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Mario Basler in Reutlingen: Schelte für deutsche Fußballgrößen und Tipps für den SSV

Am Samstagabend ist die Fußball-Legende Mario Basler in Reutlingen und macht, was ein Mario Basler eben macht: Klartext sprechen. Ihr Fett weg bekommen Niclas Füllkrug, Thomas Müller und Antonio Rüdiger. Ganz anders spricht der 56-Jährige über Nick Woltemade.

Gibt sich in Reutlingen nahbar und unterhält die Zuschauer mit einem krachenden Sprüchefeuerwerk: Mario Basler.
Gibt sich in Reutlingen nahbar und unterhält die Zuschauer mit einem krachenden Sprüchefeuerwerk: Mario Basler. Foto: Jo Baur
Gibt sich in Reutlingen nahbar und unterhält die Zuschauer mit einem krachenden Sprüchefeuerwerk: Mario Basler.
Foto: Jo Baur

REUTLINGEN . Tiefenentspannt spaziert Mario Basler am Samstagabend in den Presseraum des Reutlinger Kreuzeichestadions. Lässiger Gang, die Hände noch an den Zigarettenschachteln in der Hosentasche. Rund 50 Fans haben im Raum bereits Platz genommen und blicken zur Fußball-Legende. »Na komm«, sagt der ehemalige Kult-Kicker, als er das erste Smartphone sieht und stellt sich bereitwillig für Foto-Wünsche vor die Kamera. Als jeder sein Erinnerungsbild geschossen hat, nimmt der 56-Jährige vor dem Mikro Platz. »Und jetzt?«, fragt einer im Publikum. »Gehe ich noch eine rauchen, und dann geht's los«, sagt Basler wie aus der Pistole geschossen. Nach der Kippe läuft er zur Höchstform auf und macht, was ein Basler eben heute macht: Er feuert ein Feuerwerk an Sprüchen ab.

Vorne am Mikro kommen Erinnerungen an seine Trainerzeit hoch. Ob er sich vorstellen könne, noch einmal Coach zu sein? "Auf gar keinen Fall", sagt der einstige Freistoßexperte. Die Fußballer kommen mit gegelten Haaren, einem Haargummi und sind mit Tattoos voll gekleistert. Nä. Wenn ich heute Trainer wäre und die stünden nach dem Spiel eine Stunde vor dem Spiegel. Ich würde durchdrehen. Die Nerven verlieren." Zusätzlich wäre die Tätigkeit an der Seitenlinie dann ja auch noch ziemlich anstrengend. Und, das gibt der dreifache deutsche Meister offen zu, läge er heute auch mal gerne auf der Couch und schaue seinen Sport vor dem TV. Ganz entspannt. Was denkbar wäre, sei eine Funktion als Berater. "Aber nur, wenn ich wirklich was zu sagen habe." Schließlich sei er ein meinungsstarker Typ.

Ideen für die Nationalmannschaft

Was beim Talk mit dem Titel "Mario Basler schwätzt Klartext" im Rahmen des 120-Jahre-Vereinsjubiläums des SSV Reutlingen deutlich wird: Genau von dieser Meinung hat der 30-fache deutsche Nationalspieler viel. Sehr viel. Und zu fast allem. Das Fett weg bekommt zum Beispiel Emre Can. "Für mich ein total überbewerteter Spieler." Aber auch Thomas Müller: Er ist von seiner Technik her der schlechteste Fußballer, den der FC Bayern München die letzten 20 Jahre hatte. Wenn der den Ball stoppt, ist er wieder hinten beim Neuer."

Für die Nationalmannschaft hätte er auch die ein oder andere Idee. Einen schlechten Stand hätte Stürmer Niclas Füllkrug unter ihm: »Ich weiß gar nicht, was man mit dem noch will.« Genau wie Abwehrchef Antonio Rüdiger: »Den darfst du eigentlich gar nicht mehr einladen nach seinen Verfehlungen der letzten Monate und Jahre.« Außer Jamal Musiala und Florian Wirtz seien alle Kicker des Nationalteams austauschbar.

Lob für Woltemade

Auf seinen Überzeugungen beharrt der Ex-Spieler des 1. FC Kaiserslautern, Werder Bremen und Bayern München genauso sehr wie auf seiner Zigarettenmarke, die er nie wechselte. Beweis gefällig? Basler zieht drei Packungen Marlboro aus den Hosentaschen und legt sie auf den Tisch. »Bis nach der Pressekonferenz reichen die«, scherzt der Ex-Profi, der schon während seiner aktiven Laufbahn für durchzechte Partynächte und Skandale bekannt war.

Eine hohe Meinung hat er von VfB-Shootingstar Nick Woltemade. »Natürlich würde er Bayern helfen. Genauso wie er Stuttgart hilft. Bayern braucht einen Spieler für Kane irgendwann mal oder zumindest als Back-up. Wenn der VfB 60 bis 80 Millionen aufruft, finde ich das im Moment noch völlig übertrieben. 30 bis maximal 40 Millionen würde ich bezahlen. Das ist das, was er im Moment, glaube ich, wert ist.« Generell würde Basler dem 23-jährigen Offensivmann aber empfehlen, »dass er noch ein bis zwei Jahre in Stuttgart bleibt und sich da weiterentwickelt.«

Tipp: Zweijahresverträge für die Spieler

Tipps gabs auch für den ehemaligen Zweitligisten SSV Reutlingen, der mittlerweile seit mehr als einem Jahrzehnt in der Oberliga (5. Liga) unterwegs ist. »Das Wichtigste ist, einen Zwei- bis Drei-Jahresplan zu machen. Ich würde auch jedem Spieler einen Zweijahresvertrag geben. Keinen Druck aufbauen.« Auch für Sponsoren könne das attraktiver sein als übertriebene Ziele innerhalb einer kurzen Periode zu formulieren, für die dann hohe Summen nötig sind. Außerdem würde Basler versuchen, vor jeder Saison ein Eröffnungsspiel gegen den VfB Stuttgart zu organisieren, um Gelder zu generieren.

Nach seiner Ausführung schaut Basler auf die Uhr. »Oh, schon halb neun? Haben wir so viel gequatscht? Hat aber Spaß gemacht.« Für heute reicht es dann aber auch. Warum? Na, es liegt doch auf der Hand! »Ich brauche jetzt dringend mal wieder eine Kippe«, sagt er und eilt davon. (GEA)