MARBACH. Das Starterfeld bei der Vier-Sterne-Prüfung in Marbach ist dieses Mal kleiner als in den Vorjahren. Wenn an diesem Donnerstag das international prestigeträchtige Vielseitigkeits-Turnier mit der Dressur beginnt, werden in der hochkarätigen Prüfung 32 Pferde die Lektionen in Angriff nehmen. Im Vorjahr waren noch Meldungen für 45 Pferde eingegangen. »Natürlich hätten wir uns gefreut, wenn Franzosen und ein paar Italiener mehr gestartet wären«, sagt Danièle Vogg von der neuen Turnierleitung. Die Sportliche Leiterin verweist aber auch darauf, dass sieben deutsche Top-Reiter zuletzt an den schweren Fünf-Sterne-Prüfungen in Lexington/Kentucky und Badminton (England) teilgenommen hätten, so dass es verständlich sei, wenn nun deren Top-Pferde eine Turnier-Pause bekommen. Vielleicht würden zudem andere Reiter einen Start nächste Woche in Baborowko (Polen) vorziehen, wo das Preisgeld deutlich höher als in Marbach ist.
Für Peter Thomsen hat die deutlich geringere Starterzahl direkte Auswirkungen. Der Bundestrainer reist nach Marbach, um die Form seiner Kader-Reiter unter die Lupe zu nehmen. Von den 22 Auswahl-Mitgliedern haben nur zehn für die Vier-Sterne-Prüfung im Gestüt gemeldet. »Ich hatte gehofft, dass es nicht ganz so deutlich wird. Es wäre schön gewesen, wenn ein paar mehr in Marbach angetreten wären«, sagt der Bundestrainer, der aber über das gegenüber dem Vorjahr kleinere Starterfeld nicht überrascht ist.
Das Problem betrifft nicht nur die Marbacher Top-Veranstaltung. Vielmehr erkennt der Norddeutsche aus Lindewitt einen Trend, auch jenseits der Landesgrenzen. Bei den Turnieren seien derzeit generell meist 10 bis 20 Prozent weniger Teilnehmer zu verzeichnen, weiß Thomsen. Weil aktuell reihenweise Vielseitigkeits-Turniere im Kalender stehen und die »Kostenschraube auch bei den Reitern ankommt« (Thomsen), überlegen sich offenbar auch Kader-Mitglieder, ob und wo sie starten. Das Problem beschäftigt ihn und die Vielseitigkeits-Verantwortlichen im Verband. Thomsen: »Wir müssen schauen, woran das liegt und wie man es hinkriegt, dass die Anzahl der Pferde und Reiter gesteigert werden kann.«
EM-Teilnahme kein Thema mehr
Auch zwei Reiter aus der Region, die in der Vergangenheit oft in Marbach gestartet sind, fehlen in diesem Jahr im Starterfeld. Allerdings aus einem anderen Grund. Den Start in der EM-Sichtung bei seinem Heimat-Turnier verhinderte bei Lokalmatador Dirk Schrade eine Verletzung seines Top-Pferdes Casino. »Ich habe kein anderes für Vier-Sterne-Prüfungen«, sagte der Mannschafts-Olympiasieger von London. Bei seinem Schimmel-Wallach geht der aus Gomadingen stammende zweifache Team-Europameister davon aus, dass er erst wieder Ende des Jahres eingesetzt werden kann. Damit haben sich seine Hoffnungen auf eine Teilnahme an der Europameisterschaft in Blenheim (England/18. bis 21. September) zerschlagen. Das ist besonders bitter, weil Schrade an Blenheim sehr gute Erinnerungen hat. Hier war er vor zwei Jahren Zweiter im langen Vier-Sterne-Wettbewerb geworden. Schrade, im Vorjahr Zweiter in Marbachs Top-Prüfung, zu Casinos Verletzungsausfall: »Das ist schade, aber es ist so.«
Auch Nele Mader, die vor zwei Jahren als Dritte der Zwei-Sterne-Prüfung Star-Reiter Michael Jung hinter sich gelassen hatte, wäre in Marbach sehr gerne wieder angetreten. Zumal die junge Trochtelfingerin bereits im Vorjahr passen musste, weil sich ihre Stute Joliemara kurz vorher verletzt hatte.
Da der Heilungsprozess nicht wie gewünscht verlief und es auch Monate später noch ein Risiko gewesen wäre, das Pferd wieder im Turniersport einzusetzen, habe sie sich entschieden, die Stute zum Züchter zurückzubringen, sagt die 25-Jährige. Dass Joliemaras Karriere als Turnierpferd so früh endet, sei »super-schade«. Inzwischen ist die elfjährige Stute wieder in den Niederlanden. »Es geht ihr gut. Sie bekommt ein Fohlen«, berichtet Mader. Bis die baden-württembergische Vizemeisterin von 2023 in Marbach wieder mit einer jungen Stute starten kann, werde es zwei Jahre dauern, glaubt die junge Reiterin. (GEA)