REUTLINGEN. Martin Frey ist als Mountainbike-Profi schon weit herumgekommen. Er kennt die unterschiedlichsten Strecken weltweit. Doch nun tritt er am Sonntag auf einem Kurs an, den weder er noch ein Konkurrent bisher im Wettkampf gefahren ist. Die Strecke bei der Marathon-Weltmeisterschaft in Schottland ist für alle Neuland. Daher ist der Bad Uracher mit Simon Stiebjahn und Jakob Hartmann, seinen Kollegen beim Singer-Racing-Team, bereits am Montag in Glasgow angereist. So konnten sie schon einen Eindruck von dem WM-Kurs gewinnen und auf ihm trainieren.
Vor einem Jahr waren die Titelkämpfe im dänischen Haderslev ausgetragen worden. Dort hatte Frey als Vierter, dem nur eine Sekunde zu Bronze fehlte, das beste WM-Ergebnis seiner Karriere eingefahren. Im Gegensatz zu damals ist die WM-Strecke nun 20 Kilometer kürzer, aber dafür mit doppelt so vielen Höhenmetern versehen. 100 Kilometer müssen von den Profis zurückgelegt und dabei 3.200 Höhenmeter überwunden werden.
»Wenn ich alles abrufen kann, ist ein Platz unter den ersten Zehn drin «
Schon nach seinem letzten Wettkampf vor 14 Tagen, als Frey bei der deutschen Meisterschaft einen beachtlichen siebten Rang unter den Spezialisten im kürzeren Cross-Country-Wettbewerb erreicht hatte, lag seine Leistungsentwicklung im Plan. »Die Form ist jetzt schon gut«, stellte der BWL-Master-Student fest.
Danach hatte es vor zwei Monaten noch nicht ausgesehen. Beim Weltcup-Rennen in Ligurien (Italien) war der Wahl-Freiburger 16. geworden. Von diesem Rennen brachte er eine Verletzung mit nach Hause, die den geplanten Start beim Wettkampf in Tschechien und der deutschen Straßen-Meisterschaft in Bad Dürrheim unmöglich machten. Eine muskuläre Überlastung hatte in Savona dazu geführt, dass sich ein Sehnenansatz im Oberschenkel entzündete. Das bedeutete erst einmal eine einwöchige Trainingspause und schließlich wieder ein Formaufbau.
Nach fünf Wochen feierte der Weltranglisten-Neunte zusammen mit Stiebjahn beim Team-Wettbewerb Andorra Epic sein Comeback. Mit Erfolg: Sie gewannen drei der vier Etappen und hätten Siegchancen gehabt, doch auf einem schwierigen Abschnitt schwanden Freys Kräfte nach der Verletzung und der Wettkampf-Pause, das Team verlor einige Minuten, sodass das Duo letztlich Gesamt-Zweiter wurde.
»Das Wichtigste ist, dass ich beschwerdefrei durchgekommen bin«
Eine Woche später beim Black Forest Ultra Bike Marathon in Kirchzarten, als der 29-Jährige nach dem intensiven Training etwas müde war, sprang dennoch ein sechster Rang heraus. Er habe sich »insgeheim ein bisschen mehr erhofft«, meint er selbstkritisch. Frey bestätigte den Aufwärtstrend eine Woche später, als er mit dem bereits erwähnten siebten Rang bei der deutschen Cross-Country-Meisterschaft in Albstadt aufwartete. Erstmals seit drei, vier Jahren war er wieder in dieser Disziplin angetreten. Kontinuierlich kämpfte er sich von einem hinteren Startplatz nach vorne. Eingangs der letzten Runde lag er sogar auf Platz fünf, »doch der Tank war leer. Aber das Wichtigste ist, dass ich beschwerdefrei durchgekommen und wieder völlig stabil bin«.
Gute Voraussetzungen also, um sich in Schottland mit der Weltelite im Marathon-Bereich zu messen. An eine Medaille will er nicht denken. »Es wäre vermessen, sich das als Ziel zu setzen«, unterstreicht der zweimalige Zweite bei Weltcup-Rennen. Aber wenn er alles abrufen könne, sei ein Platz unter den ersten Zehn drin. (GEA)