FRANKFURT/MAIN. Massenhafte Präventivtests könnten die Lösung für die Rückkehr der Zuschauer in die Fußball-Stadien sein. So stellt es sich jedenfalls Fritz Keller vor.
»Es muss einen Weg geben, über Tests wieder eine gewisse Normalität zu erlangen«, sagte der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes der »Badischen Zeitung« und hofft für das Länderspiel gegen Spanien Anfang September in Stuttgart auf eine Teilöffnung der Arena.
Wohlwollend werden die Bemühungen des Fußballs auf dem Weg zurück zu ein wenig Normalität im Zuge der Corona-Krise in der Politik aufgenommen. »Die Frage, wie Fußballspiele stattfinden mit Zuschauern, ist ein wichtiges Signal auch für alle anderen Großveranstaltungen. Da müssen die Regeln passen«, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Montag bei einer Wahlkampfveranstaltung in Köln. Das Konzept der Deutschen Fußball Liga sei für sich genommen überzeugend, befand Spahn.
Die Bundesliga und die 2. Bundesliga starten am 18. September in die Spielzeit 2020/21. Eine Woche zuvor findet die erste Runde im DFB-Pokal statt. DFB und Deutsche Fußball Liga (DFL) hatten zuletzt einen Leitfaden für die Rückkehr von Zuschauern vorgelegt. Dieser soll nicht nur bei der Erarbeitung standort-individueller Konzepte helfen, sondern auch das Vorgehen in der 3. Liga, im DFB-Pokal, bei der Nationalmannschaft und in der Frauen-Bundesliga regeln.
Der DFB arbeite mit Experten und Wissenschaftlern aus vielen Bereichen an einem System, das Stadionbesuche wieder ermöglichen soll, betonte Keller. Mögliche Kritik an einer Sonderrolle des Fußballs wies er zurück. »Die Präventivtests kommen nicht dem Fußball zugute, sondern allen«, sagte der DFB-Chef.
Mit der Infrastruktur seiner 25 000 Vereine könne der DFB der Gesellschaft helfen. »Wenn von 7,1 Millionen Mitgliedern im Idealfall jedes fünf bis zehn Menschen aus seinem Verein zum Testen bewegt, kann man sich ausrechnen, wie viel wir erreichen könnten«, sagte Keller. In jedem Verein gebe es jemanden mit medizinischer Erfahrung, der die Selbsttests anleiten könne. Schon am Morgen nach dem Test könne man das Ergebnis auf dem Handy haben.
Bei einem negativen Testresultat sei Keller zufolge ein Stadionbesuch unbedenklich. »Da Wissenschaftler davon ausgehen, dass man bis zu 48 Stunden nach einem Test mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit niemand anderen anstecken kann, ist es möglich, innerhalb dieses Zeitraums ein Höchstmaß an Sicherheit für andere zu gewährleisten«, erklärte der 63-Jährige.
Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) hatte sich bereits am Wochenende in der »Bild am Sonntag« dafür offen gezeigt. »Wenn ein gutes Hygienekonzept vorliegt und Abstand zwischen den Besuchern gewährleistet ist, können Veranstaltungen stattfinden - auch mit einer größeren Zahl an Zuschauern.«
Ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums sagte am Montag, grundsätzlich müssten die einzelnen Fußballclubs eigenständige Hygienekonzepte vorlegen, die von den örtlichen Gesundheitsämtern abgenommen werden müssten. »Aber entscheidend ist nicht auf dem Papier, entscheidend ist auf dem Platz, oder in diesem Falle im Stadion. Deswegen ist es wichtig, dass die jeweiligen Vereine mit ihren Gesundheitsämtern vor Ort die Konzepte so anpassen, dass das auch umgesetzt wird. Und mir ist wichtig, dass das auch genau eingehalten wird«, betonte Spahn. Dabei gehe es auch um die Nachvollziehbarkeit, wer hat wo gesessen. »Wobei ich sehr dafür werbe, den Mindestabstand von 1,50 Metern im Stadion auch einzuhalten«, betonte der Minister. (dpa)
© dpa-infocom, dpa:200719-99-850295/5