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Mit Platz drei in Garmisch-Partenkirchen behauptet Andreas Wellinger die Führung

Strahlemänner: (von links) Der Zweite Ryoyu Kobayashi, Sieger Anze Lanisek und der Dritte Andreas Wellinger.  FOTO: KARMANN/DPA
Strahlemänner: (von links) Der Zweite Ryoyu Kobayashi, Sieger Anze Lanisek und der Dritte Andreas Wellinger. FOTO: KARMANN/DPA
Strahlemänner: (von links) Der Zweite Ryoyu Kobayashi, Sieger Anze Lanisek und der Dritte Andreas Wellinger. FOTO: KARMANN/DPA

GARMISCH-PARTENKIRCHEN. Die Neujahrssonne war längst verschwunden, die Dämmerung hatte eingesetzt, da strahlte Andreas Wellinger im Schanzenauslauf des Olympiastadions von Garmisch-Partenkirchen noch immer und wurde während seiner Interviews mit »Andiiii«-Zwischenrufen von den Fans gefeiert. »Die Lockerheit kommt von den guten Sprüngen«, sagte der Skispringer aus Ruhpolding mit der Gelassenheit eines Sportlers, der gerade einen Lauf hat. Zwar wurde es nach mächtigen Sätzen auf 138 und 137,5 Meter wieder nichts mit dem ersten deutschen Sieg beim Neujahrsspringen seit Sven Hannawald vor 22 Jahren. Aber noch nie standen die Chancen so gut, dass erstmals seit Hannawald eben vor 22 Jahren ein deutscher Skispringer die Vierschanzen-Tournee gewinnt.

Gute Erinnerungen an Innsbruck

Wellinger, Sieger des Auftaktspringens, führt zur Halbzeit in der Gesamtwertung, liegt nach Platz drei in Garmisch-Partenkirchen 1,8 Punkte und somit umgerechnet einen Meter vor dem Japaner Ryoyu Kobayashi, der erneut Zweiter wurde. Der Tagessieg ging am Neujahrstag an den Slowenen Anze Lanisek, der 2,50 Meter vor dem Deutschen lag. »Die Ausgangslage ist saugut. Ich bin stolz, dass ich in der Situation sein darf«, genoss der 28 Jahre alte Wellinger die Fragen nach seinen Aussichten mit Blick auf das Tournee-Finale am Dreikönigstag in Bischofshofen, lehnte gelassen an seinen langen Latten.

Druck? »Die vergangenen Jahre haben mich gelehrt, dass nur ich selbst mir Druck machen kann. Deshalb ist mein Credo: Ordentlich Ski springen von Sprung zu Sprung.« Dieser Wellinger-Standardsatz ist das Pendant zu Hannawalds legendärem Grand-Slam-Satz: »Ich mache mein Zeug.« Die Form? »Ich bin in Oberstdorf und Garmisch-Partenkirchen noch nie so gut gesprungen wie in den vergangenen Tagen.« Bereitet ihm die dritte Tournee-Station, der Bergisel, Sorgen? Er erinnere sich sehr gerne an die WM 2019, als in Innsbruck Markus Eisenbichler Gold, Karl Geiger Silber und das Team Gold holten. »Und ich bin 2018 in Innsbruck Dritter geworden.«

Strahlemann Wellinger lächelt alle Fragen und Probleme weg. Er weiß: »Es fliegt. Es ist geil, wenn du die Gesamtwertung anführst. Aber am Ende wird abgerechnet. Wir haben erst Halbzeit. Es kann alles passieren. Die Kunst ist, sich so wenige Fehler wie möglich zu erlauben.«

Stefan Kraft leistete sich nicht einmal wirkliche Fehler, doch der Österreicher, Führender im Gesamtweltcup und kraft Amtes Tournee-Favorit, wurde nur Sechster. »Mit den Sprüngen und der Platzierung bin ich zufrieden. Der Rückstand in der Tourneewertung ist leider zehn Punkte zu groß«, sagte der Gesamtdritte, der 25,2 Punkte und somit 15 Meter zurückliegt. Es sieht also nach einem Zweikampf um den goldenen Tournee-Adler aus.

Geiger nur auf Platz 16

Die anderen deutschen Springer – acht von neun hatten es in den zweiten Durchgang geschafft – sind dabei in einer privilegierten Zuschauerrolle. Zweitbester Deutscher auf der Großen Olympiaschanze war Pius Paschke als Zehnter, der diese Platzierung auch in der Gesamtwertung innehat. Karl Geiger verspielte als 16. von Garmisch-Partenkirchen letzte Resthoffnungen: »Den Umständen entsprechend war das in Ordnung. Ich habe mich hier unglaublich schwergetan.« Fragen zu seinem formidablen Teamkollegen ließen ihn Strahlen: »Welle macht das saugut, er ist sehr entspannt. Ich glaube, er wird das Ding rocken.«

Weiter geht es schon an diesem Dienstag (13.30 Uhr/ZDF und Eurosport) mit der Qualifikation in Innsbruck am Bergisel. »Es geht jetzt schnell ins Hotel, packen, dann rüber nach Innsbruck«, sagte Wellinger.

Und es geht auch weiter mit seiner liebsten Freizeitbeschäftigung derzeit: Wellinger und Zimmerkollege Stephan Leyhe schauen die Netflix-Dokumentation über David Beckham. »Da sehen wir uns sicher heute noch eine Folge an. So wie an Silvester so gegen 23 Uhr, als die Rentner ins Bett gegangen sind, um sich auf das Neujahrsspringen vorzubereiten. Das Feuerwerk haben wir noch mit einem halben Ohr mitbekommen.« Das klingt alles sehr gelassen. (GEA)