STUTTGART. Zweites Spiel, zweiter Sieg: Die deutsche Fußball-Nationalelf hat bei der Heim-EM vorzeitig das Achtelfinale erreicht. Das gibt Sicherheit, nimmt etwas den Druck von den Gastgebern und wird vor allem den jungen Spielern Florian Wirtz und Jamal Musiala weiter die nötige Leichtigkeit geben, die sie brauchen, um in der K.o.-Runde den Unterschied auszumachen.
Nach dem so schillernden Auftakt gegen überforderte Schotten war klar, dass die Ungarn deutlich schwerer zu bezwingen sein würden. Das Nagelsmann-Team brachte nun eine wichtige Eigenschaft zum Tragen, die im Turnierverlauf noch entscheidend sein kann: Die Fähigkeit, sich auch gegen zweikampfstarke, tiefer stehende und aufs Pressing setzende Gegner durchzusetzen.
Weiteres Selbstvertrauen getankt
Mit Zauber- und Hurra-Fußball lassen sich vielleicht einzelne Spiele spektakulär gewinnen. Um bei einer EM aber weit zu kommen, sind eine Mischung aus Widerstandsfähigkeit, Entschlossenheit, Abgeklärtheit und Spielfreude entscheidend. Ein Sieg gegen unbequeme Ungarn ist allemal geeignet, weiteres Selbstvertrauen aufzubauen. Selbstvertrauen, das im Spiel am Sonntag in Frankfurt weiteren Rückenwind verleiht, wenn es gegen die Schweiz um den Gruppensieg geht.
Vor einem Dreivierteljahr, als das Team nach Nagelsmanns Amtsübernahme am Boden lag, war ein solcher Turnierverlauf nicht annähernd absehbar gewesen. Nun hat sich das Team international wieder Respekt verschafft. Die anderen Nationen bemerken nur zu gut, dass hier eine Mannschaft heranwächst, der zumindest kurzfristig viel zuzutrauen ist. Eine Crew, die Fußball nicht nur kämpft, sondern spielt. Das Ergebnis ist genau so effektiv wie sehenswert. In Windeseile hat sich eine Mannschaft herausgebildet, die dabei ist, hierzulande für EM-Begeisterung zu sorgen. Die Fähnchen und Deutschland-Trikots in der Öffentlichkeit nehmen wieder deutlich zu. Die Jahre der Frustration, in denen die Nationalelf weiten Teilen der Fans gleichgültig geworden war, sind vorüber.