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Gnabry-Festspiele beim 6:1-Sieg in Frankfurt

EM-Qualifikation als Gruppensieger beendet. Dreierpack des Stürmers beim 6:1 gegen Nordirland

Wirbelwind Serge Gnabry hat die deutsche Nationalmannschaft fast im Alleingang zum perfekten Jahresabschluss geführt.  FOTO: DPA
Wirbelwind Serge Gnabry hat die deutsche Nationalmannschaft fast im Alleingang zum perfekten Jahresabschluss geführt. FOTO: DPA
Wirbelwind Serge Gnabry hat die deutsche Nationalmannschaft fast im Alleingang zum perfekten Jahresabschluss geführt. FOTO: DPA

FRANKFURT. Einen Sieg gegen Nordirland hatte Bundestrainer Joachim Löw gefordert. Diesen Wunsch erfüllte ihm sein Team mit dem 6:1 (2:1)-Erfolg gegen Nordirland in Frankfurt. Damit schloss die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) nach einem Jahr mit Höhen und Tiefen die Europameisterschafts-Qualifikation als Gruppensieger vor der Niederlande ab.

Löw hatte sein Team gegenüber dem Weißrussland-Spiel (4:0) wie erwartet auf mehreren Positionen verändert. Außer dem angekündigten Einsatz von Torhüter Marc André ter Stegen standen auch die Defensivspieler Jonas Hector, Jonathan Tah und Emre Can sowie der Dortmunder Offensivspieler Julian Brandt neu in der Startformation.

Dass Veränderungen nicht zur Stabilität beitragen, zeigte sich bereits nach sieben Minuten. Nach einem nordirischen Freistoß fühlte sich niemand für George Saville zuständig. Der flankte, der zuletzt hochgelobte Toni Kroos köpfte den Ball in die Spielfeldmitte, direkt vor die Füße von Michael Smith, der mit einem harten, platzierten 22-Meter-Schuss ter Stegen zum 0:1 keine Chance ließ. Für die Anhänger aus Nordirland hatte sich in diesem Moment die Anreise schon gelohnt. Sie feierten das Tor, als wäre es der Siegtreffer.

Dass die deutsche Elf besser angreifen als verteidigen kann – in der Defensive taten sich immer wieder Lücken auf – zeigte sich nach dem Rückstand. Die Gastgeber waren aufgewacht und setzten die abwartend agierenden Gäste nun mächtig unter Druck. Über die linke Seite mit Hector lief ein Angriff nach dem anderen und in der Mitte hatten Serge Gnabry (10.) und Ilkay Gündogan, der per Kopfball den Pfosten traf (11.) bald die ersten Chancen.

Mit einem Treffer, mit dem er sich endgültig in die Notizblöcke von Spitzen-Teams wie Real Madrid oder Manchester City geschossen haben dürfte, sorgte der Akteur des FC Bayern für den Ausgleich. Hector passte nach innen, Gnabry nahm den Ball mit dem Rücken zum Tor an, und jagte das Leder aus der Drehung in den Torwinkel (19.). Eine Weltklasse-Aktion. Dass Löw dem Stürmer schon vor Monaten eine Startelf-Garantie ausgesprochen hatte – in dieser Szene zeigte sich wieder einmal, warum. Weil links so viel Platz war, lief auch die Führung über Hector. Seine Hereingabe verfehlte Gnabry, doch hinter ihm machte sein Münchner Teamkollege Leon Goretzka ein ganz langes Bein und schob den Ball mit Unterstützung des Innenpfostens über die Torlinie (43.). Aber es ging zur Abwechslung auch mal über die rechte Seite.

Joshua Kimmich setzte unmittelbar nach der Pause Lukas Klostermann in Szene, dessen Zuspiel jagte Gnabry mit seinem zweiten Treffer zum 3:1 ins lange Eck (47.). Damit waren auch die letzten Zweifel am Sieg beseitigt, da die nordirische Mannschaft den Gastgebern viel Raum im Spielaufbau ließ und nicht die Kompaktheit fand, die zuletzt ein 0:0 gegen die Niederlande ermöglicht hatte.

Gnabrys Bilanz ist mehr als nur eine Empfehlung: Im 13. Länderspiel des 24-Jährigen war es sein Tor Nummer zwölf. Nummer 13 war in der 57. Minute möglich, doch die Flanke – wieder mal von Hector – köpfte der Jung-Star am Gehäuse vorbei. Drei Minuten später holte er Versäumtes nach. Bei Teil drei der Gnabry-Festspiele setzte er sich nach einem Brandt-Pass gegen Verteidiger Thomas Flanagan durch und traf aus kurzer Distanz zum 4:1.

»Er hat schon eine unglaubliche Klasse. Im Abschluss ist er eiskalt«, sagte Löw nach dem Spiel über Gnabry. Torgarant Gnabry selbst sagte: »Wir können mit großem Selbstbewusstsein zum Turnier fahren. Ich denke, dass wir sehr, sehr guten Fußball zeigen. Die Mannschaft ist jung, aber wir haben alle riesigen Spaß.«

Nach dem 4:1 wollte es auch die Innenverteidiger wissen. Beim Schuss von Emre Can fehlte ein halber Meter zum Torschrei. Nach 65 Minuten hatte die Pechsträhne von Niklas Stark ein Ende. Sieben Mal war sein Debüt im Nationalteam ins Wasser gefallen. Jetzt aber feierte der 24 Jahre alte Hertha-Profi seine Premiere. Goretzka hat ihm da einiges voraus. In seinem 25. Länderspiel-Einsatz erhöhte der Münchner mit seinem zweiten Treffer auf 5:1 (72.). Brandt stellte in der Nachspielzeit den 6:1-Endstand her. Bei nasskaltem November-Wetter hatten Löws Jungs erwärmenden Angriffsfußball geboten. Gewiss war Nordirland kein Gradmesser. Mit Selbstvertrauen ins EM-Jahr zu gehen, muss aber kein Fehler sein. (GEA)

 

SPIELSTATISTIK

Deutschland – Nordirland     6:1 (2:1)

Deutschland:

ter Stegen – Klostermann (65. Stark), Can, Tah, Hector – Kimmich, Kroos – Gündogan – Goretzka (73. Serdar), Gnabry (80. Amiri), Brandt

Nordirland:

Peacock-Farrell – McNair, Cathcart, Flanagan – Smith, Corry Evans (65. McLaughlin), Davis, Saville, Ferguson – Thompson, Magennis (83. Lavery)

Tore:

0:1 Smith (7.), 1:1 Gnabry (19.), 2:1 Goretzka (43.), 3:1 Gnabry (47.), 4:1 Gnabry (60.), 5:1 Goretzka (73.), 6:1 Brandt (90.+1)

Schiedsrichter:

Carlos del Cerro Grande (Spanien) Z

uschauer:

42 855