HEIDENHEIM. Die Fußball-Bundesliga-Saison wird am 23. August (20.30 Uhr) mit der Partie Borussia Mönchengladbach gegen Meister Bayer Leverkusen eröffnet. Der GEA stellt alle 18 Mannschaften vor. Heute: 1. FC Heidenheim.
- Die vergangene Saison war für den Aufsteiger ein Heidenheimer Märchen: Jetzt ist aber Schluss damit, oder?
Zumindest ist nicht davon auszugehen, dass der 1. FC Heidenheim diese Leistung wiederholen wird. Die zweite Saison nach dem Aufstieg wird deutlich schwieriger werden. Ein Grund dafür ist die Mehrfachbelastung durch das Einlaufen auf Platz acht, der zur Teilnahme an den Conference-League-Play-offs berechtigt. Sollte der FCH die Qualifikation für die Gruppenphase schaffen, wären bis Weihnachten mindestens sechs weitere Partien eingeplant – eine Mehrbelastung, die schon anderen leineren Teams zugesetzt hat. Aber das ist nicht das einzige Problem.
- Beste, Kleindienst, Sessa, Dovedan, Dinkci – alle weg! Wie soll der Verein das denn verkraften?
Der Heidenheimer Aderlass ist enorm. Eine Statistik, um zu verdeutlichen, wie wichtig das genannte Quintett für den Ostalb-Club war: Von den 50 Toren, die der FCH in der vergangenen Saison erzielt hatte, gehen 36 auf das Konto ders Quintetts. Vor allem die Abgänge von Jan-Niklas Beste zu Benfica Lissabon und von Tim Kleindienst zu Borussia Mönchengladbach schmerzen. Das Duo allein war an 38 Treffern als Torschütze oder Vorlagengeber beteiligt. Die Verkäufe der beiden Stützen im Team spülten 15 Millionen Euro in die Kasse – absoluter Rekorderlös für den Verein. Zum Heidenheimer Stil gehört es aber nicht, das Geld gleich wieder zu investieren.
- Aber wer soll die Tore schießen?
Der FCH hat sich in den unteren Ligen umgesehen – und ist etwa in Ulm fündig geworden. Leo Scienza war in der vergangenen Drittliga-Saison der wohl beste Spieler, sammelte zwölf Tore und 15 Vorlagen und stieg mit den Donaustädtern in die zweite Bundesliga auf. Der Brasilianer gilt jetzt schon als der technisch beste Spieler im Heidenheimer Kader und soll das Offensivspiel ankurbeln. Klar ist aber auch: Der Sprung über zwei Ligen ist groß. In der Offensive wurde Marvin Pieringer schon vergangene Saison als Kleindienst-Nachfolger fürs Sturmzentrum auf die Ostalb geholt.
Teuerster Neuzugang ist mit einer Ablöse von 1,25 Millionen Euro der Däne Mikkel Kaufmann. Der hatte vor zwei Jahren in Karlsruhe eine starke Saison, enttäuschte aber zuletzt bei Union Berlin. Der 18-jährige Paul Wanner kam auf Leihbasis vom FC Bayern, ist dort bereits der jüngste Bundesliga-Spieler aller Zeiten und gilt als eines der größten deutschen Talente.
- Was spricht dafür, dass Heidenheim in der Bundesliga bleibt?
Dass es sich um den 1. FC Heidenheim handelt. Bedeutet: Frank Schmidt wird an der Seitenlinie stehen, wie in den vergangenen fast 17 Jahren. In dieser Zeit ging es stetig bergauf – und der Verein verließ nie seine Linie, tätigte immer wirtschaftlich seriöse Transfers, setzte auf den eigenen Weg. Alle im Verein kennen die Anforderungen, die Schmidt stellt.
Vorstandschef Holger Sanwald ist seit fast 30 Jahren beim Club und sagt über seinen Trainer: »Ich weiß schon sehr genau, welcher Spielertyp bei Frank Schmidt funktioniert und welcher nicht.« Auf dieses Prinzip setzen die Heidenheimer auch jetzt wieder. Schmidt selbst sagt aber: »Jeder muss wissen: Mit den Veränderungen im Kader ist es ein Stück weit ein Neuanfang. Das wird eine Riesenherausforderung.«
- Und was ist, wenn Heidenheim doch absteigt?
Die Chance, dass man auf der Ostalb durchdreht, tendieren gegen null. Schmidt hat den sichersten Arbeitsplatz im deutschen Profi-Fußball. Sollte der FCH sich wieder verabschieden, gilt das Prinzip von Vorstandschef Sanwald. Der erzählte einst, wie ihm ein Spielerberater sagte, dass es ohne große Transfers nicht klappen würde. »Da habe ich erst mal geschluckt. Ich habe gesagt: Vielleicht haben Sie recht, aber dann würden wir das akzeptieren.« (GEA)