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Aktuell Kommentar

Fußball-EM als vorerst letzte Chance, sich zu präsentieren

Die Vorbereitung ist abgeschlossen, jetzt wird es ernst: Nicht nur die Nationalmannschaft braucht nach den Pleiten der Vergangenheit ein gutes Turnier. Auch für den Deutschen Fußball-Bund ist die am Freitag beginnende Heim-Europameisterschaft enorm wichtig, findet GEA-Sportredakteur Frank Pleyer.

Die Vorbereitung ist vorüber, ab  morgen müssen Bundestrainer Julian Nagelsmann und die Fußball-Nationalmannschaft bei der Heim-
Die Vorbereitung ist vorüber, ab morgen müssen Bundestrainer Julian Nagelsmann und die Fußball-Nationalmannschaft bei der Heim-EM liefern. Foto: Federico Gambarini/dpa
Die Vorbereitung ist vorüber, ab morgen müssen Bundestrainer Julian Nagelsmann und die Fußball-Nationalmannschaft bei der Heim-EM liefern.
Foto: Federico Gambarini/dpa

REUTLINGEN. Fast scheint es so, als habe der Fußball in politisch schwierigen Zeiten etwas von seiner Leichtigkeit und auch seine verbindende Kraft verloren. Von großer Vorfreude auf die Heim-Europameisterschaft zumindest ist derzeit im Land noch nicht viel zu sehen. Mit Fähnchen versehene Autos oder für TV-Übertragungen geschmückte Gärten waren bisher eher die Ausnahme.

Nicht nur für die Nationalelf ist es nach den Pleiten seit der WM 2018 ein wichtiges Turnier, um den ramponierten Ruf des einstigen Weltmeisters aufzupolieren. Auch der Deutsche Fußball-Bund braucht ein neues Sommermärchen, zumal es nach dem Scheitern der Bewerbung für die Frauen-WM 2027 auf Jahre hinaus kein weiteres Fußball-Großereignis hierzulande geben wird. Wenn die Männer-Nationalmannschaft nicht erfolgreich ist, klafft eine Lücke im Etat. Der millionenschwere Ausrüster-Deal mit Nike spült erst ab 2027 Geld in die klammen Kassen.

Keine längerfristige personelle Perspektive

Nur mit den Fans im Rücken, wenn die Begeisterung vom Rasen in die Public-Viewing-Bereiche und die Wohnzimmer schwappt, kann es ein Turnier werden, das positive Schlagzeilen schreibt. Mit Aktionen wie der unkonventionell inszenierten Nominierung hat man es geschafft, Aufmerksamkeit zu erzielen. Jetzt liegt es an Julian Nagelsmann und seinem Team, zu liefern. Der Bundestrainer hat einen Kader zusammengestellt, der vom hohen Altersschnitt her in dieser Besetzung zwar keine längerfristige personelle Perspektive bietet, aber zumindest bei dieser Euro konkurrenzfähig erscheint. Dass die Abwehr nach wie vor sehr anfällig ist, Torhüter Manuel Neuer seinen Zenit längst überschritten hat und durch die Patzer der vergangenen Wochen alles andere als Sicherheit ausstrahlt und die Offensiv-Abteilung viel zu viele Chancen für Tore braucht, ist die Ausgangslage, die Zweifel weckt, ob man den anvisierten EM-Titel holen kann.

Auf der anderen Seite steht der Teamgeist, eine Mannschaft, die offenbar menschlich harmoniert und natürlich der Heim-Vorteil. Da zudem nach der Vorrunde neben Platz eins und zwei auch vier der sechs besten Gruppen-Dritten weiterkommen, wäre alles andere als das Erreichen des Achtelfinals der Super-Gau. Wie immer hängt von einem erfolgreichen Auftakt viel ab. Insofern kann die Partie gegen Schottland am Freitag bereits das vorentscheidende Spiel sein.