REUTLINGEN. Es war DIE Nachricht am Dienstag: Jogi Löw sortiert Mats Hummels, Jerome Boateng und Thomas Müller aus. Nach der verkorksten WM wollte der Fußball-Bundestrainer den Umbruch einleiten. Bis jetzt ist das noch nicht gelungen. Um wieder zur Weltspitze zurückkehren zu können, wurden die drei Weltmeister aussortiert. »In der Nationalmannschaft gilt es nun aber, die Weichen für die Zukunft zu stellen. Wir wollen der Mannschaft ein neues Gesicht geben. Ich bin überzeugt, dass das nun der richtige Schritt ist«, sagte Löw im Gespräch mit bild.de. Außerdem bedankte er sich für die vielen außergewöhnlichen, erfolgreichen und einmaligen gemeinsamen Jahre.
Trotzdem hagelt es von allen Seiten Kritik für den Bundes-Jogi. Weniger wegen der sportlichen Entscheidung, sondern wegen der Art und Weise. Die meisten stören sich am Zeitpunkt, an der Gesprächsdauer und an der Endgültigkeit. Gestern Abend hatte sich dann Thomas Müller mit einer Videobotschaft auf Instagram zu Wort gemeldet, in dem er dem DFB »keinen guten Stil« attestiert. Vier Trainer aus der Region sehen das teilweise ebenfalls so, haben aber auch Verständnis für Jogi Löw.
Teodor Rus (SSV Reutlingen, Oberliga):
»Es geht um das Sportliche. Er (Jogi Löw/Anm. d. Red.) hat sie immer wieder nominiert. Wenn die Leistung nicht stimmt, kann man die doch nicht spielen lassen bis sie 40 sind. Ich weiß nicht, wie lange das Gespräch ging. Aber was soll man da stundenlang besprechen? Ich bin mir sicher, dass sich der Trainer bedankt hat. Was die Spieler geleistet haben war sensationell. Aber auch die Spieler könnten sich beim Trainer bedanken.«
Michael Frick (TSG Tübingen, Verbandsliga):
»Sportlich ist die Entscheidung ein Stück weit nachvollziehbar. Tatsächlich war es für mich nicht der allerbeste Stil. Zum Beispiel der Zeitpunkt, so spät nach dem letzten Länderspiel. Und wie ich gelesen habe, sind die Spieler ja auch sehr überrascht gewesen, das hätte man vielleicht auch langfristiger kommunizieren müssen. Vor ein paar Wochen hieß es doch noch, dass die Achse mit den erfahrenen Spielern wichtig sei. Aber egal wie der Trainer das gemacht hätte, es hätte immer Kritik gegeben.«
Michael Konietzny (VfL Pfullingen, Landesliga):
»Ich finde es gut, dass Löw persönlich erschienen ist. Über den Zeitpunkt (der Aussortierung/Anm. d. Red.) lässt sich streiten. Das hätte man auch direkt nach der WM machen können, dann wäre das nachvollziehbarer gewesen. Dass sich ein Spieler jetzt über Social Media beschwert, muss aber auch nicht sein. Wenn ich einen Cut mache, dann richtig. Die Spieler sind 30, dann darf es auch endgültig sein. Hummels hätte ich allerdings noch nicht aussortiert. Mit seiner Art, der Spieleröffnung, seinem Auge und einem jungen Innenverteidiger wie Süle an der Seite hätte er der Mannschaft noch helfen können.«
Robert Michnia (Croatia Reutlingen, Bezirksliga):
»Es ist gut, dass Jogi Löw mit den Spielern gesprochen hat. Es gibt auch Spieler, die kein persönliches Gespräch bekommen haben. Einen guten Zeitpunkt gibt es dafür nie, wobei man das auch nach der WM hätte machen können. Und es wäre charmanter gewesen, das nicht gleich an die Presse weiterzugeben. Jetzt hat der Trainer die Entscheidung aber getroffen, damit muss ein erfahrener Spieler klarkommen. Ich bin der Meinung, dass verdiente Spieler gebührend verabschiedet werden sollten. Allerdings sind Hummels, Boateng und Müller auch nicht mit Spielern wie Matthäus, Schweinsteiger oder Beckenbauer gleichzusetzen.« (GEA)