Logo
Aktuell Leichtathletik

Deutsche Meisterschaften in Pliezhausen: Alina Reh und Simon Boch sorgen für Spektakel

Faustdicke Überraschungen gab’s im Pliezhäuser Schönbuchstadion bei den deutschen Meisterschaftsläufen über 10.000 Meter. Im Eilzugtempo liefen Alina Reh bei den Frauen und Simon Boch bei den Männern jeweils zum deutschen Meistertitel und erfüllten beide die Norm für die Europameisterschaften im August in München

Ganz im Glück: Alina Reh aus Laichingen gewinnt am Samstagabend in Pliezhausen den deutschen Meistertitel über 10 0OO Meter.   F
Ganz im Glück: Alina Reh aus Laichingen gewinnt am Samstagabend in Pliezhausen den deutschen Meistertitel über 10.000 Meter. Foto: Frank Pieth
Ganz im Glück: Alina Reh aus Laichingen gewinnt am Samstagabend in Pliezhausen den deutschen Meistertitel über 10.000 Meter.
Foto: Frank Pieth

PLIEZHAUSEN. »Der Knoten ist bei mir wieder geplatzt. Ich habe gezeigt, dass ich kämpfen kann, dass ich wieder da bin.« Aus der 24 Jahre alten Alina Reh aus Laichingen von der Schwäbischen Alb sprudelte es nur so heraus, als sie im Alleingang in der klasse Zeit von 32:06,63 Minuten zum zweiten Mal nach 2019 sich zur deutschen Langstreckenmeisterin gekrönt hatte. Die Lokalmatadorin, die nur 45 Kilometer von Pliezhausen entfernt daheim ist, hatte bis kurz vor dem Startschuss gar nicht gewusst, ob sie wirklich bei der DM starten kann. Vor vier Monaten kurz vor Weihnachten hatte sie nach ihrer Booster-Impfung gegen das Coronavirus eine Herzmuskelentzündung erlitten. Die danach folgende Zwangspause war für die EM-Vierte von Berlin 2018 hart und ließ sie sogar ans Karriereende denken: »Ich habe kurzzeitig alles infrage gestellt.«

Spannung pur zwischen den beiden Regensburger Meisterschaftsläufern bei Dunkelheit, bis Simon Boch (links) 300 Meter vor dem Zie
Spannung pur zwischen den beiden Regensburger Meisterschaftsläufern bei Dunkelheit, bis Simon Boch (links) 300 Meter vor dem Ziel Filimon Abraham überspurtet und sich so den 10.000-Meter-Titel schnappt. Foto: Frank Pieth
Spannung pur zwischen den beiden Regensburger Meisterschaftsläufern bei Dunkelheit, bis Simon Boch (links) 300 Meter vor dem Ziel Filimon Abraham überspurtet und sich so den 10.000-Meter-Titel schnappt.
Foto: Frank Pieth

Doch exakt vor einer Woche habe sie im Training dann gespürt, dass sie wieder angreifen und sich auf ihren Körper wieder verlassen könne, sagte sie nach ihrem famosen Meisterschaftsrennen am Samstagabend in Pliezhausen. »Dabei bin ich nicht verbissen jetzt am Start gestanden und wollte nur nach Gefühl und für meinen Genuss laufen.« Dass ihr das aber derart gut gelang und sie von den 25 Stadionrunden 23 allein fast federleicht vorne weg lief und am Ende noch die Norm 32:20,00 Minuten für die Heim-EM in München auf Anhieb knackte, das warf sie selbst fast um und ließ sie anschließend fast noch stärker als das einsetzende Flutlicht strahlen. »Ich will wieder«, zog sie für sich sofort auch ein positives Fazit, beim Europacup Ende Mai und natürlich bei der Heim-EM in München wieder anzugreifen. Auf die Plätze kamen hinter ihr Marathonspezialistin Katharina Steinruck (Frankfurt/32:26,28 Minuten) und Eva Dieterich (Kassel/32:40,11). Altmeisterin Sabrina Mockenhaupt-Gregor, die ein Kind hat und in Metzingen wohnt und für den LV Pliezhausen startet, kam bei ihrem Meisterschafts-Comeback in ganz starken 33:37,60 Minuten als Neunte ins Ziel.

Wie ein Uhrwerk spulte auch der 28 Jahre alte deutsche Halbmarathon-Meister Simon Boch seine 10 000 Meter ab, wobei er sich einfach an die Fersen des mutig Tempo machenden Regensburger Vereinskameraden Filmon Abraham setzte. Erst 300 Meter vor dem Ziel spurtete er dann schon bei einbrechender Dunkelheit an Abraham vorbei und siegte in sehr guten 28:11,69 Minuten vor seinem Clubkollegen (28:15,95). Damit wäre er auch für die Heim-EM qualifiziert, doch Simon Boch meinte: »Heute ging es mir hier nur um den Titel und bei der Heim-EM starte ich ganz sicher nur im Marathon.« Lokalmatador Lorenz Baum von der LAV Stadtwerke Tübingen kam bei seiner Bahn-Premiere in bärenstarken 29:46,96 Minuten als Sechster ins Ziel. (GEA)