REUTLINGEN. Während auf dem Bildschirm der Angriff der eigenen Mannschaft noch läuft, schallen aus dem Fenster des Nachbars bereits Jubelschreie. Sekunden später liefert der heimische TV dann quasi als Videobeweis die Bestätigung dessen, was die anderen schon vorher wussten. Für denjenigen, der eine Partie bei der Fußball-EM mit Live-Erlebnis schauen will, ist beschriebenes Szenario eine Qual. Auch in Reutlingen jubelten die Fans bei Public-Viewing-Veranstaltungen teils zeitversetzt. Während im einen Lokal der Ball bereits im Netz zappelt, rollt er auf dem Screen der anderen Örtlichkeit noch auf Höhe der Mittellinie. Der GEA erklärt, woran das liegt.
Wieso sind die Übertragungen unterschiedlich schnell?
Der Grund für die zeitversetzten Übertragungen ist die sogenannte Empfangsverzögerung, die auch als Latenz bezeichnet wird. Einfach gesagt ist das die Zeit, die das Signal braucht, bis es vor Ort ankommt. Je nach Übertragungsweg ist die Dauer unterschiedlich.
Wer kann als erstes jubeln?
Als erstes werden Jubeltöne oder Laute der Enttäuschung aus Wohnungen schallen, die mit Satelliten-Empfang ausgestattet sind. Laut Experten der Computerzeitschrift »c't« sind die Bilder bereits rund sechs Sekunden nach dem Geschehen im Stadion auf dem Bildschirm zu sehen. Etwas später wissen Fans Bescheid, die per Kabel empfangen oder einen DVB-T-Anschluss über Antenne haben. Der Unterschied macht circa 1,5 weitere Sekunden aus.
Was ist mit Angeboten, die übers Internet laufen?
Wer möglichst nah am sportlichen Geschehen sein will und nicht anhand der Geräuschkulisse im Nachbarhaus darüber erfahren will, wer gerade ein Tor geschossen hat, der sollte auf Angebote, die über das Internet gestreamt werden, verzichten. Die Experten sprechen von einer Verzögerung von satten 12 bis 23 Sekunden. In der schnelllebigen Sportwelt ist das eine ganze Ewigkeit. Allerdings hängt die Latenz auch von den technischen Geräten ab. »Mobilgeräte puffern den Datenstrom ein weiteres Mal mehr oder weniger stark, um Geruckel zu vermeiden«, erklärt c't. Wenn übers Internet schauen, dann empfehlen sich die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender, die eine vergleichsweise kleine Verzögerung haben. Allerdings möglichst nicht am Smartphone. Denn hier dauert es noch einmal länger, bis das Bild technisch auf den kleinen Screen umgerechnet wird. Ebenfalls recht schnell sind laut des Vergleichsportals verivox IPTV-Angebote wie Magenta TV (Telekom) oder Giga TV (Vodafone). Bei IPTV wird das Fernsehprogramm über den Internetanschluss auf das Fernsehgerät übertragen. »Das A und O für ruckelfreies TV-Vergnügen ist also ein stabiler und leistungsfähiger Breitbandanschluss. Für eine flüssige Internetverbindung beim Streamen benötigen Sie eine Datengeschwindigkeit von mindestens 50 Megabit pro Sekunde«, meinen die Experten.
Wie sieht es bei Sky, Dazn und Co. aus?
»Streaming hängt den anderen Übertragungsarten wie Sat-TV, Kabel-TV oder IP-TV damit deutlich hinterher«, stellt verivox klar. Die Latenzzeit beträgt rund zehn Sekunden.
Was gibt es sonst für Möglichkeiten?
Eine andere Option als die oben aufgeführten bleibt Fans des flüssigen Bewegtbildes nicht. Aber aufgepasst: Am schnellsten von allen wissen Radio-Hörer Bescheid. Hier ist die Verzögerung am geringsten. (GEA)