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»Reden nicht vom Aufstieg«

SGV Freiberg vom Fast-Absteiger an die Tabellenspitze der Regionalliga. Trainer Roland Seitz und Mittelfeld-Abräumer Ruben Reisig haben eine Reutlinger Vergangenheit

Hat gut Lachen: Freibergs Trainer Roland Seitz.  FOTOS: SCHERBAUM, NIEBERGALL/EIBNER
Hat gut Lachen: Freibergs Trainer Roland Seitz. FOTOS: SCHERBAUM, NIEBERGALL/EIBNER
Hat gut Lachen: Freibergs Trainer Roland Seitz. FOTOS: SCHERBAUM, NIEBERGALL/EIBNER

FREIBERG. »Wir haben einen brutalen Teamgeist«, lobt Roland Seitz seine Schützlinge über den grünen Klee. »Derzeit läuft es«, fügt der Trainer des Fußball-Regionalligisten SGV Freiberg schmunzelnd hinzu. Der Sport- und Gesangverein (SGV) hat eine erstaunliche Entwicklung hinter sich. Vergangene Saison schlitterte der damalige Aufsteiger als Tabellen-14. haarscharf am Abstieg vorbei. Und der Beginn dieser Spielzeit verlief alles andere als verheißungsvoll: Nach drei Spieltagen stand am 20. August lediglich ein Pünktchen auf der Habenseite. Vorletzter.

War der Umbruch doch zu groß, fragten sich die Freiberger Macher. Über 20 Abgängen standen über 20 Zugänge – selbst die Verantwortlichen haben Schwierigkeiten, die genaue Zahl zu benennen – gegenüber. Mittlerweile sind 13 Spieltage absolviert und der SGV Freiberg führt die Tabelle an. »Wir haben im August noch einige Neue geholt«, erklärt Seitz, »das hat ein paar Wochen gedauert, bis die integriert waren«. In den zurückliegenden zehn Begegnungen haben die Freiberger acht Mal gewonnen, ein Unentschieden erzielt und nur einmal verloren.

Großen Anteil am Freiberger Aufschwung haben zwei Ex-Reutlinger: Trainer Seitz und Mittelfeld-Abräumer Ruben Reisig. Der 59 Jahre alte Seitz coachte den SSV Reutlingen in der Regionalliga von Juli 2008 bis zum 15. April 2010. Damals legte er sein Amt nieder, nachdem der Verein einen Insolvenzantrag stellte und damit als Absteiger aus der 4. Liga feststand. Seitz verfolgt den Weg des SSV nach wie vor, will sich aber kein Urteil erlauben, weshalb der Verein seit 13 Jahren nicht aus dem baden-württembergischen Oberhaus herauskommt.

Filimon Gerezgiher ragt heraus

Der nach wie vor in Neumarkt in der Oberpfalz lebende Seitz, der in Freiberg eine kleine Wohnung unterhält, hat in den zurückliegenden Jahren stets langfristig gearbeitet. Nach seiner Reutlinger Zeit war der ehemalige Bundesliga-Profi des MSV Duisburg vier Jahre bei Eintracht Trier, fünf Spielzeiten beim SV Elversberg und knapp zwei Jahre beim VfR Aalen. Seit Januar diesen Jahres steht Seitz beim SGV Freiberg auf der Gehaltsliste. Sein Vertrag läuft bis Saisonende.

Großen Anteil am Freiberger Aufschwung hat das Duo auf der Sechser-Position: Der 31 Jahre alte Marco Kehl-Gomez, ein Mann mit Drittliga-Erfahrung, sowie Ruben Reisig. Der 27 Jahre alte Reisig, der sich von Juli 2018 bis Januar 2020 das Trikot des SSV Reutlingen überstreifte, agiere »sehr diszipliniert und konzentriert«, erzählt Seitz. Genau in diesen Punkten hatte der physisch starke Defensiv-Allrounder in früheren Jahren Defizite.

Der überragende Freiberger Akteur in dieser Saison wirbelt offensiv auf beiden Außenbahnen: Filimon Gerezgiher. Der 23-Jährige spielte einst für den FSV 08 Bissingen in der Oberliga, ehe er beim VfB Stuttgart II sein Glück versuchte. Beim VfB kam er nur zu sechs Kurzeinsätzen und schloss sich deshalb zu Beginn des Jahres dem SGV Freiberg an. »Die Rückrunde war, auch aus Verletzungsgründen, schwer für Filimon, in dieser Runde spielt er aber sehr, sehr gut«, formuliert Seitz.

Mit seinem Etat, der etwa eine Million Euro betragen soll, würde sich der Club in der Regionalliga im unteren Drittel befinden. In der Tabelle steht das mit lauter Vollprofis besetzte Team allerdings ganz oben. »Wir reden nicht über den Aufstieg«, versichert Seitz. »Es wäre schön, wenn wir in der Winterpause für die nächste Saison planen könnten.« Bescheidenheit ist eine Zier. (GEA)