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Nationalteam: Kein Biersponsor, weniger Zuschauer

Nicht mehr Deutschlands liebstes Kind? Die Spiele sind seit Langem nicht mehr ausverkauft

Auch bei der Fußball-Nationalmannschaft sind längst nicht mehr alle Zuschauerplätze besetzt. FOTO: EIBNER
Auch bei der Fußball-Nationalmannschaft sind längst nicht mehr alle Zuschauerplätze besetzt. FOTO: EIBNER
Auch bei der Fußball-Nationalmannschaft sind längst nicht mehr alle Zuschauerplätze besetzt. FOTO: EIBNER

DÜSSELDORF/REUTLINGEN. Es gab Zeiten, da waren die Spiele der deutschen Fußball-Nationalmannschaft Feiertage. Man war froh, dass man dabei war, Karten zu kriegen, war noch ein Problem. Kaum ein Spiel, das nicht ausverkauft war. Selbst in Zeiten, in der es die Bundesliga aus unterschiedlichen Gründen schwer hatte, die Spiele der Nationalmannschaft fanden in ausverkauftem Haus statt.

Wer Deutschland gegen Weißrussland im Rahmen der Qualifikation für die Europameisterschaft 2020 heute im Borussia-Park (20.45 Uhr/RTL) sehen will und noch keine Karte hat, kann trotzdem hinfahren. Es gibt noch genug.

Was ist los in Fußball-Deutschland? Selbst dem Ober-Vermarkter des Fußballs schwant Böses. »Ich glaube, wir beim DFB müssen uns klar darüber sein, dass die Zeiten schwieriger geworden sind«, sagt Oliver Bierhoff, Europameister 1996 und Direktor beim Deutschen Fußball-Bund (DFB). Lange liefen die Dinge wie von selbst mit der »Mannschaft«, das ist aber lange her. Und das gilt nicht nur für die Zuschauer.

Die Süddeutsche Zeitung wies zuletzt darauf hin, dass es in Deutschland über 6.000 Bierbrauer gibt. Das Bier ist der Deutschen liebstes Getränk, aber für die Nationalmannschaft interessiert sich kein einziger Brauer. Seit der Vertrag mit der Bitburger Brauerei auslief, will keiner mehr mit der Nationalmannschaft und ihren Freunden einen trinken. Seit dem Sommer gibt es keinen Bier-Sponsor mehr für den DFB, kein Interesse. Mit einem Weltmeister gerne, aber mit einer Truppe, die in Russland nach der Vorrunde ausscheidet? Mit dem Team ist kaum noch Staat zu machen, zumindest bei den Bierbrauern nicht. In der Bundesliga hat jeder Club einen Brauer als Sponsor, in der Nationalmannschaft wird seit zwei Jahren akquiriert. Ohne greifbare Resultate.

Nun kann man natürlich auch ohne Biersponsor Titel gewinnen, aber die Tendenz deutet schon auf das Problem. Das weiß auch Oliver Bierhoff. Und die stabile sportliche Abwärtsentwicklung lässt sich eben auch auf den Zuschauerrängen diagnostizieren. Erst drei Viertel der Karten sind für die beiden Qualifikationsspiele verkauft. Und was dabei wundert, ist, dass Oliver Bierhoff sagt: »Wir sind mit dem Zuschauerschnitt zufrieden.«

Dass sich der Zuschauerzuspruch auf niedrigem Niveau langfristig stabilisiert, erwartet aber trotzdem keiner. Noch freue sich der Deutsche auf die Nationalmannschaft, sagt Bierhoff, die deutsche Nummer eins ist da nicht mehr so optimistisch. »Man muss zur Kenntnis nehmen, dass die Leute heute mit mehr Fußball befeuert werden als früher«, sagt Manuel Neuer vom FC Bayern München. Da ist die Nationalmannschaft nichts Besonderes mehr. Die Champions League mit den großen Stars der Szene, da laufen die Leute hin. Und bezahlen Preise, wo der Normalsterbliche längst anfängt zu überlegen.

Aber Weißrussland, Estland und Nordirland? Bierhoff wehrt sich: »Zu uns kommen die Leute auch noch, wenn der Name des Gegners keine besondere Anziehungskraft besitzt.« Dass ein paar Tausend Zuschauersessel leer bleiben, Bierhoff wehrt sich dagegen, aus diesem Umstand ein Problem zu machen. Es sei immer noch so, dass man sich auf die Nationalmannschaft freut. Wirklich? (GEA)

INNENVERTEIDIGER NEBEN MATTHIAS GINTER GESUCHT

Jonathan Tah oder Robin Koch?

Gesucht wird noch ein Verteidiger neben dem unerwartet zum Abwehrchef aufgestiegenen Bank-Weltmeister von 2014, Matthias Ginter. Leverkusens Jonathan Tah soll spielen, sofern seine muskulären Probleme im Hüftbereich kein Hindernis mehr darstellen. Ansonsten kommt der junge Freiburger Robin Koch zu seinem zweiten Länderspieleinsatz, da der Berliner Niklas Stark nach seinem Nasenbeinbruch noch kein Kandidat für die Startformation ist. Emre Can ist nach seinem Platzverweis in Estland erst gegen Nordirland spielberechtigt. Auf der linken Seite bekommt der Dortmunder Nico Schulz den Vorzug vor dem Kölner Jonas Hector, im Mittelfeld spielt Ilkay Gündogan neben Joshua Kimmich und Toni Kroos. (dpa)