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Eningerin Jana Fritz fährt mit Tempo ins alpine Rampenlicht

Die Eningerin Jana Fritz debütierte Ende vergangenen Jahres beim Ski-Weltcup. Für die 19-Jährige soll das erst der Anfang gewesen sein. Wie die Nachwuchshoffnung den Weg auf die große Bühne fand.

Im Steilhang fühlt sich die Eningerin wohl.
Im Steilhang fühlt sich die Eningerin wohl. Foto: HaraldSteiner
Im Steilhang fühlt sich die Eningerin wohl.
Foto: HaraldSteiner

ENINGEN. Fast senkrecht wirkt der Hang vor ihr. So steil, dass man fast überkippen könnte. Die Konzentration ist hoch. Die Atmung gleichmäßig. Die Zeit scheint still zu stehen. Wenn dann der Startschuss ertönt, geht alles ganz schnell. Für die nächsten Minuten zählt nur eines: keine Fehler.

Jana Fritz aus Eningen ist eine alpine Ski-Nachwuchshoffnung des Deutschen Skiverbands (DSV). Die 19-Jährige fuhr Ende des vergangenen und Anfang dieses Jahres ihre ersten zwei Rennen im Weltcup. Für sie »ein richtig schönes Erlebnis. Ich habe gar nicht daran gedacht und plötzlich durfte ich doch mitfahren.« Beim ersten Rennen in Semmering (Österreich) wurde sie 38. im ersten Durchgang, beim zweiten Rennen in Kranjska Gora (Slowenien) schied sie aus. Dennoch sagt sie: »Ich hätte nicht gedacht, dass ich so nah an den Top 30 bin.«

Plötzlich Stimmung

Neu war für die junge Athletin nicht nur diese Erkenntnis, sondern auch die große Bühne. Zum ersten Mal fuhr die Debütantin vor einer großen Zuschauerkulisse. Normalerweise seien bei ihren Rennen nur Eltern und Freunde der Fahrer dabei. »Es ist ein bisschen enttäuschend, dass die Unterkategorien nicht so beachtet werden«, bedauert Fritz. Plötzlich fuhr sie vor mehreren Tausend. Wobei sie sagt: »In Semmering haben die Österreicher nur für die Österreicher gejubelt.«

Dass ihr Weg auf die schneebedeckten Abhänge führt, war fast schon vorprogrammiert. Berührungen mit dem Skifahren hatte sie schon von kleinsten Kindesbeinen an. Ihr Vater, Dirk Fritz, ist ehemaliger Snowboard- und Skifahrer. Er nahm seine Tochter schon früh auf die Piste mit. Ihren ersten Unterricht nahm sie im Alter von fünf Jahren bei der TSG Reutlingen. Ihr großes technisches Talent kam da zwar noch nicht wirklich zum Vorschein, denn »als Kind muss man auf wenig achten. Man muss einfach fahren«, wie sie beschreibt. Aber wahrscheinlich ist es genau das, was sie auch heute so erfolgreich macht. Einfach fahren.

Hohes Risiko

Denn sie beschreibt sich selbst so: »Ich fahre eher mehr Risiko, als andere. Im Steilen ziehe ich nicht zurück.« Die Gefahr eines Sturzes ist da zwangsläufig höher. Schlimmere Verletzungen habe sie aber noch nicht gehabt. »Nur mal den Daumen oder das Handgelenk gebrochen, aber nichts, was für den Skifahrer schlimm wäre«, sagt sie trocken. Für den Erfolg gehöre ein gewisses Risiko dazu. »Es gibt immer Fahrer, die voll durchziehen. Also bringt es nichts, wenn man selbst nur 80 oder 90 Prozent fährt.« Angst habe sie nie. Nur Respekt.

Fahrt nahm ihre Karriere auf, als sie ihr erstes Erfolgserlebnis bei einem U10-Rennen in Österreich hatte. Fritz wurde Dritte. Ab diesem Zeitpunkt habe auch sie gemerkt, dass sie wohl talentiert sei. »Den Hang habe ich auch noch vor Augen«, erinnert sie sich. Bestätigt wurde ihr Talent auch zwei Jahre später, als sie in den Kader des Schwäbischen Ski-Verbands aufgenommen wurde. Das Training wurde intensiver. »Wir sind jedes zweites Wochenende zum Skifahren gefahren und die anderen Wochenenden hatten wir Schülerrennen.«

Umzug nach Freiburg

Mit 15 Jahren folgte dann der erste große Schritt für Fritz. Sie zog in das Sportinternat Freiburg. »Meine damalige Trainerin Veronika Fus hat dort gewohnt, da war es nur praktisch, dass ich dann dort auch wohne«, sagt Fritz. Für die Jugendliche eine große Umstellung. »Der Anfang war wirklich schwer und ich hatte Heimweh, aber man gewöhnt sich mit der Zeit daran.« Was ihr zudem zu schaffen machte, war der Schulwechsel. Der sei »nicht so einfach« gewesen.

In Freiburg spürte die frisch Umgezogene dann so langsam, was es bedeutet, professionell zu trainieren. Wo sie früher zwei bis drei Mal in der Woche zum Training ging, musste sie nun zwei bis drei Trainingseinheiten pro Tag absolvieren. »Allein deshalb war es gut, dass ich nach Freiburg gegangen bin«, sagt sie. »Denn ich war noch nie so die Trainingsmaus.«

In der Eliteschule

An den winterlichen Wochenenden fuhr sie von Freitag bis Sonntag Rennen. Und gewann den Deutschen Schülercup. Ein sehr wichtiger Sieg für sie, denn dadurch erfuhr sie sich einen Platz im Skiinternat Oberstdorf. Nur ein Jahr nach ihrem Umzug nach Freiburg zog Fritz also weiter ins Allgäu. Seitdem lebt und trainiert die überzeugte Vegetarierin in der Eliteschule des Olympischen Sportbunds und macht sich fit für ihre angestrebte Profikarriere.

Denn die soll nun richtig losgehen. Vergangenes Jahr machte Fritz, in ihrer Freizeit gerne liest, ihr Abitur und will sich jetzt voll und ganz auf das Skifahren konzentrieren. »Erstmal wieder im Europacup, da will ich in den Top Ten dabei sein.« Immer in der Hoffnung, dass sie erneut im Weltcup mitfahren kann. Denn da will sie auf lange Sicht auch »ganz vorne mit dabei sein. Und irgendwann mindestens ein Weltcup-Rennen gewinnen.«

Jana Fritz ist eine Nachwuchshoffnung des Deutschen Ski-Verbands.
Jana Fritz ist eine Nachwuchshoffnung des Deutschen Ski-Verbands. Foto: DSV
Jana Fritz ist eine Nachwuchshoffnung des Deutschen Ski-Verbands.
Foto: DSV

Blauäugig alles auf die Karte Skifahren setzt Fritz aber nicht. Sie denkt jetzt schon über ein Fernstudium nach. Eventmanagement oder Psychologie könne sie sich vorstellen. Und zudem sei sie momentan auf der Suche nach neuen Hobbys abseits des Schnees. »Ich würde gerne Tennis spielen«, verrät sie. Und auch hier muss die Konzentration hoch sein. Die Atmung gleichmäßig. Und ganz wichtig: keine Fehler machen. (GEA)