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Aktuell WM 2018

»Für mich als Trainer ist alles gesagt«

Joachim Löw will sich nicht mehr mit der Erdogan-Affäre beschäftigen. Rückenwind für Gündogan und Özil

Bundestrainer Joachim Löw (rechts) spricht nach der Pressekonferenz mit Schülern der deutschen Friedrich-Joseph-Haass-Schule Mos
Bundestrainer Joachim Löw (rechts) spricht nach der Pressekonferenz mit Schülern der deutschen Friedrich-Joseph-Haass-Schule Moskau. FOTO: DPA
Bundestrainer Joachim Löw (rechts) spricht nach der Pressekonferenz mit Schülern der deutschen Friedrich-Joseph-Haass-Schule Moskau. FOTO: DPA

MOSKAU. Die Affäre um das Foto-Shooting mit dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan wirkt öffentlich zwar immer noch nach, den Weltmeister beschäftigt das in der Vorbereitung auf das erste Gruppenspiel gegen Mexiko am Sonntag im Luschniki Stadion (17.00 Uhr/MESZ) aber offensichtlich nicht mehr. Bundestrainer Joachim Löw hat bei der Weltmeisterschaft in Russland nur noch seine Mannschaft im Auge, die Affäre ist für ihn kein Thema mehr.

»Für mich ist dazu alles gesagt«, meinte Löw fast ein wenig unwirsch. Der Bundestrainer will sich die Konzentration auf den Sport nun nicht mehr nehmen lassen. Weil es im Vorfeld der WM-Endrunde Störfeuer genug gegeben hat. Löws Argumentation ist nicht unstrittig, aber sie ist nachvollziehbar.

Dass die Weltmeisterschaft 2026 in den USA, Kanada und Mexiko stattfindet und nicht in Marokko, auch das beschäftigt Löw nicht. Der Bundestrainer hat andere Dinge im Kopf. »Ilkay Gündogan und Mesut Özil waren beeindruckt von den Reaktionen, sie haben gelitten, meine Aufgabe als Trainer ist es, beide in Form zu bringen, damit sie einen Mehrwert für meine Mannschaft darstellen.« Präsident Reinhard Grindel ist das leidige Thema offenbar leid: »Ich habe mich klar positioniert, davon habe ich nichts zurückzunehmen. Ilkay Gündogan hat seinen Fehler eingeräumt. Und wenn Mesut Özil sich öffentlich nicht äußern will, dann soll er zumindest die richtige Antwort auf dem Platz geben.«

»Gündogan und Özil waren beeindruckt von den Reaktionen, sie haben gelitten«

Erstmals schien in Moskau die Sonne, als der Titelverteidiger auf dem gepflegten Trainingsrasen von ZSKA Moskau vor den Toren der russischen Metropole 95 Minuten lang intensiv trainierte. Hunderte von Menschen sahen zu, die Begeisterung war spürbar. Und im Trainingsspiel erzielte Gündogan das erste Tor. Auch Özil wurde lachend gesehen. Löw versprühte demonstrativ gute Laune im Mannschaftsquartier. Alle 23 Akteure konnten am Training teilnehmen, keiner verletzt, alles läuft nach Programm. Die Mannschaft wirkt konzentriert, und Löw ist es auch. Die Mission Titelverteidigung in Moskau ist angelaufen.

79 000 Tickets sind in Deutschland für die Weltmeisterschaft verkauft worden, nur in Russland wurden mehr Karten verkauft. Die Vorbereitungsspiele hätten gezeigt, dass der Titelverteidiger noch nicht die notwendige Dynamik hat, »die wir uns erhofft haben«. Aber das werde in der verbleibenden Zeit bis zum ersten Spiel anders werden, da habe er keine Zweifel: »Mexiko ist eine Mannschaft , die aggressiv nach vorne verteidigt, diese Mannschaft wird uns alles abverlangen, aber ich bin sehr sicher, dass sich meine Mannschaft steigern wird.« Auch beim Titelgewinn in Brasilien habe sich die Zuversicht erst im Laufe des Turniers aufgebaut, »und das ist auch in Russland das Ziel«. Löw sprach von hervorragenden Trainingsbedingungen bei ZSKA, auch wenn Julian Draxler mit dem Rasen Probleme hatte, kurz behandelt werden musste, aber unverletzt blieb.

Zur Aufstellung wollte sich Löw noch nicht äußern, die unmittelbare Vorbereitung auf das Spiel beginnt am heutigen Donnerstag. »Mesut Özil gegen Saudi-Arabien nicht spielen zu lassen, war vernünftig, aber auch er ist aktuell fit.« Der Konkurrenzkampf in der Mannschaft sei weiter »intensiv und gewollt«, alles so, wie es sich Löw wenige Tage vor dem Auftakt vorstellt. Dass Spanien zwei Tage vor Turnierbeginn Nationaltrainer Julen Lopetegui entlassen hat, nannte Löw »einen Hammer, aber die Spanier sind eingespielt und gefestigt. Auch wenn es Unruhe in die Mannschaft und den Verband bringt, negative Auswirkungen auf die Form erwarte ich nicht.«

»Auch wenn es Unruhe bringt, negative Auswirkungen auf die Form erwarte ich nicht«

Dass die Spekulationen zunehmen, Jérome Boateng werde den FC Bayern München verlassen, Löw ist das egal: »Das ist immer so, und mich interessiert es absolut nicht, was nach der Weltmeisterschaft ist. Jerome hat nach seiner Verletzung extrem intensiv gearbeitet und ist in guter Verfassung, ein Pfeiler und ein Anführer in der Abwehr. Das interessiert mich.« (GEA)