Vorstand und Trainer hätten es absolut treffend formuliert. Auch das Statement des Vereins könne er nur unterstreichen, sagte der 63-Jährige der »Bild«-Zeitung. »Wir werden alles daransetzen, die Angelegenheit aufzuklären.«
Zahlreiche weitere Profis hatten Torunarigha in sozialen Netzwerken unterstützt. »Wir stehen alle hinter dir Bruder!!! #notoracism«, schrieb sein früherer Teamkollege Davie Selke, der inzwischen bei Werder Bremen spielt, bei Instagram.
»Hätte nicht gedacht, dass so etwas in Deutschland 2020 möglich ist! Bin fassungslos!«, schrieb Bayern Münchens Jérôme Boateng bei Twitter. »#F%** Racism I am with you my man« (Ich bin bei dir), teilte dessen älterer Bruder Kevin-Prince mit. »Wenn Engstirnigkeit nur mit geschlossenen Mündern einhergehen würde...!« Kevin-Prince Boateng war in seiner Karriere schon mehrfach Ziel von Rassismus durch Zuschauer gewesen und setzt sich aktiv gegen Hass und Intoleranz ein.
Im Pokal-Achtelfinale am 4. Februarsollen Schalke-Fans unter anderem Affenlaute in Richtung des Hertha-Profis und Junioren-Nationalspielers Jordan Torunarigha gerufen haben. Schalke hatte in einem Vereinsstatement bekräftigt, die Aussagen des Spielers hinsichtlich »rassistischer Aussagen und Laute gegen ihn« sehr ernst zu nehmen.
Die Polizei Gelsenkirchen hat nun auch Ermittlungen aufgenommen. »Wir haben von Amts wegen ein Ermittlungsverfahren eingeleitet«, sagte ein Polizeisprecher. Es gehe um den Anfangsverdacht der Beleidigung, sagte der Polizeisprecher. Was während des Spiels konkret vorgefallen ist, sei Gegenstand der Ermittlungen. Eine Anzeige des Berliner Spielers liege der Polizei nicht vor.
Die DFB-Ethikkommission hatte Aussagen von Tönnies, die er im Juli über Afrika gemacht hatte, als rassistisch gewertet. Der Schalker Ehrenrat hatte darufhin beschlossen, dass der Fleisch-Unternehmer für drei Monate sein Amt nicht ausüben darf. Nach seiner Rückkehr hatte Tönnies seine Äußerungen als »Fehler« bezeichnet.
Jordan Torunarighas Vater Ojokojo hat über eigene Erfahrungen mit Rassismus berichtet. »Diskriminierungen lauerten überall. Ich wurde bei einem Stadtfest durch die Stadt gejagt«, sagte der frühere Spieler des Chemnitzer FC der »Bild«-Zeitung. »Die Polizei half mir erst, als sie erkannten, dass ich ein Fußball-Profi war. Ich habe immer versucht, den Rassismus von meinen Kindern fernzuhalten.«
Der gebürtige Nigerianer Torunarigha kam kurz nach der Wende nach Deutschland und spielte unter anderem für den CFC und Borussia Neunkirchen. Sein Sohn Jordan ist seit der Jugend bei Hertha BSC.
»Vielleicht muss er seine Emotionen manchmal besser in den Griff bekommen«, sagte Ojokojo Torunarigha über seinen Sohn. »Aber Rassismus tut unglaublich weh. Viele, die sich jetzt darüber erheben und eine schlaue Meinung haben, wissen nicht, wie es sich anfühlt, rassistisch beleidigt zu werden.«
In seiner Kindheit spielte Jordan Torunarigha auch in Chemnitz und berichtete im vergangenen Jahr in der »Berliner Zeitung« über seine Erfahrungen. »In Chemnitz haben mich einige Eltern meiner Freunde früher nicht akzeptiert«, sagte er im März. »Beim Fußball wurde ich komisch angeschaut. Nicht von den Kindern, die kennen Rassismus nicht, aber von deren Eltern habe ich schon immer wieder eine Abneigung gespürt. Mit acht Jahren bin ich dann nach Berlin gekommen. Hier war alles komplett anders.«
Der Fußball-Weltverband FIFA betonte grundsätzlich die Notwendigkeit zum Kampf gegen Diskriminierung. Man habe Mitgliedsverbände, Ligen und Clubs aufgefordert, »ein ähnliches Verfahren wie die FIFA und eine Null-Toleranz-Politik für alle Formen von Diskriminierung im Fußball anzuwenden und scharfe Sanktionen für jede Art solchen Verhaltens auszusprechen«, teilte der Weltverband auf Anfrage mit. Zum konkreten Fall im DFB-Pokal äußerte sich die FIFA wie auch der Europäische Fußball-Union UEFA zunächst nicht.
Die FIFA verwies auf einen am 25. Juli verschickten Brief, in dem die Maßnahmen dargelegt wurden, um Rassismus zu verhindern. In einem dreistufigen Verfahren soll der Schiedsrichter bei derartigen Vorfällen das Spiel zunächst unterbrechen und die Zuschauer per Stadiondurchsage auffordern, mit dem diskriminierenden Verhalten aufzuhören. Sollte sich das Verhalten indes wiederholen, kann ein Spiel auch abgebrochen werden.