REUTLINGEN. Auch wenn die Enttäuschung bei den deutschen Skispringern nach der Vierschanzentournee groß ist - das Ergebnis kommt nicht überraschend. Über 20 Jahre liegt der Gesamtsieg von Sven Hannawald zurück und seither gab es zwar immer wieder zweite und dritte Plätze. Aber zum Triumph reichte es nicht mehr.
Da werden Olympiasieger, Weltmeister oder Weltcup-Führende aufgeboten, die bei jedem anderen Wettbewerb Kandidaten für einen Sieg sind. Nur bei der Tournee klappt es nicht. Was mit dem besonderen Stellenwert dieser Veranstaltung zusammenhängt. Der Kampf auf vier Schanzen scheint hierzulande bedeutsamer als ein Olympiasieg zu sein. Doch nichts ist schwerer, als in Top-Form zu kommen, sie in den Weltcup-Wochen zu konservieren und dann gleich vier Mal in Folge abzurufen.
Auch Österreich mit langer Durststrecke
Davon können auch die Österreicher ein Lied singen. Diesmal feierten die Springer des Nachbarlandes einen dreifachen Triumph. Aber davor mussten sie eine Durststrecke von zehn Jahren überwinden. Obwohl in der Alpenrepublik, in der Skispringen eine absolute Vorzeige-Sportart von größtem Renommee ist, ungleich mehr in die Nachwuchs-Förderung investiert wird als hierzulande.
In einer sehr komplexen Sportart liegt auch Weltklasse-Ahleten nicht jede Schanze gleichermaßen, hinzu kommen wechselnde Wetter-oder Rahmen-Bedingungen. Und schließlich spielt das Selbstvertrauen eine große Rolle. Wer nicht mit dem Druck umgehen kann, wenn schon 14 Tage vor dem Auftakt von den deutschen Siegchancen und Hoffnungsträgern geschrieben wird, der hat bereits verloren. Solange man sich nicht einen Funken Leichtigkeit auf dem Bakken bewahrt, wird jeder Sprung zum Ballast.
Paschke hat nicht enttäuscht
In dieser schwierigen Ausgangslage Gesamt-Sechster wie Pius Paschke zu werden, ist keine Enttäuschung. Der Bayer war immer noch der Beste des Teams. Erst vor zwei Jahren sprang er ganz nach vorne, nun hat er sich auf hohem Niveau etabliert. Fünf Weltcup-Siege hat der 34-Jährige in diesem Winter schon geholt. Seine Saison wird im Rückblick eine sehr gute gewesen sein - auch ohne Podestplatz bei der Vierschanzentournee.