MÜNCHEN. Die Begeisterung über das eigene Team schlägt hohe Wellen. Und hat längst vor dem Finale die spanischen Fans erfüllt. Nur zu gerne würden sie auch im Endspiel ihrer Mannschaft, die bisher von Sieg zu Sieg geeilt ist, den Rücken stärken. Aber Summen in der Größenordnung von 1.500 Euro für ein einziges Ticket schieben eine natürliche Grenze vor. »Wer kann sich das leisten?«, fragt der junge Mann, der sich stattdessen mit seiner Freundin Karten fürs Halbfinale geleistet hat. 350 Euro war den beiden das Abenteuer wert, nachdem vor dem Spiel einige Tickets zurückgegeben wurden und damit wieder verfügbar waren.
Anreise und Übernachtung kamen noch hinzu. Aber all das nahmen sie in Kauf und waren mit den rot-gelben Shirts sofort als iberische Anhänger erkennbar. Man sei sehr stolz auf die Mannschaft. »Wir haben das verdient«, jubelte der Südeuropäer nach Spielschluss. Gegen das defensiv bisher stabile England werden es die Spanier aber nicht einfach haben, ihr Spiel aufzuziehen.
Kritik am Fußball von gestern
Für die Engländer hat er wenig übrig. Er möge das Team nicht. »Ihr Fußball ist von gestern«, moniert der Iberer, der zusammen mit seiner Begleiterin in der Schweiz lebt. Fünf Stunden Anfahrt haben sie auf sich genommen. Und einen kleinen Gast sozusagen schon mal EM-Luft schnuppern lassen. Denn die Frau zeigt auf ihren Baby-Bauch. »Ich bin Italienerin, er Spanier und das Kind wird ein Schweizer«, sagt sie lachend. Irgendwie steht die kleine Familie sinnbildlich für die ganze EM: das Turnier als internationaler Treffpunkt mit Anhängern aus aller Herren Länder. Etwas, das wir uns angesichts der ganzen Probleme weltweit im Vorfeld kaum vorstellen konnten.
Und was tippen die einheimischen Fans für das Finale, nachdem die deutsche Elf die Segel gestrichen hat? »Vielleicht sollte Spanien gewinnen. Dann hätten wir nur gegen den neuen Europameister verloren«, höre ich sagen. Das wäre zum Abschluss immerhin ein Trostpflaster.