REUTLINGEN. 3.479 Kilometer. So weit war Nicolas Mann in diesem jungen Jahr bereits zu Fuß, auf dem Rad oder im Schwimmbecken unterwegs. Eine Strecke, die ihn ungefähr bis in die syrische Hauptstadt Damaskus gebracht hätte. Tage, an denen der Triathlet aus Kusterdingen mal nichts für seinen Sport macht: Gibt es nicht. Denn der 25-jährige Profisportler hat ein großes Ziel: Die Ironman-Weltmeisterschaft auf Hawaii zu gewinnen.
Erste große Schritte gelangen Mann bereits im vergangenen Jahr. Für ihn völlig überraschend gewann der in Freiburg trainierende Athlet den stark besetzten Ironman 70.3 auf Mallorca - das erste Rennen der Saison, bei dem er unter anderem den zweifachen Hawaii-Sieger Patrick Lange hinter sich ließ. Es folgten weitere Erfolge und schwups stand Mann unter den besten Triathleten der Welt und sicherte sich eine der begehrten Plätze für die Serie der Professional Triathletes Organisation (PTO) in diesem Jahr, bei der nur die Top 20 der Welt antreten dürfen.
»Schon als ich mit 12 Jahren angefangen habe, wollte ich unbedingt Profi über die Mittel- und Langdistanz werden«
Gut. Zugegebenermaßen ging es dann doch nicht ganz so schnell, schließlich steckt in den Erfolgen des ehrgeizigen Sportlers eine Menge Arbeit. »Locker«, antwortet Mann auf die Frage, ob er eine 40-Stunden-Woche habe. Dass er es eines Tages schaffen würde, vom Triathlon zu leben, daran zweifelte Mann nie. »Schon als ich mit zwölf Jahren angefangen habe, wollte ich unbedingt Profi über die Mittel- und Langdistanz werden«, erzählt das Ausdauer-Ass im Gespräch mit dem GEA kurz vor dem Saisonstart am Sonntag in Singapur.
Generell ist Mann ein Optimist. Geht die Sachen zielstrebig, aber nicht zu verbissen an. Ein Erfolgsrezept, das sich bezahlt macht. »Im Wettkampf habe ich eigentlich nie negative Gedanken«, erzählt er. »Ich rede mir immer ein, das Beste aus der Situation zu machen.« Deshalb hält sich auch die Aufregung vor dem Auftakt, bei dem es in der großen Wettkampfserie gleich um alles geht, in Grenzen. Unter den besten Zehn möchte Mann in der Gesamtwertung landen. »Mein ganzer Fokus liegt auf der Serie«, sagt er. Die Form stimme.
»Ich habe es mal im Urlaub gesehen und es sah gut aus«
Aber wie kam der 25-Jährige eigentlich auf Triathlon? »Ich habe es mal im Urlaub gesehen und es sah gut aus«, berichtet er. Davor spielte Mann wie so viele andere Fußball. »Das Talent war aber nicht so da«, erzählt der Wahl-Freiburger und lacht. »Schon damals war meine Stärke, dass ich mehr laufen konnte als die anderen.« Also folgte der Wechsel in die Triathlonabteilung des VfL Pfullingen, wo 2012 alles begann. Zusätzlich schwamm Mann bei der SSG Reutlingen/Tübingen, um besser in seiner schwächsten Disziplin zu werden. Auch zu dieser Zeit trainierte das Ausdauer-Ass täglich und machte nebenbei sein Abitur. Danach zog es ihn aufgrund der besseren Bedingungen zum Landestrainer nach Freiburg.
Dass sein Leben fast nur aus seinem Sport besteht, stört die Frohnatur nicht. »Ich habe nicht das Gefühl, dass mir irgendetwas fehlt.« Durch die recht große Trainingsgruppe vor Ort sei ohnehin immer etwas los und Abwechslung geboten. Unter dem Strich ist Mann einfach dankbar, für sein Hobby bezahlt zu werden.
»Mir macht es selbst einfach Spaß, andere Sportler zu verfolgen«
Sein Leben teilt »nico_der_mann« auf Instagram. Geheimnisse gibt es nicht. Tipps für Hobbysportler, Videoclips während der Einheiten oder die genauen Trainingsstatistiken dafür schon. »Mir macht es selbst einfach Spaß, andere Sportler im Internet zu verfolgen«, erklärt er. »Außerdem bilde ich mir ein, dass ich ein wenig Ahnung von der Sache habe. Es ist doch toll, wenn ich anderen Leuten ein bisschen helfen kann«, sagt er über seine Motivation.
Angst, durch seine Transparenz der Konkurrenz zu viel zu verraten, hat der Kusterdinger nicht. »Ich habe ja nichts zu verbergen und das Training ist eh eine so individuelle Sache, dass das keinem etwas bringt.« Vor dem großen Start sammelt Mann nun nochmal alle Kräfte, denn ähnlich wie bei der Formel 1 geht es dann um die Welt. San Francisco, Las Vegas (beide USA), Dubai (Vereinigte Arabische Emirate) und weitere Länder folgen. 250.000 US-Dollar pro Event wird an Preisgeld ausgeschüttet. Viel wichtiger ist Mann aber, die nächsten Schritte auf dem Weg zu seinem Hawaii-Traum zu gehen. (GEA)