TOKIO. Eine Online-Petition in Japan mit der Forderung nach einer Absage der Olympischen Spiele in Tokio ist innerhalb von zwei Tagen von mehr als 200 000 Menschen unterzeichnet worden.
Die unter anderem an Thomas Bach, Präsident des Internationalen Olympischen Kommitees (IOC), gerichtete Petition zählt bereits mehr als 207.000 Unterschriften. Sie wurde vom japanischen Anwalt Kenji Utsunomiya initiiert und trägt den Titel »Sagen Sie die Olympischen Spiele in Tokio ab, um unser Leben zu schützen«. Derweil soll der Corona-Notstand für Tokio bis zum Ende des Monats verlängert werden.
Um die Olympischen und Paralympischen Spiele im Sommer auszurichten, werde »eine große Anzahl medizinischer Fachkräfte, wertvolle Ressourcen wie medizinische Einrichtungen und medizinische Geräte und andere Ressourcen« benötigt, heißt es in der Petition anklagend. Das Gesundheitssystem ist schon jetzt belastet. Wiederholt starben Menschen zu Hause, während sie auf freie Krankenhausbetten warteten.
Nach Angaben der Organisatoren werden 10.000 medizinische Mitarbeiter für die Olympischen Spiele benötigt. Sie forderten zuletzt zudem den freiwilligen Einsatz von 500 zusätzlichen Krankenschwestern und 200 Sport-Ärzten, was für öffentliche Empörung sorgte. Zudem wird die Regierung von Ministerpräsident Yoshihide Suga für den erstaunlich langsamen Impfprozess kritisiert. Bisher sind lediglich zwei Prozent der japanischen Bevölkerung gegen das Coronavirus geimpft worden.
Der Corona-Notstand für Tokio wird derweil weniger als drei Monate vor Beginn der Sommerspiele abermals verlängert. Man plane eine Verlängerung bis Monatsende, erklärte der zuständige Minister, Yasutoshi Nishimura, am Freitag. Die Regierung hatte erst kürzlich den Notstand bis zum 11. Mai verlängert. Angesichts der weiter angespannten Lage sei eine Verlängerung »notwendig«, hatte Tokios Gouverneurin Yuriko Koike gesagt. Eine offizielle Entscheidung der Regierung wird noch am Freitag erwartet.
Die Verlängerung des inzwischen dritten Notstands bis zum 31. Mai gilt auch für die stark betroffene westliche Region Osaka. Darüberhinaus soll der Notstand auch auf die Präfekturen Aichi und Fukuoka ausgeweitet werden. Zwar hatte die Olympia-Stadt Tokio während der vergangenen »Goldenen Woche«, einer Aneinanderreihung nationaler Feiertage, relativ geringe Neuinfektionen gemeldet. Am Donnerstag waren es 591 Fälle innerhalb von 24 Stunden gewesen. Doch war wegen der Feiertage auch weniger getestet worden. Daher befürchten Experten, dass die Infektionszahlen nun wieder steigen dürften.
Der Notstand bedeutet jedoch keine Ausgangssperren wie in Europa. Die Bürger des Landes sind lediglich aufgefordert, nach Möglichkeit zu Hause zu bleiben. Tokios Gouverneurin Koike rief die Bevölkerung erneut auf, Kontakte zu anderen Menschen zu vermeiden und möglichst von zu Hause zu arbeiten. In weniger als drei Monaten will das asiatische Inselreich in Tokio die Olympischen Sommerspiele eröffnen - ein Jahr später als geplant. (dpa)