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Katharina Bauer treibt Hochleistungssport mit Defibrillator

Stabhochspringerin Katharina Bauer startet in Glasgow Wenn sich Katharina Bauer in luftige Höhen schwingt, fliegt ihr unsichtbarer Rettungssanitäter immer mit. Er wiegt 125 Gramm und ist klein wie ihr Handteller. Der stille Helfer sitzt unter der Haut, unter dem Musculus latissimus dorsi, dem großen Rückenmuskel, linke Seite. Katharina Bauer ist Stabhochspringerin.

Mit Defibrillator in Richtung Olympia: Stabhochspringerin Katharina Bauer von Bayer Leverkusen. FOTO: DPA
Mit Defibrillator in Richtung Olympia: Stabhochspringerin Katharina Bauer von Bayer Leverkusen. FOTO: DPA
Mit Defibrillator in Richtung Olympia: Stabhochspringerin Katharina Bauer von Bayer Leverkusen. FOTO: DPA

STUTTGART. Mitte April 2018 wurde der heute 28-Jährigen ein Defibrillator implantiert. Der Minicomputer überwacht ihren Herzschlag. Als erste Sportlerin weltweit startet sie nun bei einer internationalen Meisterschaft – bei den Hallen-Europameisterschaften der Leichtathleten in Glasgow. Im Sport ist sie nicht die Einzige, die sich das traut.

»Es war ein riesiges Risiko. Immerhin hatte ich ja schon die sechste Operation hinter mir«

Als der Kölner Fußballprofi Daniel Engelbrecht noch in der 3. Liga bei den Stuttgarter Kickers spielte, konnte er das auch nur mit einem Defibrillator. Engelbrecht forderte zuletzt noch seine Kollegen zu regelmäßigen Untersuchungen auf, als sich Weltmeister Sami Khedira einer Herzoperation unterziehen musste: »Spieler müssen Eigenverantwortung übernehmen und sich durchchecken lassen.« Beim Herzen gehe es um Leben und Tod. »Das ist was anderes als Bänderrisse«, betonte Engelbrecht. Engelbrecht war am 20. Juli 2013 im Alter von 22 Jahren beim Drittligaspiel zwischen den Stuttgarter Kickers und Rot-Weiß Erfurt (0:1) mit einem Herzstillstand zusammengebrochen. Danach feierte er nach vier Operationen im November 2014 sein Comeback. Im Sommer 2017 brach er bei Rot-Weiß Essen auf dem Trainingsplatz erneut zusammen.

»Er hat mir wirklich sehr geholfen in der schweren Zeit, die ich durchgemacht habe«

»Es war ein riesiges Risiko, immerhin hatte ich bereits meine sechste Operation hinter mir«, sagte Engelbrecht dem Berliner Tagesspiegel, »letztlich hat nicht die Vernunft gesiegt, sondern der Wille zu leben.« Inzwischen arbeitet der 28-Jährige als Co-Trainer beim VfL Bochum.

Der Defibrillator ist für den Notfall da – er greift nur ein, wenn es gefährlich wird, wenn das Herz zu schnell oder unrhythmisch schlägt. »Das ist das Beste, was mir passieren konnte: Du hast praktisch deinen persönlichen Rettungssanitäter an Bord«, sagt Katharina Bauer. Schon als Kind hatte sie Herzprobleme. Nach vier Jahren und fünf Operationen (zwischen 2016 und 2018) startet die gebürtige Wiesbadenerin erstmals wieder international.

Mit Defibrillator im Kreuzeiche-Stadion: Daniel Engelbrecht. FOTO: DPA
Mit Defibrillator im Kreuzeiche-Stadion: Daniel Engelbrecht. FOTO: DPA
Mit Defibrillator im Kreuzeiche-Stadion: Daniel Engelbrecht. FOTO: DPA

Die Stabhochspringerin von Bayer Leverkusen ist eine Kämpfernatur, ihre Träume waren immer Ziele. Für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio will sie sich unbedingt qualifizieren. »Olympia ist das Größte, was man erreichen kann. Da gibt es in mir keine Angst und keinen Raum für Zweifel«, betont die deutsche Hallenmeisterin von 2018.

Ihren langjährigen Trainer Leszek Klima verehrt sie. »Ich schätze ihn ohne Ende«, sagt die Springerin mit einer Hallenbestleistung von 4,60 Metern. »Er hat mir wirklich sehr geholfen in der schweren Zeit, die ich durchgemacht habe.« Auch bei Daniel Engelbrecht spielte der Trainer eine dominierende Rolle. Als Horst Steffen die Kickers betreute, war er immer an Engelbrechts Seite, ermunterte ihn, motivierte ihn. (GEA/dpa)