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Peinliche Pleite - Kimmich stellt Mentalitätsfrage

Das war deutlich. Wie schon beim Pokal-Knockout in Mönchengladbach kam der FC Bayern auch beim 2:4 in Bochum unter die Räder. Das nahm Joshua Kimmich zum Anlass, an der Mentalität zu zweifeln.

VfL Bochum - FC Bayern München
Joshua Kimmich (l) und Niklas Süle (r) reagieren enttäuscht auf den Bochumer Gegentreffer. Foto: Bernd Thissen/dpa
Joshua Kimmich (l) und Niklas Süle (r) reagieren enttäuscht auf den Bochumer Gegentreffer. Foto: Bernd Thissen/dpa

Bochum (dpa) - Joshua Kimmich wirkte konsterniert wie lange nicht. Sichtlich verärgert redete der Nationalspieler nach dem peinlichen 2:4 (1:4) des bisher so souveränen Tabellenführers aus München Klartext.

»Wir haben alle Tugenden vermissen lassen und müssen uns fragen, ob das die Mentalität ist, die der FC Bayern normalerweise verkörpert«, klagte Kimmich. Kopfschüttelnd erinnerte der Mittelfeldspieler im ersten TV-Interview bei Sky an das ähnlich bittere Pokal-Aus Ende Oktober bei Borussia Mönchengladbach: »Das passiert uns ja nicht zum ersten Mal. Das kenne ich aus der Vergangenheit so nicht von uns, dass wir vier, fünf Gegentore bekommen.«

Vorführung in der ersten Halbzeit

Wie schon beim deutlichen 0:5 in Mönchengladbach wurde der deutsche Rekordmeister auch in Bochum phasenweise vorgeführt. Nach Toren von Christopher Antwi-Adjei (14), Jürgen Locadia (38./Handelfmeter), Christian Gamboa (40.) und Gerrit Holtmann (44.) lag er schon zur Halbzeit mit 1:4 hinten. Vier Gegentore vor der Pause hatte es für die Münchner schon lange nicht mehr gegeben. Mehr als drei Treffer in den ersten 45 Minuten mussten sie zuletzt am 22. November 1975 hinnehmen. Damals stand es bei Eintracht Frankfurt zur Pause 0:5 - und am Ende 0:6.

Dass Kimmich die Mentalitätsfrage stellte, fand die Zustimmung von Julian Nagelsmann: »Ich finde es gut, wenn so etwas aus der Mannschaft kommt und nicht von mir. Da wird ein Stück Wahrheit drin stecken, das sollte allen eine Lehre sein.« Gleichwohl nahm der Bayern-Coach sein Team in Schutz und gab sich selbst eine Teilschuld: »Es gibt von mir keine große Kritik an der Mannschaft. Wir hatten einen Plan, der nicht aufging. Ich hätte eher regieren müssen.«

Große Freude in Bochum

Von der Party an der Castroper Straße mit Tanzeinlagen der Bochumer Himmelstürmer und ihren euphorisierten Fans bekamen die meisten Bayern nichts mehr mit. Schon kurz nach dem Schlusspfiff war ein Großteil der Mannschaft frustriert in der Kabine verschwunden. Dagegen ließen die Bochumer ihrer Freude über den Coup freien Lauf. »Wir haben fantastisch zusammen gespielt. Es waren Traumtore. Ein tolles Spiel von uns«, schwärmte VfL-Kapitän Anthony Losilla. Ähnlich begeistert war Trainer Thomas Reis: »Wir sind sehr, sehr froh, dass wir drei Punkte geholt haben, die nicht jeder eingeplant hat.«

Der Stromausfall im Stadion zu Spielbeginn entzog nur den Bayern Energie. Bereits in den ersten Minuten deuteten die Bochumer mit mutigem Offensivfußball an, dass sie wenig Lust auf eine ähnliche Schlappe wie beim 0:7 Mitte September im Hinspiel verspürten. Selbst der frühe Rückstand durch Robert Lewandowski (9.), der nach Vorarbeit von Kingsley Coman aus kurzer Distanz gleich die erste Chance für die Gäste eiskalt nutzte, zeigte kaum Wirkung.

Ein ähnlicher Auftritt in Salzburg dürfte die Bayern auch im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League ins Wanken bringen. »Mir ist nicht bange«, kommentierte Nagelsmann voller Hoffnung, dass sein Team aus der Niederlage die richtigen Schlüsse zieht. Aber am Ende konnte der Coach sich Kritik an seinen Profis dann doch nicht verkneifen: »Das war ein beschissenes Spiel. Wir sollten nicht an Spannung verlieren, nur damit es in der Bundesliga wieder spannender wird. Das war ein Gesamtpaket in der ersten Halbzeit, das einfach nicht geht.«

© dpa-infocom, dpa:220212-99-97700/6