart. Foto: Marijan Murat/dpa
Völlig losgelöst: Das deutsche Top-Talent Justin Engel siegt bei seinem Debüt in Stuttgart.
Foto: Marijan Murat/dpa

STUTTGART. Er konnte es selbst kaum glauben: Völlig losgelöst fiel Justin Engel nach seinem Sieg auf den Platz, streckte alle Viere von sich und genoss den tosenden Applaus und die Standing Ovations auf dem Center Court. Geleistet hatte das deutsche Tennis-Talent Großes. Bei seinem ersten Auftritt bei einem Profi-Rasenturnier in Stuttgart bezwang der 17-Jährige den fast doppelt so alten Australier James Duckworth (33) und zog nach einem unfassbar knappen Match mit 4:6, 6:4, 7:6 (7:5) ins Viertelfinale ein.

»Ich bin total stolz auf mich«, freute sich Engel. Danach, dass der Nürnberger auf dem Gelände des TC Weissenhof am Dienstag als Sieger vom Platz gehen würde, sah es vor allem im dritten Satz zwischenzeitlich nicht aus. Beim Stand von 2:3 war Engel völlig am Ende, brauchte eine Pause und ärztlichen Beistand. »Mir war schwindelig«, erklärte er im Interview. »Es kann sein, dass ich vielleicht ein bisschen nervös war und vergessen habe, Bananen zu essen. Bei so einem engen Spielstand und so einem Druck muss man auch immer Bananen essen.« Nachdem sich der junge Sportler, der davon träumt, die Nummer eins der Welt zu werden, dann zwei süße Früchte und ein paar Sekunden gegönnt hatte, fühlte er sich schnell wieder »super«. Er kämpfte sich gegen den erfahrenen Duckworth nicht nur zurück, sondern in der Folge zu zwei Matchbällen. Diese jedoch wehrte die Nummer 94 der Welt ab. Wenig später ging es in den Tiebreak.

Beachtliche Entwicklung

Zusätzlich zu den zwei Bananen gab es davor noch einen Energydrink sowie tosenden Applaus für die Kraftleistung von den Rängen, die den Youngster weiter beflügelten und zum Erfolg peitschten. »Ohne die Zuschauer hier wäre es heute gar nicht möglich gewesen, das Match zu gewinnen«, freute sich Engel. »Ich kann es kaum erwarten, vor so vielen Leuten wiederzuspielen.« Als Schlüssel zum Erfolg machte er aus, »dass ich es wirklich geschafft habe, kurz auszuholen, tief zu stehen und auch die ekligen Slice-Bälle, die er mir serviert hat, echt solide zurückzuspielen.« Im Achtelfinale wartet nun Alex Michelsen (USA) oder Gael Monfils (Frankreich) auf den neuen Publikumsliebling.

Die Entwicklung Engels ist beachtlich. Die Saison 2024 startete er auf Weltranglistenplatz 1.344, im Live-Ranking liegt der Schützling von Trainer Philipp Kohlschreiber nun auf Position 259 und will noch mehr. »Ich habe schon Ende letzten Jahres gesagt, dass ich nach der Saison in den Top 200 stehen will.« Dass der junge Athlet überhaupt in der Tennis-Szene landete, ist keine Selbstverständlichkeit. Schließlich fand er den Sport während seiner Jugend gar nicht so toll und kickboxte stattdessen.

Mentale Stärke

Gegen Duckworth zeigte der 1,85-Meter-Mann seine mentale Stärke. Engel startete denkbar schlecht mit gleich zwei Doppelfehlern ins Match, von denen er sich aber genauso wenig aus dem Konzept bringen ließ wie von der Tatsache, dass er wieder dicht an einem Break war, dann aber einfache Fehler machte. In Runde zwei hatte sein Kontrahent bei eigenem Aufschlag die Möglichkeit zum vorentscheidenden 5:3 davonzuziehen, stattdessen aber breakte der coole Deutsche ohne einen Punkt abzugeben. Anschließend ballte Engel die Faust und setzte einen lauten Schrei ins Publikum ab, das mit tosendem Beifall reagierte.

Lobende Worte gab es auch für seinen Trainer, der selbst gute Erfahrungen in Stuttgart gemacht hatte und zwei Mal im Finale stand. »Er hat mir gute Anweisungen gegeben.« Entsprechend leicht sei es ihm gefallen, die Ruhe zu bewahren, erklärte Engel, der seinen erfahrenen Gegner mit einer gewissen Portion Unbekümmertheit am Ende überrollte. (GEA)