FRANKFURT. Vielleicht hatte es Symbolcharakter, dass Dino Toppmöller bloß in einem kurzärmeligen roten Shirt zur Pressekonferenz im Proficamp von Eintracht Frankfurt erschien. Als wolle der Trainer vor dem Heimspiel gegen den FC Bayern München (Samstag, 15.30 Uhr) klarmachen, was gegen den Fußball-Rekordmeister in der Arena im Stadtwald nach der Blamage beim Pokalschreck 1. FC Saarbrücken gefragt sein wird.
»Eine Titelchance ist weg. Nun gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder, wir hadern, nehmen eine Opferrolle an und zeigen mit dem Finger auf den anderen«, sagte Toppmöller, »oder wir krempeln die Ärmel hoch, gehen vorneweg und schauen, welcher Spieler jedem einzelnen Zuschauer den Eindruck vermittelt, dass er richtig brennt.« Der 43-Jährige forderte unverhohlen: »Wir müssen kratzen, beißen und uns wehren mit allem, was wir haben.«
»Wir müssen kratzen, beißen und uns wehren«
Der Appell an die Grundtugenden kam nicht von ungefähr. Das Aus im DFB-Pokal war der Tiefpunkt der Saison. Niemand hatte gedacht, dass es nach der Heimniederlage gegen den VfB Stuttgart (1:2), der Europapokalpleite gegen Paok Saloniki (1:2) und dem Ausrutscher beim FC Augsburg (1:2) noch schlimmer kommen konnte. Ein vom finanziellen Aufwand inzwischen zu den Top Sechs gehörender Bundesligist hatte keine Mittel gegen einen Drittligisten. Klar, Sportvorstand Markus Krösche will im Winter den Kader aufpeppen, vor allem im Angriff herrscht nach dem Abgang von Randal Kolo Muani ja noch Handlungsbedarf. 95 Millionen Euro spülte der Last-Minute-Verkauf des Torjägers in die Kassen. Dem Vernehmen nach soll Krösche am Montag in der Aufsichtsratssitzung Fragen zur sportlichen Entwicklung beantworten.
Und dann geht es indirekt auch um die Arbeit von seinem Wunschkandidaten Toppmöller, der doch wegen seiner Eintracht-Verbundenheit mit offenen Armen empfangen wurde. Zum einen hatte Vater Klaus Toppmöller die Hessen vor 30 Jahren zur Herbstmeisterschaft geführt und einmal das berühmte »Bye-bye Bayern« getönt. Zum anderen spielte Toppmöller Junior ja selbst für die SGE: In der Zweitliga-Saison 2002/03 gelangen ihm in Oberhausen zwei wichtige Tore für das folgende Aufstiegsdrama am letzten Spieltag (6:3-Sieg gegen den SSV Reutlingen).
Und auch seine Referenz als Assistent von Julian Nagelsmann beim FC Bayern war ja nicht die Schlechteste: Als vielsprachiger Helfer hatte Toppmöller einen guten Draht zu vielen Spielern aufgebaut. In der Mainmetropole trat er im Sommer erstmals in einer Chefrolle an. Toppmöller schwamm sich nach Anfangsschwierigkeiten schnell frei: Seine Ansagen kamen an. Robin Koch, Hugo Larsson, Ellyes Skhiri und Omar Marmoush entwickelten sich zu neuen Säulen einer Eintracht, bei der zwar noch nicht alles flüssig lief, die aber fast immer ans Limit ging. Doch inzwischen funktioniert offensiv wie defensiv kaum noch etwas. Die Lust ist dem Frust gewichen. Die mit Roten Karten geahndeten Disziplinlosigkeiten von Kristijan Jakic gegen Saloniki und Youngster Noel Futkeu in Saarbrücken werfen überdies ein schlechtes Bild auf das Team.
Gegen die Bayern hat er eine »klare Reaktion« eingefordert. Der Gegner werde »öfter den Ball haben als wir, gegen den Ball kann man aber auch sehr über Emotionen kommen.« Dazu brauche er »elf Spieler, die maximal frisch sind«. Könnte schwierig mit einem Aufgebot werden, das doch angeblich »körperlich und personell auf der letzten Rille« läuft. Überdies fehlt die zentrale Stütze Skhiri wegen einer Oberschenkelverletzung, Koch und Larsson sind angeschlagen.
Immerhin macht die Bilanz ein bisschen Mut. Die Eintracht feierte zuhause 20 Siege bei 16 Unentschieden und 16 Niederlagen gegen die Bayern. Unvergessen wie in den 1970er Jahren mal neun Erfolge am Stück gelangen und den Münchnern fast mit Ansage die Lederhosen ausgezogen wurden. (GEA)
MUSIALA GEGEN FRANKFURT ZURÜCK
Der Offensivkünstler des FC Bayern wieder im Kader
Jamal Musiala ist nach seiner Muskelverletzung beim FC Bayern München zurück. »Wenn nichts passiert, ist Jamal im Kader. Mit Sicherheit spielt er nicht 90 Minuten. Wir werden entscheiden, ob er startet oder das Spiel für uns beendet«, sagte Trainer Thomas Tuchel am Tag vor dem Spiel am Samstag bei Eintracht Frankfurt. Nicht dabei sind die verletzten Matthijs de Ligt und Bouna Sarr. Für Musiala ist es das Comeback nach einem Monat (letztmals spielte er am 8. November gegen Galatasaray). Der offensive Mittelfeldakteur war nicht nur beim FC Bayern, sondern besonders im Spiel des Nationalteams vermisst worden. Ohne den Superdribbler unterlag die DFB-Auswahl im November gegen die Türkei und Österreich. (dpa)